Ein dünner Ast wird mit einer Gartenschere abgezwickt
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Nichts für stärkere Zweige: Gartenscheren im Test

Gartenscheren gehören zur Grundausstattung im Garten. Ist die Qualität schlecht, leidet nicht nur die Pflanze, sondern auch die Laune der Hobbygärtnerinnen und -gärtner. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat Gartenscheren getestet und viele „gute“, aber kein „sehr gutes“ Modell gefunden. Mit stärkeren Zweigen kamen alle Scheren schlechter zurecht als versprochen.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Wer dachte, eine Gartenschere ist eine Art Universalwerkzeug, mit dem man mehr oder weniger alles im Garten schneiden kann, wird bei einem Blick in die Zubehörabteilung diverser Gartencenter rasch eines Besseren belehrt. Auch bei Gartenscheren gibt es Spezialisten: Blumen- und Rosenscheren schneiden anders als Ast- und Gartenscheren für Bäume, Hecken und Sträucher.

Bypass-Scheren und Amboss-Scheren

„Es gibt zwei Arten von Gartenscheren: Bypass- und Amboss-Scheren“, so Christian Undeutsch, Projektleiter beim VKI. Eine Bypass-Schere ist vergleichbar mit einer normalen Haushaltsschere, es werden zwei Klingen aneinander vorbeigeführt. Bei einer Amboss-Schere trifft eine Klinge auf eine breite, stumpfe Fläche.

Der VKI testete 24 Bypass-Gartenscheren. Das günstigste Modell kostete neun Euro, das teuerste 55 Euro. Eine gute Gartenschere soll angenehm in der Hand liegen, nicht zu schwer sein und ohne großen Kraftaufwand sowohl dünne Blumenstängel als auch stärkere, verholzte Zweige sauber abtrennen.

18 „gute“, sechs „durchschnittliche“ Produkte

„Der Test fiel im Großen und Ganzen sehr positiv aus, die Scheren bewährten sich in der Praxis“, so Undeutsch. 18 Modelle wurden mit „gut“ beurteilt und sechs mit „durchschnittlich“. Die eine „sehr gute“ Schere, mit der in einem Garten jeder Strauch, jeder Ast und jede Staude sauber geschnitten werden kann, war nicht dabei. Denn alle Scheren hatten mit einem Problem zu kämpfen.

Gartenscheren Felco 4, Gardena B-M und Gardena B-S-X
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Die Besten (von li. nach re.): Testsieger Felco 4 (50 Euro), Gardena B/M 8904-20 (26 Euro), Gardena B/S-XL 8905-20 (33 Euro)

Schwächen bei dickeren Ästen

„Enttäuschen war für uns, dass kaum eine Schere den ausgelobten Schnittdurchmesser erreichte“, so der Testleiter. Bei allen Modellen bis auf drei war ein größtmöglich zu schneidender Durchmesser von 20 bis 25 Millimeter angegeben. Im Test wurden mit den Scheren sowohl 5 mm dünne Blumenstängel bis hin zu 25 mm dicke, verholzte Zweige geschnitten. „Keine einzige Schere schaffte 25 mm dicke Zweige, und viele sind oft schon bei einer Aststärke von 20 mm gescheitert.“

Nur die teuerste der drei getesteten Scheren des Herstellers Wolf (WOLF-Garten RR 4000, 23 Euro) war etwas besser und bekam beim Schneiden von 20 mm dicken, verholzten Zweigen ein „Durchschnittlich“.

Klingen nützen sich rasch ab

Die Produkte waren allesamt recht robust, einen Falltest aus einer Höhe von eineinhalb Metern auf Betonboden überstanden sie problemlos. Auch die Verarbeitungsqualität war bei den meisten Modellen „gut“ oder „sehr gut“. Nur das Schlusslicht der Tabelle, die Gartenschere LUX-Tools von Obi um zehn Euro, konnte da nicht mithalten.

Im Haltbarkeitstest zeigte sich, dass die Klingen mancher Modelle nach 400 Schnitten an zehn bis 15 mm dicken Holzzweigen bereits merklich an Schärfe verloren haben. „Das bedeutet, dass mitunter nach nur einem arbeitsreichen Tag bereits ein Nachschärfen notwendig werden könnte“, so Undeutsch.

Beschwerlich für Linkshänder

Die ersten fünf Plätze teilen sich diverse Modelle der Hersteller Felco und Gardena. Sie kosten zwischen 26 und 55 Euro. Testsieger mit der Gesamtnote „gut“ ist die Gartenschere Felco 4, sie gehört mit einem Preis von 50 Euro zu den teuersten Produkten. „Gute“ Gartenscheren gibt es jedoch auch günstiger um weniger als 20 Euro.

Für Linkshänder sind die Gartenscheren generell schlechter geeignet als für Rechtshänder. Einige Hersteller bieten aber eigene Linkshänder-Ausführungen an.

Ein dünner Ast wird mit einer Gartenschere abgezwickt
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Nachdem keine einzige Schere 25 mm dicke Zweige schaffte, wurde dieser Punkt nicht bewertet

Reparieren und nachschärfen

Wird das Schnittbild mit der Zeit unsauber, sollte man der Ursache auf den Grund gehen. Unscharfe Klingen lassen sich nachschärfen. Vorsicht bei Klingen mit einer Beschichtung, sie kann beim Schleifen beschädigt werden. Hier sollte man sich an die Herstellerhinweise halten.

„Schwergängige Gartenscheren muss man nicht gleich entsorgen, sondern man kann versuchen, sie zu reparieren“, so Undeutsch. Zuerst den sichtbaren Rost und Schmutz abbürsten und dann Öl einwirken lassen. Ist größerer Aufwand notwendig, kann auch versucht werden, die Schere auseinanderzubauen und die Einzelteile einzufetten.

Spezielle Scheren für Äste und Drähte

Auch wenn das Schnittgut gerade noch zwischen die Klingen passt und man auch die nötige Kraft zum Zusammendrücken hätte, sollte das nicht ausgereizt werden. Es besteht das Risiko, dass sich Klingen verformen und Scherengelenke ausleiern. Für das Schneiden stärkerer Zweige ab 20 mm sind Astscheren besser geeignet.

Gartenscheren sollten nicht dazu verwendet werden, um Draht abzuschneiden, da die Klingen darunter leiden. Es gibt jedoch Scherenmodelle, die über einen speziellen Drahtschneider verfügen. Mit diesem lässt sich der Draht abtrennen.

Vor dem Einwintern sollte eine Gartenschere gründlich gereinigt und eingeölt sowie an einem trockenen Ort gelagert werden.