Eine Frau studiert die Produkteangaben vor dem Kühlregal in einem Supermarkt
Greenpeace/Mitja Kobal
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Nestle hat Preise kräftig angehoben

Nestle hat die Preise seiner Produkte um durchschnittlich 6,5 Prozent angehoben. Der Konzernumsatz konnte durch die höheren Verbraucherbelastungen um 9,5 Prozent im Halbjahr gesteigert werden. Man werde genau beobachten, „ob die Verbraucher die Preiserhöhungen auch weiterhin schlucken“, heißt es seitens des Konzerns.

Der Schweizer Nahrungsmittel- und Getränkekonzern Nestle hat die Produktpreise deutlich angehoben. Im ersten Halbjahr schraubte der Hersteller von Nespresso, KitKat und Perrier seine Preise um durchschnittlich 6,5 Prozent hoch. In der Vorjahresperiode hatte sich der Anstieg auf lediglich 1,3 Prozent belaufen. Nestle wolle mit den Erhöhungen die „beispiellose“ Verteuerung der Rohstoff-, Verpackungs-, Fracht- und Energiekosten abfedern, heißt es aus dem Unternehmen.

Nestle: Arbeiten hart an Effizienzsteigerungen

Nestle sei aber bereit, einen Teil der Inflation selbst zu schultern und einen vorübergehenden Margenrückgang in Kauf zu nehmen, sagte Konzernchef Mark Schneider. Man arbeite hart an Effizienzsteigerungen, um die Auswirkungen auf Verbraucher abzumildern, so Schneider.

Die Preissteigerungen kurbelten das Wachstum an. Der Umsatz des Konzerns aus Vevey am Genfersee kletterte im Halbjahr um 9,2 Prozent auf 45,6 Mrd. Franken (46,7 Mrd. Euro). Davon entfiel der Löwenanteil auf höhere Preise, der Rest auf Volumenwachstum und Zukäufe.

Preiserhöhungen sorgt für steigende Umsätze

Schneider hob die Prognose für das organische Umsatzwachstum im Gesamtjahr auf sieben bis acht von rund fünf Prozent an. Zuvor hatten bereits andere Konsumgüterkonzerne wie Unilever, Danone und Reckitt Benckiser ihre Umsatzprognosen für das Gesamtjahr nach oben geschraubt, nachdem sie dank kräftiger Preiserhöhungen die Umsatzerwartungen für das zweite Quartal übertreffen konnten.

Für die Branche ist entscheidend, ob die Verbraucher die Preiserhöhungen auch weiterhin schlucken und im Supermarkt nach hochpreisigen Produkten greifen. „Dies ist natürlich die Schlüsselfrage, die jeder sehr genau beobachtet“, sagte Schneider. Bis jetzt gebe es nur sehr wenige Anzeichen dafür, dass sich die Konsumenten günstigeren Produkten zuwendeten. „Das heißt aber nicht, dass es nicht doch passieren könnte, und das ist etwas, das wir in der zweiten Jahreshälfte im Auge behalten müssen.“

Inflation und Lieferkettenprobleme

Im Gegensatz zur Umsatzprognose nahm Schneider den Margenausblick leicht zurück. Statt einer operativen Marge von 17,0 bis 17,5 Prozent peilt der Nestle-Chef nun für heuer noch rund 17 Prozent an. Dahinter stecken Inflation und Lieferkettenprobleme. Nestle gibt die höheren Einkaufskosten zwar jeweils an den Handel und die Verbraucher weiter. Angesichts der Preisvereinbarungen besteht dabei aber eine zeitliche Verzögerung. Bernstein-Analyst Bruno Monteyne zufolge ist Nestle der erste große Branchenvertreter, der den Margenausblick senkt.

Der Reingewinn von Nestle sank in den ersten sechs Monaten um 11,7 Prozent auf 5,2 Mrd. Franken und verfehlte damit die Analystenerwartungen. Nestle verwies auf Wertberichtigungen etwa für das Russland-Geschäft sowie auf Restrukturierungskosten. An der Börse verloren die Aktien 1,5 Prozent.