Wanderer folgen einer Handy-App
Wolfgang Warmuth
Wolfgang Warmuth

Wie das Handy beim Wandern länger durchhält

Beim Wandern, Radfahren und anderen Outdooraktivitäten ist meist das Smartphone mit dabei. Nützlich zum Navigieren und Fotografieren ist es aber nur, solange der Akku geladen ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, damit er unterwegs länger durchhält: Stromfresser am Handy lassen sich vorsorglich ausschalten, Akkupacks und Solarladegeräte sorgen für zusätzlichen Strom.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Da hat man es bis zum Gipfel geschafft, jetzt noch schnell das obligate Foto und ausgerechnet jetzt ist der Akku leer. Ohne Strom geht heutzutage auch in den Bergen nichts mehr. Beim Selfie ist das nicht weiter tragisch, es gibt aber auch Notsituationen in den Bergen, in denen es wichtig ist, dass das Smartphone geladen ist.

Bildschirm ausschalten spart Strom

„Der Bildschirm verbraucht den meisten Strom, deshalb sollte das Handy beim Wandern so eingestellt werden, dass der Bildschirm nicht andauernd leuchtet, sondern schwarz bleibt“, so Georg Rothwangl, IT-Experte beim österreichischen Alpenverein.

Den Bildschirm nur dunkler zu machen, bringe hingegen kaum eine Stromersparnis. Durch die schwächeren Kontraste braucht man erfahrungsgemäß länger, um überhaupt etwas erkennen zu können.

Schlechte Internetverbindung leert den Akku

Eine schlechte Internetverbindung sorgt ebenfalls dafür, dass der Akku rasch leer wird. „Oft sind die Leute überrascht, weil ihr Handyakku mit den selben Einstellungen – Telefonverbindung und mobile Datenverbindung sind an – im Gebirge wesentlich kürzer hält als in der Großstadt “, so Rothwangl. Das liege daran, dass bei schlechtem Mobilfunkempfang sehr viel Energie verbraucht wird, um die Sendleistung aufrecht zu erhalten.

Wanderer mit Handy im Hochgebirge
Wolfgang Warmuth
Das Aufzeichnen einer Tour kostet viel Strom

Bei einer Wandertour sollten außerdem Apps geschlossen werden, die im Hintergrund Daten herunterladen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die mobile Datenverbindung ausschalten oder sogar ganz in den Flugmodus wechseln. Dann kann man allerdings auch nicht telefonieren.

Standort nur zwischendurch mit GPS bestimmen

Wird das Smartphone als Navigationshilfe genützt, genüge es, den Standort nur hin und wieder mittels GPS zu erfassen. Das belastet den Akku kaum. Wird hingegen die gesamte Route mit einer App aufgezeichnet, frisst das Strom, weil das Handy ständig eine Verbindung zu den GPS-Satelliten halten muss. Besser man lädt das Kartenmaterial vorab herunter und kann es somit auch ohne Internetverbindung nutzen.

Videos verbrauchen deutlich mehr Akkuladung als Fotos, weil ihre größere Datenmenge auf dem Handy verarbeitet und abgespeichert werden muss. Damit das Handy länger durchhält, kann man Videos und Fotos erst später hochladen. Recht sparsam ist es hingegen, unterwegs Musik zu hören.

Extreme Temperaturen vermeiden

Auch die Temperatur kann dem Smartphone zusetzen. „Grundsätzlich hat der Akku ganz hohe und ganz tiefe Temperaturen nicht so gerne“, so Rothwangl. Im Sommer sei es ratsam, das Handy dort zu verstauen, wo es nicht so heißt wird. „Also nicht in einer schwarzen Hülle außen sichtbar am Rucksack, wenn die Sonne scheint.“

Was sich auf jeden Fall auszahlte, ist, das Handy so aufzubewahren, dass es bei einem Sturz nicht beschädigt wird.

SMS brauchen am wenigsten Strom

Ist der Akku trotz aller Vorsichtsmaßnahmen fast leer, sei es besser in den Flugmodus zu wechseln als das Gerät komplett auszuschalten, weil das neuerliche Hochfahren mehr Strom kostet. Per SMS kann man andere Personen wissen lassen, dass man ab nun auf der Tour telefonisch nicht erreichbar ist. Das Versenden einer SMS belastet den Akku am wenigsten.

Vier Personen mit diversen Smartphones
Wolfgang Warmuth
Beim Wandern in der Gruppe genügt es oft, wenn nur ein Handy eingeschaltet ist

Powerbanks und Solarpanels zum Nachladen

Für längere Wanderungen ist die Mitnahme eines Zusatzakkus ratsam. Diese Powerbanks gibt es in unterschiedlichen Größen. Je größer der Akku, umso schwerer ist er und umso öfter kann man damit das Smartphone aufladen. „Wir empfehlen normalerweise einen Akkupack mit mindestens 10.000 Milliamperestunden (mAh). Damit kann man ein normales Handy ungefähr dreimal aufladen“, so Rothwangl. Die besten Powerbanks im Test gibt es hier.

Auch mithilfe eines Solarpanels bekommt das Handy wieder Strom. Dieses Solarladegerät wird tagsüber außen am Rucksack getragen. Es sollte robust und gleichzeitig biegsam sein, damit es gut am Rucksack anliegt. Das Laden des Handys über Akkupacks und Solarpanels geht jedoch langsam. Diese Geräte schließt man besser bereits an, wenn der Akku noch halbvoll ist.

Hilfe holen ohne Handy

Smartphones und Wanderapps sind praktische Helfer für unterwegs, die eigene Orientierung sollten sie aber nicht ersetzen. „Wenn der Akku leer ist, kann ich mich weder mit einer App orientieren, noch einen Notruf machen“, so Rothwangl.

Dann bleibt nur das alpine Notsignal, um Hilfe zu holen. Es besteht aus sechs Signalen pro Minute, die Antwort sind drei Signale pro Minute. Die Signale können lautes Rufen, Pfeifen oder Lichtzeichen sein.

Hat das Handy noch minimal Strom erfolgt der Hilferuf vorzugsweise per SMS. Kommt noch eine Telefonverbindung zustande, ist diese in den ersten 30 Sekunden am besten, danach fällt die Leistung ab. Deshalb sollte bereits vorher überlegt werden, welche Information für die Helfer am wichtigsten ist. „Und das ist in erster Linie der Standort, alles andere kann dann vor Ort geklärt werden“, so Rothwangl.