Vanillezucker
Getty Images/iStockphoto/Infografick
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Wenig Vanille in vielen Pasten und Extrakten

Ob in Keksen oder in der Nachspeise, im Advent ist Vanille besonders gefragt. Doch in vielen Vanillepasten und Extrakten steckt kaum etwas von dem Gewürz, obwohl die Werbung anderes vermuten lässt. Das ergab eine Untersuchung der deutschen Stiftung Warentest. Von 42 Produkten mit Vanille, darunter auch Zucker und Schoten, konnte nur ein Drittel überzeugen.

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Die gute Nachricht vorweg: Wenn Vanille draufsteht, ist auch Vanille drinnen. Egal ob Schoten, Pasten, Extrakte oder Vanillezucker: Der Geschmack wurde nicht mit fremden synthetischen Substanzen verstärkt, was auch nicht erlaubt wäre. Das gilt für alle 42 Produkte, die die Stiftung Warentest untersuchte. Der Vanilleanteil schwankt aber stark.

Am meisten Aroma in Vanilleschoten

„Die meiste Vanille bekommt man mit der klassischen Vanilleschote“, so Ina Bockholt von der Stiftung Warentest. Manche Schoten würden mehr Aroma bieten, andere hingegen weniger.

Die Schoten sind auch am teuersten. Zwei Gramm kosten zwischen 1,35 und 8,70 Euro. Zu den besten zählen die Belbake Bourbon Vanilleschoten des Diskonters Lidl (1,73 Euro/2 g) und die Bourbon Vanille des Bioanbieters Rapunzel (3,35 Euro/2 g). Sie haben das meiste Aroma. Von den 14 Vanilleschoten im Test war keine schlechter als „befriedigend“. Auch bei den Vanillemühlen war der Aromagehalt durchwegs in Ordnung.

Das Mark von Vanilleschoten wird ausgekratzt
APA/AFP/FRANCOIS LO PRESTI
Ganze Vanilleschoten sind vier mal teurer als Zucker

Vanillezucker meist „empfehlenswert“

Bei den verarbeiteten Produkten konnten am meisten die Vanillezucker überzeugen. „Bei dem Klassiker Vanillezucker gibt es viele gute Produkte“, so Bockholt. Laut Richtlinie muss Vanillezucker mindestens 6,2 Prozent Vanilleschote enthalten.

Der Alnatura Bourbon Vanillezucker (1,04 Euro/10 g) enthielt deutlich mehr von dem Gewürz und bekam die beste Bewertung. Viel Aroma findet sich auch im dmBio Bourbon Vanillezucker (0,92 Euro/10 g). Weitere Produkte waren „befriedigend“: Dr. Oetker Bourbon Vanille Zucker (0,41 Euro/10 g), Ruf Bio Bourbon Vanille-Zucker (0,5 Euro/10 g), Rapunzel Bourbon Vanillezucker (1,09 Euro/10 g) und Denree Bourbon Vanillezucker (0,83 Euro/10 g). Lediglich drei Produkte bewerteten die Tester mit „ausreichend“.

Ein Löffel Vanillepaste reicht nicht

Pasten und Extrakte werden oft als praktische Alternative zu den Schoten angepriesen. Darauf solle man sich jedoch nicht verlassen, so Bockholt. „Die Pasten haben uns durchweg enttäuscht, es war kein empfehlenswertes Produkt dabei.“ Bei einigen waren die Vanillegehalte sogar nur „ausreichend“ und „mangelhaft“. „Versprechen, wonach ein Teelöffel Paste eine ganze Vanilleschote ersetzen könne, halten wir für absolut übertrieben“, so die Stiftung Warentest.

Die Pasten enthielten vor allem Zucker oder Agavendicksaft, jedoch kaum Vanille. Nur ein einziges Produkt schaffte zumindest ein „befriedigend“.

Vanilleextrakt
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Pasten und Extrakte enthalten bis zu 0,25 Gramm Alkohol pro Teelöffel

Wenig Vanille auch in vielen Extrakten

Nicht viel besser fiel das Urteil bei den meisten Vanilleextrakten aus, die ebenfalls auf Zuckersirup basieren. Wieviel Vanille sie enthalten müssen, ist nicht vorgegeben. Die Analyse ergab sehr unterschiedliche Gehalte. „Die Spanne reichte von 0,3 Prozent bis 13,2 Prozent und diese Unterschiede schmeckt man natürlich auch“, so Bockhold.

Verbraucherinnen und Verbraucher könnten den tatsächlichen Vanillegehalt nicht erkennen, da genaue Angaben dazu auf den Verpackungen fehlten. Extrakte könnten zudem „beliebig oft verdünnt“ sein. Nur ein einziges Produkt war beim Aromagehalt „sehr gut“, der Bio Vanille Extrakt vom Hamburgischen Genuss Kontor (3,60 Euro/10 g). Der Madavanilla Bourbon Vanille Extrakt (3,50 Euro/10 g) erhielt ein „gut“.

Vanillezucker selber machen

Für Gerichte wie Pannacotta empfahlen die Tester, Vanilleschoten zu benutzen, auch wenn sie teurer sind als die Alternativen. Fürs Backen reiche hingegen Vanillezucker. Ein guter Extrakt sei praktisch, um beispielsweise Eis herzustellen oder Kaffee und Cocktails mit Vanillegeschmack zu versehen. Pasten konnten die Tester hingegen gar nicht empfehlen.

Vanillekekse
ORF.at/Carina Kainz
Für Kuchen und Kekse reicht laut Testern Vanillezucker

Vanille gehört zu den teuersten Gewürzen der Welt. Anbau und Verarbeitung sind aufwendig, denn die Schoten bilden nur dann den Aromastoff Vanillin aus, wenn sie nach der Ernte tagelang abwechselnd in der Sonne trocknen und unter Decken lagern. Das Vanillin steckt in den Samen und der Schotenhülle. Nur das Mark aus den Schoten zu kratzen und den Rest wegzuwerfen – dafür sei das Gewürz zu schade.

„Vanilleschoten können in Puddings und Suppen auch mehrmals mitgekocht werden, wenn man sie dazwischen gründlich reinigt und trocknet“, Bockhold. Wer Schoten übrig hat, kann Vanillezucker selber machen. Die Schoten in ein Gefäß mit Zucker geben und ein paar Tage luftdicht verschließen.