Touristen fotografieren den Berg Säntis in der Ostschweiz
AFP/Fabrice Coffrini
AFP/Fabrice Coffrini

Schweiz bleibt Roaming-Falle

Nach wie vor tappen viele Österreicher bei einer Reise in oder durch die Schweiz in die Roaming-Falle. Denn obwohl die Schweiz mitten in Europa liegt, gehört sie nicht zur EU. Wählt sich das Smartphone in ein Schweizer Mobilfunknetz, werden hohe Roaminggebühren fällig. Vor allem der Datenverbrauch im Internet kann richtig teuer werden, selbst wenn man das Handy gar nicht aktiv nutzt.

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„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

So passierte es einem Niederösterreicher. Er fuhr mit dem Liegewagen nach Zürich, sein Smartphone im Lautlos-Modus neben sich, und als er in der Früh sein Handy wieder in Betrieb nahm, kam die böse Überraschung: 60 Euro hatte der Mobilfunker BOB dem Niederösterreicher über Nacht in Rechnung gestellt.

Kostenlimit für Datenroaming

Was viele nicht wissen: Auch ohne Zutun kann das Smartphone erhebliche Kosten produzieren, zum Beispiel durch die Aktualisierung von Apps oder das Herunterladen von E-Mails und Nachrichten. Bei vielen Apps besteht ein ständiger Datentransder im Hintergrund.

Und dabei hatte der Niederösterreicher noch Glück. Für Datendienste gilt ein gesetzlich verankertes Kostenlimit von 60 Euro. Ist dieses erreicht, sperrt der Mobilfunker die weitere Datenübertragung.

Veraltete Angabe in Kilobyte

Für gewöhnlich informiert ein Willkommens-SMS bei Einbuchung in ein ausländisches Handynetz über die dort anfallenden Kosten. „Diese SMS sind durchaus verwirrend, da die Preise in aller Regel nur in Hundert-Kilobyte- Blöcken angegeben sind. Konsumentinnen und Konsumenten können sich so nicht sofort ein Bild machen, was das Megabyte tatsächlich kostet“, so Paul Rusching von der Arbeiterkammer Vorarlberg.

In Kilobyte wird schon lange nicht mehr gerechnet, vielmehr sind Megabyte (MB) und Gigabyte (GB) die gängigen Dateneinheiten am Smartphone. Zur Einordnung: Ein Handyfoto hat etwa um die vier MB.

Roaming-Preise „völlig lebensfremd“

Nicht nur die Einheiten, auch die Preise erinnern an frühe Handyzeiten und lassen die Kassen der Mobilfunker klingeln. Im Schnitt 15 Euro pro Megabyte verrechnen sie für das Datenroaming in der Schweiz, in anderen Nicht-EU-Ländern ist es noch teurer.

„Da fragt man sich schon: Welcher Konsument würde ernsthaft diese Dienstleistung zu diesem Preis nachfragen. Es ist völlig lebensfremd, dass ich ein Vier-Megabyte-Bild zu einem Preis von 60 Euro versende“, so AK-Konsumentenschützer Rusching.

15 Euro für ein Megabyte

Wie extrem teuer das ist wird im Vergleich mit anderen Datenprodukten noch deutlicher. Kauft man vorab zu Hause ein spezielles Zusatz-Datenpaket für die Schweiz, zahlt man etwa bei Drei sechs Euro für 500 MB, ein Gigabyte bekommt man bei Magenta um 15 Euro, bei A1 um 18 Euro. Das sind in allen Fällen weniger als zwei Cent pro Megabyte. „Und selbst an diesen Datenpaketen verdienen die Netzbetreiber ja mit. Jetzt kann man sich vorstellen, wie viel sie verdienen, wenn das MB 15 Euro kostet“, so Rusching.

Wir haben bei den Mobilfunkern nachgefragt. A1 wollte uns zur Berechnung der Preise keine Auskunft geben. Drei und Magenta verwiesen uns auf das hohe Preisniveau bei den Schweizer Roaming-Partnern.

„Das Roaming in Nicht-EU-Ländern, vor allem das Datenroaming, das ist so horrend teuer, da steht der Wert der erbrachten Dienstleistung durch den Netzbetreiber in keinem Zusammenhang zu dem, was der Kunde zahlt,“ kritisiert Rusching.

Wie man sich schützen kann

Konsumentinnen und Konsumenten sollten sich vorab informieren, wie man in einem Nicht-EU-Land kostengünstig online bleiben kann, rät der Konsumentenschützer der AK Vorarlberg. „Man sollte sich überlegen: Wie intensiv nutze ich Datendienste? Lohnt sich der Kauf eines Zusatz-Datenpaketes für mein Zielland? Oder gibt es dort, wo ich bin, ein kostenloses WLAN, das ich nutzen kann?“

Im Idealfall kann man auf das teure Datenroaming verzichten, es über das Kundenportal seines Mobilfunkers bzw. am Smartphone für die Dauer des Aufenthalts deaktivieren und ausschließlich WLANs in Hotel, Restaurants und anderen öffentlichen Orten nutzen.

Auch wenn man nicht in der Schweiz selbst, sondern in einem Nachbarland einige Kilometer von der Schweizer Grenze urlaubt, kann es passieren, dass sich das Handy unbemerkt in das Schweizer Netz einbucht. Dies lässt sich verhindern, indem man die automatische Wahl des Mobilfunknetzes in den Smartphone-Einstellungen deaktiviert und stattdessen auf „manuelle Netzwahl“ umstellt.

Tipp: Datenroaming in Nicht-EU-Ländern generell sperren

Ist man öfter oder länger in einem Nicht-EU-Land, kann sich auch der Kauf einer Wertkarte eines lokalen Anbieters lohnen.

Wer sich gar keine Gedanken mehr über Roaming in Nicht-EU-Ländern machen möchte, kann zudem das Datenroaming in Nicht-EU-Ländern generell sperren lassen. Diese Variante ist auch ideal für alle Vorarlberger, die im Grenzgebiet wohnen und dauerhaft das unbeabsichtigte Einbuchen in ein Schweizer Netz verhindern wollen. A1, Drei und viele kleine Mobilfunker bieten diese Sperre bereits an. Bei Magenta ist das noch nicht möglich.