E-Auto am Ladekabel
APA/BARBARA GINDL
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Wann sich der Kauf gebrauchter E-Autos lohnt

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt. Werden immer mehr Neuwagen mit Elektroantrieb verkauft, kommen mit Verzögerung auch immer mehr entsprechende Gebrauchtfahrzeuge auf den Markt. Ob sie ihr Geld wert sind, hängt in erster Linie von der Batterie und der Ladetechnologie im Auto ab.

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Die meisten E-Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind gut gepflegte, zwei bis drei Jahre alte Leasingfahrzeuge. Welche Leistung von ihnen noch zu erwarten ist, ist auf den ersten Blick oft nicht zu erkennen. Allgemein gelten E-Autos jedoch als robust und vergleichsweise wartungsarm.

Akku und Ladetechnologie entscheidend

„Elektrofahrzeuge haben deutlich weniger Verschleißteile als Verbrenner“, so Markus Kaiser, E-Mobilitätsexperte des ÖAMTC. Weder über eine defekte Kupplung, über einen rostigen Auspuff noch über einen anstehenden Motorwechsel müsse man sich Gedanken machen. Stattdessen gibt es andere Komponenten, deren Reparatur und Ersatz ins Geld gehen kann.

„Wesentliche Komponenten beim Kauf eines gebrauchten Elektrofahrzeugs sind die Akkutechnologie – also die Batterie selbst – sowie die Ladetechnologie“, so Kaiser. Abhängig von der Größe ist die Batterie die teuerste Komponente beim Antrieb. Gleichzeitig weist sie auch die stärksten Verschleißerscheinungen auf.

E-Autos an Ladesäulen
APA/dpa/Marijan Murat
Das Modellangebot von gebrauchten E-Autos wächst – und das macht die Wahl des passenden Fahrzeugs nicht einfacher

Batterietausch ist teuer

Je älter die Batterie ist, je öfter sie geladen wurde, umso stärker ist die Alterung. Man spricht vom „Gesundheitszustand der Batterie“. Oder technisch ausgedrückt: Welche Restkapazität die Batterie noch bezogen auf jene eines neuen Akkus besitzt.

„Liegt die Restkapazität der Fahrzeugbatterie unter 80 Prozent, ist sie eigentlich nicht mehr für den Bereich im Fahrzeug geeignet und sollte getauscht werden“, so Kaiser. Bei einem Mittelklassewagen kostet das 8.000 bis 10.000 Euro. Das zahle sich nicht aus. Wichtig sei auch zu wissen, ob die Batterie zum Auto gehört oder nur gemietet wurde. Das kann bei älteren Modellen der Fall sein. Dann sollte auch der Mietvertrag mit übernommen werden.

Den Akkuzustand ermitteln

Um die Restkapazität der Batterie zu ermitteln, kann man den vollständig geladenen Akku eines Fahrzeugs fast komplett leer fahren und schauen, wie weit man kommt. Da das nicht immer praktikabel ist, bieten Fachwerkstätten und Autofahrerclubs eine Überprüfung der tatsächlichen Reichweite an. Am besten legt der Verkäufer ein solches Prüfzertifikat bereits bei.

Die Reichweite einer vollständig geladenen Batterie hängt nicht nur vom Akkuzustand ab, sondern auch vom eigenen Fahrstil und der Beladung. Tiefe Temperaturen im Winter können die Reichweite um ein Drittel verringern. Auch die Bedürfnisse der Nutzer spielen mit. Wird ein Kleinwagen hauptsächlich in der Stadt genutzt, genügen oft 150 bis 200 Kilometer Reichweite. Für längere Autobahnstrecken und Urlaubsfahrten sollte die Batterie doch 300 bis 400 Kilometer ohne Nachladen schaffen.

Schnelles Laden mit Gleichstrom

Ebenso wichtig wie der Akku ist die Ladetechnologie, über die das Auto verfügt. Sie entscheidet darüber, ob man schnell wieder flott ist oder stundenlang an der Ladesäule warten muss.

Idealerweise lässt sich ein E-Fahrzeug sowohl mit Wechselstrom als auch mit Gleichstrom aufladen. Für längere Strecken empfiehlt der ÖAMTC Fahrzeuge, die eine möglichst hohe Gleichstrom-Ladeleistung unterstützen. Elektroautos, die nur mit Wechselstrom geladen werden können, stehen länger an der Ladesäule.

Unterschiede bei den Ladegeräten

Gebrauchte Kleinfahrzeuge verfügen mitunter noch über ein einphasiges Ladegerät. Damit das dauert das Laden länger. Nach zehn Stunden Ladezeit kommt man damit auf eine Reichweite von 200 Kilometern. Mit dreiphasigen Ladegeräten geht es schneller. Man kann damit mehr Leistung über den gleichen Zeitraum erzielen. Hier komme es also wieder auf den eigenen Bedarf an, so ÖAMTC-Experte Kaiser.

Hohe Förderungen für neue E-Autos

Gerade bei Elektrofahrzeugen sollten Käuferinnen und Käufer genau kalkulieren. Sind Akku und Ladetechnologie schon älter, lohne sich der Kauf eines gebrauchten E-Autos meist nicht mehr. „Aufgrund der aktuell sehr hohen Förderungen für Neufahrzeuge sollte man abwägen, ob sich der Kauf eines neuen Fahrzeuges nicht mehr auszahlt als ein Gebrauchtwagen“, so Kaiser.