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APA/Georg Hochmuth
APA/Georg Hochmuth

Rechnungshof kritisiert Post für zu viele „gelbe Zettel“

Die Post verteilt deutlich mehr Zustellbenachrichtigungen. In den Jahren 2016 bis 2019 sei die Zahl der „gelben Zettel“ um 67 Prozent gestiegen, so ein aktueller Bericht des Rechnungshofes. Die Prüfer empfehlen dem teilstaatlichen Unternehmen, „der ungerechtfertigten Ausgabe der ‚gelben Zettel‘ mehr Aufmerksamkeit zu widmen“.

In Befragungen hätten 17 Prozent angegeben, eine solche Benachrichtigung erhalten zu haben, obwohl zum Zeitpunkt der Zustellung jemand im Haushalt anwesend war. Die Zahl der ausgegebenen „gelben Zettel“ sei von 2016 bis 2019 sogar um zehn Prozentpunkte über dem Anstieg des Paketvolumens gelegen, so der Bericht.

Defizite bei der Grundversorgung

Der Rechnungshof stellt in diesem Zusammenhang „Defizite bei der langfristigen Sicherstellung und zukunftsweisenden Ausrichtung der Grundversorgung mit Postdienstleistungen“ fest. Der ungerechtfertigten Ausgabe der ‚gelben Zettel‘ solle die Post mehr Aufmerksamkeit widmen.

Die Beschwerden stiegen auch bei der Paketzustellung – bei zunehmendem Paketvolumen: Von 2016 bis 2019 um 28 Prozent. Im Jahr 2019 gab es rund 100.000 Beschwerden zu Briefen und mehr als 110.000 zu Paketen.

Lob für Zustellgeschwindigkeiten

Der Rechnungshof erhob weiters anhand der von der Post ausbezahlten Entschädigungszahlungen für verlorene Paketsendungen, dass deren Anzahl im Verhältnis zum gesamten Sendungsvolumen zwar von geringer Bedeutung war, ihr Anteil im Zeitverlauf jedoch stieg.

Positiv beurteilt der Rechnungshof die Zustellgeschwindigkeit. „Gemäß einer europäischen Norm sollten 95 Prozent der Priority-Briefe im Inland innerhalb eines Werktags zugestellt sein, 90 Prozent der Pakete innerhalb von zwei Werktagen. Die Post AG erreichte diese Laufzeiten in den Jahren 2016 bis 2019 überwiegend oder übertraf sie sogar“, so die Prüfer.

Rechnungshof sieht Gesetzgeber gefordert

Zur Öffnung des Postmarktes, der unter anderem mit der Privatisierung der Post angestrebt wurde, merkt der Rechnungshof an: „Mit einem Marktanteil von 99 Prozent hat die Post AG ihre Monopolstellung im liberalisierten Briefmarkt de facto beibehalten.“ Obwohl die Sendungsmengen zurückgegangen sind, sei der Gesamtumsatz der Briefpost wegen Entgeltanpassungen weitgehend konstant geblieben. Im Paketbereich stehe die Post AG hingegen im starken Wettbewerb, vor allem in urbanen Gebieten.

Der Rechnungshof hat auch Anregungen für den Gesetzgeber. So würden sich die Mitbewerber „die Rosinen herauspicken“ und gleichzeitig die abgelegenen Regionen der Post überlassen. „In diesem Zusammenhang verweist der Rechnungshof auf seine Empfehlung an den Gesetzgeber, einen tragfähigen finanziellen Ausgleichsmechanismus zu entwickeln“, so die Prüfer.

Post: „Nehmen jeden einzelnen Fall ernst“

Die Post AG betont, dass der Zustellprozess klar geregelt sei und ein Zustellversuch in jedem Fall zu erfolgen habe. Jeder Beschwerde werde unverzüglich nachgegangen. Das vom Rechnungshof empfohlene Monitoring sei bereits im Zuge der Nachforschungen durch das Post-Kundenservice umgesetzt.

Weiters sei die Zählweise der Erstzustellquote von 2017 auf 2018 verändert worden, wodurch der Eindruck entstehe, „die Anzahl der Benachrichtigungen sei überproportional zum Wachstum des Paketvolumens gestiegen“.