Skitourengeher
APA/Barbara Gindl
APA/Barbara Gindl

Verhaltensregeln für sichere Skitouren

Skitourengehen liegt im Trend. Immer mehr Alpinisten und Alpinistinnen zieht es in das freie Gelände abseits präparierter Pisten. Menschentrauben bei den Skiliften haben im „Corona-Winter“ ihr Scherflein dazu beigetragen. Doch das hochalpine Vergnügen ist nicht zu unterschätzen. Um das Unfallrisiko zu minimieren, sind sorgfältige Planung und das richtige Verhalten im Notfall unerlässlich.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Laut dem Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit verunfallten knapp 500 Tourengeherinnen und -geher im vergangenen Winter. Mit rund 60 Prozent zählten Stürze zu den Hauptursachen, gefolgt von Lawinen mit sieben Prozent. Wenn gute Sicht und wenig Wind gegeben sind und innerhalb der vergangenen 24 Stunden kein Neuschnee gefallen ist, dann sind das schon einmal gute Voraussetzungen für eine unfallfreie Skitour.

Der Lawinenreport ist Pflichtlektüre vor jeder Skitour

Um ein genaues Bild über die aktuelle Schnee- und Wetterlage zu bekommen, sind Skitourengeherinnen und -geher angehalten, den Lawinenreport genau zu lesen. Die „Lawineninfo Österreich“ informiert online über aktuelle Gefahrenstufen und verlinkt jedes Bundesland mit dem jeweiligen Lawinenwarndienst. Auf der Homepage des transalpinen „Lawinen.report“ gibt es darüber hinaus Karten zu Schnee- und Neuschneehöhe, Lufttemperatur und Windböen.

Skitourengeher
ORF.at/Carina Kainz
Oberhalb der Waldgrenze ist die Gefahr einer Lawine wegen des Windes größer als in den Niederungen

Vorsicht bei Gefahrenstufe 3

Je kräftiger die Farben in der digitalen Landkarte, desto höher das Lawinenrisiko. Die Stufen eins und zwei – in grün und gelb markiert – bedeuten eine allgemein gut verfestigte Schneedecke und damit ein geringes Risiko. Bei einer roten „vier“ kommt eine Skitour nicht in Frage. Eine orange „drei“ sei jedenfalls zu überdenken, denn sie werde häufig unterschätzt, sagt Richard Walter, Präsident des österreichischen Skischulverbands (ÖSSV).

Gefährlich ist bei Stufe 3 der sogenannte Triebschnee, der durch den Wind in Rinnen oder Mulden verfrachtet wird und dort für abgehende Schneebretter sorgen kann. „Das ist das Trügerische, denn in Rinnen und Mulden liegt häufig der schönste Schnee“, sagt Walter. Ohne Erfahrung sollte man in diesem Fall Steilhänge unbedingt meiden.

Bei schlechter Sicht oder Wetterumschwung abfahren

Beginnt es beim Aufstieg unerwartet zu schneien oder schlägt das Wetter am Berg um, ist es ratsam, die Tour lieber frühzeitig abzubrechen und entlang der Spur wieder abzufahren, so Walter. Auf dem Berg heißt es, Augen und Ohren offen halten. Risse in der Schneedecke sind ein Warnzeichen, ebenso wie Setzungsgeräusche – ein Knallen oder Ächzen in der Schneedecke.

Skitouren stets in einer Kleingruppe unternehmen

Um für Notfälle gerüstet zu sein, müssen eine Reihe von Gegenständen bei jeder Skitour dabei sein. Dazu gehören neben dem Handy inklusive der Notfall-App „SOS EU ALP“ mit GPS-Ortung ein Lawinensuchgerät, kurz LVS-Gerät oder Piepser, eine Sonde und Schaufel, ein Biwaksack sowie eine Erste-Hilfe-Ausrüstung.

Außerdem sollte man Skitouren stets in einer Kleingruppe unternehmen. Richard Walter vom ÖSSV rät dazu, Freunden oder Angehörigen Bescheid zu geben, wenn man eine Tour macht und wann man plant wieder zurück zu sein. Sollte man alleine unterwegs sein, sich verletzen und das Handy keinen Akku mehr haben, dann helfe nur mehr der Biwacksack und eine zwei Meter tiefe Schneehöhle zum Ausharren.

Skitourengeherin mit Lawinensonde
APA/AFP/Getty Images/Alex Ratson
Mit einer Sonde lässt sich der exakte Liegepunkt des oder der Verschütteten feststellen

Lawinenverschüttete werden mit LVS-Gerät gesucht

Für Touren oberhalb der Baumgrenze, empfiehlt sich ein Rucksack mit eingebautem Airbag. Wird man von einer Lawine erfasst, sorgt dieser dafür, dass man oben aufschwimmt. Bei jedem Bergungsversuch gilt es, den Überblick zu bewahren und koordiniert vorzugehen, denn die ersten 15 Minuten sind lebensentscheidend.

Richard Walter vom österreichischen Skischulverband: „Wenn ich mitbekomme, dass jemand von einer Lawine erwischt wird, verfolge ich die Person so lange, bis ich sie nicht mehr sehen kann. Dann werfe ich einen Blick auf das Lawinenfeld. Ragen keine Körper- oder Ausrüstungsteile aus dem Schnee, beginnt die Suche mit dem LVS-Gerät. Habe ich die Stelle gefunden, wo sich der oder die Verschüttete befindet, wird zuerst sondiert und dann gebuddelt.“