Wasserdampf steigt aus dem deutschen Braunkohlekraftwerk Jänschwalde
APA/zb/Patrick Pleul
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AK-Studie zu nachhaltigen Investmentfonds

Die Arbeiterkammer (AK) Wien hat während der vergangenen eineinhalb Jahre sämtliche nachhaltige Investmentfonds der größten Banken in Wien, Niederösterreich und Kärnten untersucht. Das Ergebnis war ernüchternd: Die meisten Banken sind in ihrer Performance weder authentisch noch transparent. Einigen betreiben sogar Greenwashing. Konsumenten können sich aber mit Gütesiegeln und Bewertungsplattformen im Internet weiterhelfen.

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Im März 2019 verabschiedete die EU-Kommission ein umfassendes Verordnungspaket, das es unter anderem möglich machte, Investmentfonds hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu beurteilen. Das war Anlass für die AK Wien, eine Studie dem Thema „Grüne Finanzprodukte“ zu widmen.

Vorgabe: 10.000 Euro nachhaltig veranlagen

AK-Finanzexperte Christian Prantner und seine Kolleginnen befragten dazu die Nachhaltigkeitsexperten der größten Banken von Wien, Niederösterreich und Kärnten. Außerdem wurde jede einzelne Bank von Testkäufern besucht, um herauszufinden, ob die Aussagen der Banker mit der Realität übereinstimmen.

Die Veranlagungssumme war stets 10.000 Euro. Angegeben wurden außerdem eine mittlere Risikobereitschaft ohne ausgeprägte Kursschwankungen, sowie eine gewünschte Veranlagungsdauer von fünf bis zehn Jahren. Der Ertrag sollte höher sein als auf einem Sparbuch.

Beratungen auf normale Investmentfonds ausgerichtet

Schon beim ersten Telefonat, bei dem ein persönlicher Beratungstermin vereinbart wurde, kündigten die Testkäufer an, sich für einen nachhaltigen Investmentfond zu interessieren. „Bei jedem vierten Gespräch mussten die Testkäufer den Anlageberater darauf hinweisen, dass es um einen nachhaltigen und nicht um einen herkömmlichen Fond geht“, so Prantner. Die Studienautoren mussten feststellen, dass viele Beratungen darauf ausgerichtet sind, ganz normale Investmentfonds zu verkaufen.

Kritik an Aktienfonds mit hohem Risiko

Und noch etwas erstaunte Prantner und sein Team: Jedes zweite, angebotene Investmentprodukt war ein reiner Aktienfond und zwar mit hohem Risiko. Bei der Risikoeinstufung eines Fonds sei eine siebenstufige Skala üblich, von Stufe 1 „sehr sicher“ bis Stufe 7 „sehr hohes Risiko“.

Die meisten angebotenen Aktienfonds fielen in die Stufe 6. „Da sind wir weit entfernt von der gewünschten mittleren Risikobereitschaft, die die Testkäufer gefordert hatten“, so der Finanzexperte. In der Studie wurden derlei Gespräche deshalb als „fehlerhafte, schlechte Beratung“ abgewertet. Mit der Begründung, dass die Risikobereitschaft der Kunden nicht gewürdigt worden sei.

Fehlende Transparenz bei Nachhaltigkeit

Insgesamt war das Ergebnis der Studie ernüchternd: Die Mehrzahl der Banken handeln aus Sicht der AK weder authentisch noch transparent. So fanden die Tester etwa Phrasen wie „Wir leben Nachhaltigkeit auf allen Ebenen“, aber auch typische Greenwashing-Phrasen, die etwa so lauten: „Das Unternehmen ist nachhaltig und bietet nachhaltige Finanzprodukte an, weil es bereits seit mehr als 20 Jahren am Markt tätig ist.“

Oder die vielleicht absurdeste Argumentation: „Die Bank ist nachhaltig, denn Teile unserer Kundschaft kommen aus moralisch hochbewerteten Institutionen wie Kirche oder NGOs.“

Lob für die Erste Bank

Nur eine Bank habe ein positives Bild hinterlassen: die Erste Bank Kapitalanlagegesellschaft. Prantner lobt die „sehr gut aufgebaute Internetseite“, auf der man sich als Besucherin und Besucher gut orientieren könne. Abrufbar seien die verschiedenen Fondkategorien. Zudem könne man nach der gesetzlich vorgeschriebenen Offenlegungsverordnung zwischen Fonds nach Artikel 8 und solchen nach Artikel 9 unterscheiden.

Auf Gütezeichen und Bewertungsplattformen achten

Bei der Wahl der besten nachhaltigen Investmentfonds empfiehlt der AK-Finanzexperte auf zwei Gütezeichen zu achten: das Österreichische Umweltzeichen und das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Zusätzlich empfiehlt er Onlinebewertungsplattformen wie den deutschen Finanztest und die Websites cleanvest.org und mountain-view.com.

Farbige Kategorien erleichtern die Auswahl

Seit vergangenem Jahr gibt es außerdem die gesetzliche Regelung, dass Anbieter nachhaltiger Investmentfonds ihre Produkte in farbige Kategorien einordnen müssen. Hellgrün steht dabei für soziale und ökologische Aspekte, dunkelgrün für angestrebte Nachhaltigkeit. Prantner rät dazu, sich an den dunkelgrünen Fonds zu orientieren, „weil die für sich beanspruchen, ein Nachhaltigkeitsziel zu erreichen.“

Eine gute Entscheidung sei, wenn man als Konsument sagen könne, man habe nicht nur die Bankberatung in Anspruch genommen, sondern auch andere Quellen bemüht, um zu einem Urteil zu kommen. Am Ende solle man zu dem Ergebnis kommen, dass „mehrere Quellen dafür sprechen“, so der Finanzexperte.