Schweine schauen durch einen Holzzaun
APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
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AK und Vier Pfoten kritisieren AMA-Gütesiegel

Mit dem Slogan „Ich schau auf die Haltung, ganz genau.“ bewirbt das AMA Marketing seit Jahren erfolgreich das AMA-Gütesiegel. Eine Online-Befragung der Arbeiterkammer Oberösterreich (AKOÖ) und der Tierschutzorganisation Vier Pfoten zeige, dass das Siegel zwar sehr bekannt ist, bei Konsumentinnen und Konsumenten aber falsche Erwartungen geweckt werden.

Die Umfrage habe ergeben, dass 92 Prozent der Befragten das AMA-Gütesiegel kennen. Mehr als die Hälfte würden beim Einkauf darauf achten, jeder Fünfte sogar sehr intensiv, so die AKOÖ in einer Presseaussendung.

AK: Tierwohl und Gentechnikfreiheit nur in der Werbung

Wenn Konsumentinnen und Konsumenten Schweinefleisch mit dem AMA Siegel kaufen, gehen 53 Prozent davon aus, dass das Schwein gentechnikfreies Futter erhalten habe, so die AKOÖ. Tatsächlich ist nach AMA-Kriterien gentechnisch, verändertes Soja aus Lateinamerika als Futter in der Schweinezucht erlaubt.

Von jenen, die beim Kauf von Schweinefleisch bewusst auf das Siegel achten, gehen 56 Prozent davon aus, dass AMA für Tierwohl steht und deshalb Schweinen gemäß der Siegel-Kriterien ausreichend Platz zur Verfügung steht und sie Auslauf ins Freie oder ständigen Zugang zu Frischluft haben. Leider entsprechen auch hier die AMA Gütesiegelkriterien nicht den Erwartungen. Erst freiwillige Zusatzmodule, wie etwa AMA +Tierwohl garantieren derartige Standards, so die AK.

„Spürbare Verbesserungen in weiter Zukunft“

Im Sommer 2021 verkündete das AMA-Marketing notwendige Weiterentwicklungen des AMA Gütesiegels in der Schweinemast ab 2022. So sei geplant, alle Schweinemastbetriebe im AMA-Gütesiegel auf Haltungssysteme ohne Vollspaltenböden umzurüsten, wobei das endgültige Aus für diese oft kritisierte Haltungsform erst bis Ende 2032 geplant sei. Davor gebe es nur minimale Verbesserungen. Außerdem sollen erst bis 2030 die Importe von Übersee-Soja um 50 Prozent reduziert werden.

AK fordert klare Regelungen beim Tierwohl in Österreich

Während in Österreich nur marginale Verbesserungen beim etablierten AMA-Gütesiegel geplant seien, gehe man in Deutschland einen anderen Weg. So sei es seit Beginn 2021 per Gesetz verboten, Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren – eine Praxis, die auch in Österreich erlaubt ist. Die klar gesetzliche Regelung in Deutschland gelte für alle Schweineproduzenten, nicht nur für jene, mit bestimmten Gütesiegeln. Der Konsumentenschutz der AK OÖ fordert deshalb klare gesetzliche Regelungen im Bereich Tierwohl – nicht zuletzt, um auch den durch Werbung geschürten Erwartungen von Verbraucherinnen und Verbrauchern gerecht zu werden.