Das Bild zeigt verschiedene Waschmittel, die von Global 2000 untersucht wurden
GLOBAL2000
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Waschmittel: Gut 60 Prozent enthalten Plastik

Die Arbeiterkammer Oberösterreich und Global 2000 haben Waschmittel untersucht. Im Großteil der Produkte wurde Plastik festgestellt. Mikroplastik sei zwar stark rückläufig, dafür habe sich der Anteil an flüssigem und wasserlöslichem Plastik mittlerweile verdoppelt, so die AK in einer Aussendung.

Von 256 Waschmitteln in einem Test von Global 2000 und der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) enthalten gut 60 Prozent Plastik. Bei etlichen Produkten verzichten die Hersteller mittlerweile auf die Zugabe von festem Mikroplastik – dieses wurde nur mehr in 14 Mitteln nachgewiesen. Allerdings habe sich der Anteil der Produkte mit wasserlöslichen, synthetischen Polymeren verdoppelt.

Global 2000: Hände weg von Coral

„Mittlerweile wird wasserlösliches Plastik im großen Stil eingesetzt, häufig als Ersatz zu festem Mikroplastik“, sagte Lena Steger von Global 2000. Über mögliche Auswirkungen wisse man kaum etwas. „Damit gehen die Hersteller ein enormes Umwelt- und Gesundheitsrisiko ein.“ Besonders kritisiert Global 2000 den Waschmittelhersteller Coral. Die Waschmittel-Tabs „Coral All-in-1 CAPS Optimal Color“ würden sieben Arten von Plastik aufweisen, so die Umweltorganisation.

Insgesamt enthielten 156 Waschmittel industriell hergestelltes Plastik. Diesmal wurden vor allem die wasserlöslichen Polymere festgestellt: 2019 waren solche Stoffe in 27 Prozent der Erzeugnisse zu finden gewesen, jetzt schon in 55 Prozent. Nach Produktkategorien zeigte sich: 66 Prozent der Waschpulver enthalten wasserlösliches Plastik. Am häufigsten steckt Plastik insgesamt in Gelkissen – in 97 Prozent wurde Mikroplastik oder die wasserlösliche Variante nachgewiesen. Bei Flüssigwaschmitteln enthielten 49 Prozent flüssige Polymere und vier Prozent Mikroplastik.

Coral Waschmittel CAPS – Inhaltsstoffe Angeben
APA
In Waschmittel-Tabs der Marke Coral haben Global 2000 und die AK sieben Arten Plastik festgestellt

Global 2000 fordert Verbot nicht abbaubarer Polymere

Laut einer Studie würden Menschen bereits jetzt über verschiedene Quellen im Durchschnitt etwa fünf Gramm Mikroplastik pro Woche aufnehmen, das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte, so die Umweltschützer. Das große Problem sei die extreme Beständigkeit: Auch lösliche Polymere können demnach als Mikroschadstoffe in der Umwelt verbleiben, sie seien meist nicht biologisch abbaubar.

Festes absichtlich beigemengtes Mikroplastik soll laut der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) u.a. in Waschmitteln bald verboten werden. Ein Gesetzesvorschlag der EU-Kommission wird bis Jahresende erwartet. Es sei aber zu befürchten, dass wasserlösliches Plastik ausgenommen wird, kritisierten Global 2000 und die AK OÖ. Sie fordern ein umfassendes Verbot von allen nicht biologisch abbaubaren synthetischen Polymeren.

Viele Bio-Marken kommen ohne Plastik aus

Es gibt aber bereits viele Alternativen: 100 getestete Waschmittel kommen ganz ohne Plastik aus, 50 davon zudem ohne umwelt- und gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe, sie sind mit dem Österreichischen Umweltzeichen, der Austria Bio Garantie oder anderen Bio-Siegeln ausgezeichnet. Dazu gehören zwei Produkte der Spar Eigenmarke „Splendid Bio“, eines von Müller „Blink Öko“, zwei Produkte des deutschen Herstellers Frosch sowie viele nachhaltige Erzeugnisse kleinerer, heimischer Hersteller, wie Planet Pure, Biobär oder Cliir. „Als Reaktion auf unsere Analyse von 2019 haben Rewe, Spar und der Waschmittelhersteller Henkel festes Mikroplastik aus ihren Eigenmarken verbannt“, freute sich Steger. Lidl und Hofer seien ihren Zusagen noch nicht nachgekommen, wobei Hofer die Umsetzung für 2022 ankündigte.