Euro-Geldscheine und Euro-Münzen
APA/dpa/Daniel Reinhardt
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Grünes Geld: Was man über nachhaltige Finanzprodukte wissen muss

In Werbefoldern und Onlinespots herrscht ökologische Hochkonjunktur: „Die Zukunft ist grün – warum nicht auch ihr Geld", frägt beispielsweise die Sparkasse auf ihrer Webseite. Aber lösen „ökosoziale“ Finanzprodukte ihre Nachhaltigkeitsversprechungen tatsächlich ein? Eine Untersuchung der Umweltorganisation Global 2000 kommt zu ernüchternden Ergebnissen.

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Im aktuellen Banken-Check hat Global 2000 untersucht, wie nachhaltig heimische Geldinstitute generell aufgestellt sind. Es habe sich gezeigt, dass Banken nach wie vor hauptsächlich in umweltschädlichen Bereichen wie der fossilen Energiebranche investiert sind, sagt Lisa Grasl, sie ist Expertin für nachhaltige Finanzen bei Global 2000.

Elf Institute wurden von der Umweltorganisation befragt. Lediglich eine Bank, die Raiffeisenbank Gunskirchen, konnte Finanzierungen im Bereich fossiler Energieträger ausschließen. Das so genannte „grüne Geld“ würde zwar heftig beworben, führe in Wahrheit aber ein Nischendasein, kritisiert Grasl.

„Kerngeschäft der Banken nach wie vor umweltschädlich“

Bei dem Begriff „grünes Geld“ denke man in erster Linie natürlich an Ökologie und Umweltschutz, sagt Bernd Lausecker, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Fachleute sprechen hier eher von „nachhaltigen Geldanlagen“. Diese seien per Definition breiter aufgestellt, da auch soziale und ethische Aspekte umfasst sind, so Lausecker. Was genau in einer ökosozialen Geldanlage steckt und ob sich die Kriterien mit den persönlichen Erwartungen decken, könne man ungeprüft nicht sagen.

Kohlekraftwerk
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Neben Windrädern können durchaus auch Kohlekraftwerke als „ökologisch nachhaltig“ klassifiziert sein

Bei genauerem Hinsehen könne es zu unerwarteten Überraschungen kommen, sagt der Experte. So könne ein nachhaltiges Finanzprodukt beispielsweise gewährleisten, dass bestimmte Bereiche wie etwa Kernenergie nur zu einem bestimmten Prozentsatz enthalten sind, das bedeute aber nicht, dass Atomkraft zu hundert Prozent ausgeschlossen sei, so Lausecker.

Best Practice: Wenn Kohlekraftwerke nachhaltig werden

Theoretisch könne ein als nachhaltig klassifiziertes Finanzprodukt also auch Erdöl- oder Kohleunternehmen beinhalten. Dann etwa, wenn die Firmen moderne Anlagen betreiben, die weniger umweltschädliche Auswirkungen haben sollen als die Konkurrenz. Da sie in so einem Fall als beste Methode (Best Practice) angeführt werden, können auch solche Unternehmen den nachhaltigen Anlegekriterien entsprechen.

Auf eine solche Möglichkeit sollten umweltbewusste Anlegerinnen und Anleger schon im Beratungsgespräch vorbereitet sein. Wem gewisse Aspekte in Bezug auf die Anlage wichtig sind, wie beispielsweise der Tierschutz, der sollte dies im Beratungsgespräch deutlich kommunizieren, um sicherzustellen, dass etwa Tierversuche im gewählten Investment zu hundert Prozent ausgeschlossen sind, so Lausecker.

Gütesiegel als Orientierungshilfe

Als Orientierungshilfe können auch Gütesiegel wie beispielsweise das österreichische Umweltzeichen hilfreich sein. Diese Auszeichnung gibt es seit 2004, sie stellt sicher, dass das Anlageprodukt von unabhängiger Seite geprüft worden ist. Das österreichische Umweltzeichen könne als seriös eingestuft werden, sagt Bernd Lausecker. Grundsätzlich sollte man Gütesiegeln aber nicht blind vertrauen, es gebe auch solche, die man als Unternehmen relativ einfach kaufen kann.

Windräder neben Bäumen im Sonnenaufgang
APA/dpa/Tom Weller
Rein ökologische Finanzprodukte sind derzeit noch eher die Ausnahme, kritisieren Experten

Bernd Lausecker empfiehlt, in jedem Fall die Anlagekriterien durchzulesen, bevor man etwa einen Fonds zeichnet. In diesen müsse definiert sein, welche Produkte zu welchem Prozentanteil in der Anlage enthalten sein dürfen. Hier sei die Eigeninitiative der Verbraucherinnen und Verbraucher gefordert. Man sollte Finanzverträge nur dann unterzeichnen, wenn man die darin enthaltenen Anlagegrundsätze auch verstanden hat, so Lausecker.

Alternative Banken als echte Alternative?

So genannte alternative Banken wie die in Nürnberg ansässige Umwelt-Bank oder das österreichische Bankhaus Schellhammer und Schattera legen besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit. Doch auch hier sollten Konsumentinnen und Konsumenten die Anlagekriterien kennen, bevor sie ein Investment abschließen. Etwa um zu überprüfen, ob die Schwerpunkte im ökologischen Bereich liegen, oder ob soziale und ethische Komponenten in Vordergrund stehen, da ja beide Aspekte als nachhaltig eingestuft werden.

Ökosoziale Geldanlagen können grundsätzlich aber jedenfalls sinnvoll sein. Man habe hier durchaus einen Hebel in der Hand, um die Finanzkraft ökologischer und sozialer Unternehmungen zu stärken, sagt Lausecker. Wirklich grüne Geldanlagen, die ausschließlich auf Umwelt- oder Klimaschutz fokussieren, seien in der momentanen Bankenlandschaft aber eher die Ausnahme, hier bestätigt auch der VKI-Finanzexperte die Studienergebnisse von Global 2000.