Katharina Gruber, Juristin in der Konsumentenschutzabteilung der Arbeiterkammer Steiermark (AK), schildert einen typischen Fall: Eine 21-jährige Studentin aus Graz sperrt sich aus ihrer Wohnung aus. Daraufhin suchte sie im Internet nach einem Schlüsseldienst und rief einen der Erstgereihten an. Der Handwerker kam, öffnete die Tür und verlangte 872 Euro. Die Studentin traute ihren Ohren nicht. „Sie wurde aber von dem Herrn so eingeschüchtert und bedrängt, die Rechnung sofort in bar zu begleichen, dass sie schließlich bezahlte. Auch um keine weiteren Probleme zu bekommen“, so Gruber.
Bekannte Masche, diesmal aus dem Inland
In den sieben Jahren, die Katharina Gruber bei der AK Steiermark beschäftigt ist, waren Schlüsseldienste immer ein Thema. Jede Woche geht mindestens eine Beschwerde ein. Stets geht es um horrende Preise, schlecht erbrachte Dienstleistungen, manchmal sogar um Beschädigungen. Hatte man es während der vergangenen Jahre vor allem mit ausländischen Firmen oder Scheinfirmen zu tun, ist der Haupttäter seit November vergangenen Jahres ein österreichisches Unternehmen nur Sitz in Feldkirch: Die „LL Hausmeister Service GmbH“.
Zu dieser Firma sind bereits mehr als 20 Beschwerden allein bei der AK Steiermark eingegangen. Dabei ging es auch um andere Dienstleistungen, die das Unternehmen anbietet: etwa Hilfe bei undichten Heizanlagen oder Boilern oder tropfenden Wasserhähnen. Häufig konnte der Schaden durch die Mitarbeiter nicht behoben werden, hohe Preise wurden dennoch verlangt – an Ort und Stelle und in bar.
Interventionen brachten teilweise Erstattungen
Um intervenieren zu können, hat die AK Steiermark in allen Fällen Kostenvoranschläge von ortsansässigen Firmen eingeholt. So auch bei der Studentin aus Graz, die für das Öffnen ihrer Wohnungstür knapp 900 Euro bezahlt hat. Der Kostenvoranschlag eines lokalen Betriebs belief sich auf 136 Euro, der des zweiten lag bei 120 bis 200 Euro.
Sind die Preise wie im Falle des Vorarlberger Unternehmens völlig überhöht, können Betroffene einen Teil des Geldes zurückfordern, wenn sie belegen können, dass ortsansässige Unternehmen die gleiche Leistung um weniger als die Hälfte des Preises anbieten, so Gruber. Die AK bietet hierbei Unterstützung. Bisher hat die Firma auf solche Forderungen reagiert. Zwar hieß es immer, man habe völlig ordnungsgemäß gearbeitet und der Preis sei gerechtfertigt, man sei dennoch an einer einvernehmlichen Lösung interessiert.
Auch nach Vergleich noch teurer
Im Fall der Grazer Studentin war das erste Angebot eine Rückerstattung in Höhe von 100 Euro. „Das war natürlich viel zu wenig. Dann haben wir einen Vorschlag gemacht, dann wieder das Unternehmen. So ist es ein paar mal hin- und hergegangen, und schlussendlich haben wir uns auf 350 Euro geeinigt“, so AK-Juristin Katharina Gruber. Damit kostete der Einsatz allerdings immer noch deutlich mehr als ortsüblich. Bisher sei es in allen Fällen, in denen die AK Steiermark interveniert hat, schließlich zu einem solchen Vergleichsangebot gekommen. Auf die Aufforderung zur Stellungnahme gegenüber help.ORF.at reagierte das Unternehmen nicht.
Undurchsichtige Website, unklares Impressum
Der Firma aus dem Weg zu gehen, ist nicht einfach, sagt Katharina Gruber. Sie tritt unter aufsperrdienst24.at auf, der Name der Firma scheint nirgends auf. Im Impressum findet sich eine Wiener Adresse. Erst auf dem Rechnungskopf erscheint das Vorarlberger Unternehmen mit vollem Namen.
Bei der Internetrecherche nach einem Schlüsseldienst empfiehlt AK-Juristin Gruber, nicht die erstbeste Nummer zu wählen, sondern in Ruhe nach dem Firmensitz des Unternehmens zu suchen und Erfahrungsberichte anderer Konsumenten zu recherchieren. Geprüfte und qualifizierte Betriebe findet man auf meinaufsperrdienst.at, betrieben von der Wirtschaftskammer.
Erratum
In einer früheren Version dieses Artikels wurde auch die Domain aufsperrdienst.at der LL Hausmeister Service GmbH zugeschrieben. Das ist nicht korrekt. Die Betreiber von aufsperrdienst.at haben keine Verbindung mit dem kritisierten Unternehmen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.