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APA/dpa/Uwe Anspach
APA/dpa/Uwe Anspach

Dubiose Onlineshops zocken Käufer mit „Dropshipping“ ab

Ein günstiges T-Shirt, eine Designerhose, attraktive Technikangebote – wer online einkauft, ist sich oft nicht bewusst, auf welchen Wegen die Ware ins Haus kommt. Oft besitzt ein Händler diese Ware nicht selbst, sondern beauftragt einen Hersteller, sie direkt an die Kunden zu liefern. Doch bei diesem „Dropshipping“ genannten Onlinegeschäft lauern Fallen: lange Lieferzeiten, Extrakosten und Probleme bei der Rücksendung.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

„Dropshipping“ wird auch als Streckengeschäft oder Direkthandel bezeichnet. Und so funktioniert es: Der Onlineshop übernimmt nur die Bestellannahme und Abrechnung. Die Ware wird direkt vom Hersteller oder Großhändler geliefert.

Händler ersparen sich große Lager

„Dropshipping ist legal und im Onlinehandel durchaus üblich“ so Torsten Behrens, Projektleiter bei der Watchlist Internet, einer unabhängigen Informationsplattform zu Internetbetrug. Händler ersparen sich dadurch große Lager und können mehr Produkte anbieten.

Im Großen und Ganzen funktioniere das auch gut, sofern der Kauf in der EU getätigt werde. Als Kunde bekomme man gar nicht mit, wie das im Hintergrund abläuft und von welchem Großhändler das Produkt letztlich geliefert wird.

Hohe Extrakosten, lange Lieferzeiten

„Problematisch wird es, wenn der Onlineshop nicht in Europa ist und die Ware zum Beispiel aus China kommt“, so Behrens. Dann kommen Zollkosten und Einfuhrumsatzsteuer dazu, die Lieferzeiten sind weitaus länger. „Das kann sehr ärgerlich werden, wenn Konsumenten das nicht wissen.“

Ein sehr günstiges T-Shirt kostet dann etwa plötzlich zehn, zwölf Euro mehr als auf der Bestellung ausgewiesen. Es sind noch 20 Prozent Einfuhrumsatzsteuer zu bezahlen. Für das Kassieren dieser Steuer verlangen die Paketdienste eine Gebühr, meist fünf bis zehn Euro. Ab einem Warenwert von 150 Euro werden auch noch Zollgebühren fällig.

Herkunft des Pakets wird verschwiegen

Nicht immer ist Dropshipping auf den ersten Blick zu erkennen. Unseriöse Onlinehändler lassen zwar ihre Waren direkt aus dem asiatischen Raum liefern – verschweigen das aber auf ihren Websites. Sprache, Währung und Design der Shops lassen Nutzer glauben, es handle sich um einen Anbieter mit Sitz in der EU.

Oft wirken diese Shops auch sehr professionell, haben hochwertige Produktfotos. Spätestens wenn Markenware extrem günstig angeboten werden, sollten aber die Alarmglocken läuten. Nicht selten entpuppt sich das Produkt als minderwertige Kopie, wenn es nach wochenlanger Wartezeit endlich ankommt. Oder man bekommt die Stücke nie zu Gesicht.

Keine Rückgabe bei Mängeln

Es gibt noch andere Probleme: Ein Rücktritt vom Onlinekauf ist oft nicht möglich, weil die Rücksendeadresse fehlt. Retourenanfragen werden nicht beantwortet. Oder die Rücksendung ist mit hohen Kosten und Zollgebühren verbunden. Gesetzlich geregelte Gewährleistungsansprüche können nicht durchgesetzt werden. Das Geld teilweise oder ganz zurückzubekommen ist meist unmöglich.

gefälschtes französisches Parfum
APA/AFP/FRED DUFOUR
Nicht wie bestellt: Gefälschtes französischs Parfum aus China

Rücksendung oft teurer als Ware

Ansprechpartner bei Schwierigkeiten ist der Händler – zumindest in der Theorie. „Man kann versuchen, mit dem Onlineshop Kontakt aufzunehmen. Ist dessen Sitz jedoch nicht hier in der EU, hat man kaum Chancen, etwas durchzusetzen“, so Behrens. Meist werde den Konsumenten mitgeteilt, sie sollten die Ware zur Überprüfung auf eigene Kosten zurückzuschicken.

„Unserer Erfahrung nach passiert dann meist gar nichts und der Rückversand ist teurer als das Produkt.“ Die Beschwerden über diese Form der Abzocke nahmen in den vergangenen zwei Jahren deutlich zu.

Problematische Onlineshops erkennen

Thorsten Behrens rät, Onlineshops, die man noch nicht kennt, vor einer Bestellung genau unter die Lupe zu nehmen. Ein Blick ins Impressum zeigt, ob der Shop eine Adresse in Österreich oder Deutschland angegeben hat. Ebenso wichtig sind Angaben zum Rücktrittsrecht und eine Rücksendeadresse, damit man weiß, ob das Produkt zum Beispiel nach China zurückgeschickt werden muss. Es lohnt sich auch, im Internet nach Erfahrungen anderer Kunden mit diesem Anbieter zu suchen.

Die Watchlist Internet hat eine Liste problematischer Onlineshops zusammengestellt, bei denen unter anderem das Risiko besteht, dass sich Dropshipping im Nachhinein als Reinfall herausstellt.