iPhone und Apple Watch
Apple
Apple

Health-Apps: Gesundheitsschutz versus Datenschutz

Mit Smartwatches wie der Apple Watch kann man Vitalfunktionen erfassen und protokollieren lassen. Man kann EKG-Messungen durchführen oder die Atemfrequenz während des Schlafes überwachen. Die gewonnenen Daten können in einem Notfallpass gespeichert und etwa dem Hausarzt oder Rettungsdiensten zugänglich gemacht werden. Man sollte aber genau überlegen, mit wem man diese Informationen teilt.

Health-Apps können für alle Menschen interessant sein, die sich Sorgen um ihre Gesundheit machen. Geräte wie beispielsweise die Apple Watch können Stürze registrieren und automatisch den Rettungsdienst alarmieren, wenn sich die verunfallte Person nicht meldet. Auch EKG-Messungen können von der Armbanduhr abgenommen und ausgewertet werden.

EKG-Messung von Apple medizinisch zertifiziert

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Es handelt sich dabei um ein 1-Kanal-EKG, das natürlich nicht so umfangreich ist, wie das 7-Kanal-EKG, das vom Arzt durchgeführt wird. Herzerkrankungen wie etwa einen Infarkt kann das EKG nicht feststellen, es erkennt aber ein Vorhofflimmern, das in der Folge von einem Fachmann genauer untersucht werden kann. In diesem Bereich seien die Ergebnisse hervorragend, sagt Inge Schwabe, sie ist Redakteurin bei der Zeitschrift „Mac & i“ des deutschen Heise-Verlags. Dies sei auch von einem Arzt der Medizinischen Hochschule Hannover bestätigt worden, so Schwabe. Das 1-Kanal-EKG von Apple besitzt eine medizinische Zertifizierung.

Health-Apps können den Arzt nicht ersetzen

Neben EKG und Sturzerkennung kann die Apple Watch die Atem- und Herzfrequenz im Schlaf erfassen. Das kann sinnvoll sein, wenn der Verdacht besteht, dass man an Schlafapnoe leidet, also Atemaussetzer während des Schlafens hat. Man sollte hier aber darauf achten, dass der Akku des Geräts vor dem Schlafengehen aufgeladen ist. Ein Ladestand von mindestens 30 Prozent sei jedenfalls notwendig, sagt Schwabe. Die aktuellen Modelle ab der Apple Watch 6 können auch den Blutsauerstoff messen, was vor allem in Covid-Zeiten durchaus beruhigend sein kann.

Ebenso kann die Kardiofitness eingeschätzt werden, nach einer gewissen Zeit lassen sich Gesundheitstrends ablesen. Also ob sich der Gesundheitszustand etwa durch Training verbessert hat. Die Diagnose durch einen Arzt kann die Smartwatch nicht ersetzen, man erhalte aber durchaus eine fundierte Einschätzung des Gesundheitszustandes und könne bei beunruhigenden Signalen frühzeitig einen Fachmann konsultieren, so Schwabe.

Apple Watch
Apple
Das 1-Kanal-EKG der Apple Watch hat eine medizinische Zertifizierung erhalten

Notfallpass: Zugriff für Hausarzt und Rettungsdienste

Die gewonnenen Daten können in einen elektronischen Notfallpass eingegeben werden, der auch persönliche Informationen wie den Namen, das Alter oder das Gewicht enthält. Wenn man das möchte, kann man sie mit anderen teilen, etwa mit Familienmitgliedern, dem Hausarzt und Rettungsorganisationen. Mit der entsprechenden Zugangsberechtigung, die in der Health-App vergeben wird, kann ein Rettungssanitäter auf das iPhone zugreifen und beispielsweise die Blutgruppe, eventuelle Allergien oder Medikamentenunverträglichkeiten einsehen. Eine wichtige Funktion, die ja im Zweifelsfall lebensrettend sein könne, so die Heise-Redakteurin.

Apps von Drittanbietern benötigen oft Zugriffsrechte

Das Ganze hat aber auch eine Kehrseite: Die Weitergabe von Gesundheitsdaten ist heikel. Apple betont, dass die Daten zunächst nur lokal gespeichert werden, die Übertragung in die Cloud sei vollständig verschlüsselt. Eine solche erfolge außerdem nur mit ausdrücklicher Einwilligung der Nutzerinnen und Nutzer. Es gibt aber auch zahlreiche Anwendungen von Drittanbietern, die mit der Health-App von Apple kommunizieren wollen.

Wenn man beispielsweise abnehmen möchte, bieten sich Kalorienzähler-Applikationen an. Diese können aber nur in Kombination mit der Fitness-App von Apple zuverlässige Daten liefern. Schließlich müsse man eruieren können, wie viele Kalorien man zu sich genommen und wie viele man verbraucht hat, um zu sehen, ob man bei der gewünschten Gewichtsabnahme auf einem guten Weg ist. Damit das funktioniert, können die Anwenderinnen und Anwender freiwillig ihre Zustimmung geben und auch wieder entziehen, so Schwabe.

ABD0003_20161212 – ARCHIV – Ein Hausarzt misst am 18.09.2013 in seiner Praxis in Stuttgart Bad Cannstatt einer Patientin den Blutdruck.  Foto: Bernd Wei§brod/dpa (zu dpa ǀrztemangel auf dem LandÈ vom 12.12.2016) +++(c) dpa – Bildfunk+++
APA/dpa/Bernd Weissbrod
Die Untersuchung durch einen Arzt können Health-Apps auf Smartphones nicht ersetzen

Genau überlegen, bevor man Gesundheitsdaten teilt

Ob das Teilen der Daten zwischen den Programmen aber wirklich ohne Risiko möglich ist, kann man nur wissen, wenn man sämtliche Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden hat. Auch jene der involvierten Drittanbieter. Hier müsse man sich also durch die oft umfangreichen Geschäftsbedingungen „quälen“, wenn man sicherstellen möchte, dass mit den Informationen nichts Unerwünschtes passiert“.

Wer Gesundheitsdaten mit anderen Personen oder Firmen teilt, sollte vor allem darauf achten, dass die Informationen nicht an Unternehmen wie beispielsweise Krankenversicherungen weitergegeben werden. Über solche Details geben die Datenschutzbestimmungen Auskunft. Aber kann man Datenschutzbestimmungen in jedem Fall trauen? Leider nein, sagt die Gesundheitsexpertin von „Mac & i“. Man könne die Bestimmungen lesen und darauf vertrauen, dass die Unternehmen die eigenen Vorgaben auch tatsächlich einhalten. Im Zweifelsfall sei Vorsicht aber angebracht, denn bei Gesundheitsinformationen handelt es sich um „hochsensible Daten“. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten also gut abwägen, mit wem sie dieses Wissen teilen möchten, so Inge Schwabe.