Pakete werden gescannt
Getty Images/simonkr
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Onlineshopping: 1,4 Millionen Retourpakete vernichtet

Onlineshopping ist zwar schnell und bequem, nachhaltig aber nicht unbedingt. Denn viele Waren gehen retour an die Händler und ein erheblicher Teil der Rücksendungen werde vernichtet, wie die Umweltorganisation Greenpeace in einem aktuellen Bericht kritisiert. Laut Hochrechnungen waren das 2020 mehr als 1,4 Millionen retournierte Pakete.

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Onlinehändler gehören auch in Österreich zu den großen Gewinnern der Pandemie. Hier stiegen die Umsätze 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 17 Prozent. Und der Trend scheint ungebrochen: Haben die Österreicherinnen und Österreicher 2020 noch 8,7 Milliarden Euro beim Onlineshopping ausgegeben, sollen es 2021 rund 10,4 Milliarden werden.

Ein Drittel wird retourniert

Dabei werden vor allem Kleidung, Elektrogeräte und PC-Hardware sowie Möbel im Netz bestellt. Die größten Profiteure des Trends sind internationale Onlinehändler, die mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes verzeichnen können. Dazu zählen Unternehmen wie Amazon, Zalando oder Universal. Doch nicht alles, was bestellt wird, behalten die Konsumentinnen und Konsumenten auch und hier setze die Kritik der Umweltorganisation Greenpeace an, sagt die zuständige Konsumentensprecherin Lisa Panhuber.

„Die Post stellt jetzt in der Weihnachtszeit an manchen Tagen mehr als eine Million Pakete zu und das bedeutet auch, dass immer mehr Pakete retourgeschickt und teilweise vernichtet werden“, so Panhuber. Wie viele Bestellungen retour gehen, hat die Umweltorganisation für das vergangene Jahr erhoben: 2020 wurden rund 139 Millionen Pakete an österreichische Privathaushalte versendet, 46 Millionen Pakete kamen wieder zurück. Wie viele dieser Rücksendung auf dem Müll landen bzw. vernichtet werden, können allerdings nur geschätzt werden, so Panhuber.

Zu wenig Transparenz bei Händlern

Greenpeace hat bei den großen Onlinehändlern um genaue Auskünfte zu Rücksendungen und deren Vernichtung angefragt. Genaue Zahlen habe man nicht bekommen. Auf internationalen Studien und der österreichischen Paketstatistik aufbauend hat Greenpeace errechnet, dass im vergangenen Jahr in etwa 1,4 Millionen Retourpakete mit Kleidung und Elektronik entsorgt wurden.

Eine dieser Studien entstand im Auftrag des Europäischen Umweltbüros und kommt zu dem Schluss, dass bis zu zehn Prozent der retournierten Elektronikartikel und bis zu 20 Prozent der retournierten Textilien in Europa vernichtet würden. Weitere Informationen lieferten investigative Recherchen, auch von Greenpeace selbst, sagt Panhuber.

Ressourcenverschwendung und CO2-Belastung

„Wir konnten etwa bei Amazon in Deutschland zeigen, dass viele Retouren oder Lagerbestände, das heißt also Produkte, die einfach länger nicht verkauft werden, entsorgt werden, weil es billiger ist“, so Panhuber. Weitergegeben werden könnten diese neuwertigen Produkte auch als Spenden, doch selbst das scheint für die Unternehmensbilanzen weniger attraktiv als die Verbrennungsanlage.

Dabei werden wertvolle Rohstoffe wie Baumwolle oder erdölbasierte Kunstfasern vernichtet, Kupferkabel und Platinen zerstört, Energie verschwendet. Der Großteil dieser Produkte werde nicht in Europa produziert, sagt Panhuber, die Transportkosten würden nicht eingepreist und die dabei entstandenen CO2-Emissionen seien defacto umsonst entstanden.

Greenpeace fordert Vernichtungsverbot

Greenpeace fordert deswegen von der österreichischen Politik ein rasches Einschreiten: Die Unternehmen müssten einerseits offenlegen, wie sie mit retournierten Waren verfahren. Andererseits brauche es ein Vernichtungsverbot für neuwertige Waren, so Panhuber. „Und natürlich braucht es auch Förderungen für Reparaturwerkstätten und Second Hand Geschäfte, also Geschäftsmodelle, die uns dazu animieren, dass wir Waren grundsätzlich länger verwenden und nicht gleich ein neues Produkt kaufen“, ergänzt Panhuber.

Auch für Konsumentinnen und Konsumenten gibt es Empfehlungen – wer Retouren vermeiden will, sollte auf Impulskäufe oder schnelles Shoppen am Smartphone zwischendurch verzichten. Kleidung und Schuhe werden am häufigsten retourniert – hier zahlt es sich aus, in lokalen Geschäften nach dem Passenden zu suchen. Sich über Öko- und Sozialstandard des Onlinehändlers zu informieren, ist in jedem Fall sinnvoll. So vermeidet man Einkäufe bei Unternehmen, die ökologisch bedenklich versenden oder in ihren Lagern Sozialstandards drücken.