Eine Frau studiert die Produkteangaben vor dem Kühlregal in einem Supermarkt
Greenpeace/Mitja Kobal
Greenpeace/Mitja Kobal

Greenpeace: Drittel der Gütesiegel nicht empfehlenswert

Ein Drittel der im Handel verbreiteten Gütezeichen für Lebensmittel fallen bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace durch. Kritisch werden vor allem globale Kennzeichnungen für Palmöl und Fisch gesehen. Die Umweltschützer fordern klare gesetzliche Regeln für Nachhaltigkeitsversprechen auf Produkten.

Von 31 untersuchten Gütezeichen hat Greenpeace vier mit Rot für „absolut nicht vertrauenswürdig“ bewertet, vier mit Orange („wenig vertrauenswürdig“) und zwei mit Gelb („bedingt vertrauenswürdig“). Vor allem bei globalen Kennzeichnungen sei Vorsicht geboten. Anstatt das Problem der weltweiten Überfischung oder der Regenwaldzerstörung zu stoppen, trieben Kennzeichnungen wie das Palmöl-Label RSPO und das Meeresfisch-Siegel MSC (beide „absolut nicht vertrauenswürdig“) den Konsum von umweltzerstörenden Produkten immer weiter voran, heißt es in einer Aussendung. Die Ergebnisse fasst die Umweltschutzorganisation in der aktuellen Ausgabe ihres Gütesiegelratgebers zusammen.

Palmöl und Fisch: Gütesiegel für Abholzen und Überfischen

Die Anbaufläche für RSPO-zertifiziertes Palmöl sei um das Sechsfache auf 4,4 Millionen Hektar-Fläche gewachsen – das entspricht etwa der halben Gesamtfläche von Österreich. Eine katastrophale Entwicklung, so Greenpace. Für den Anbau von Ölpalmen würden in Südostasien meist Urwälder gerodet. In Österreich werden laut Grünem Bericht des Landwirtschaftsministeriums pro Jahr und Person 18 Kilogramm Palmöl verbraucht, etwa in Fertiggerichten und Schokolade.

Vier Produkte mit der Note Sehr gut
Ökotest
Das weitverbreitete Fisch-Gütesiegel MSC ist laut Greenpeace „absolut nicht vertrauenswürdig“

Das MSC-Siegel für Fisch sieht Greenpeace ebenso kritisch. Obwohl die Fischbestände in den Meeren zu 90 Prozent als überfischt oder bis an die Grenze befischt gelten, zertifiziere MSC laufend neue Fischereien. Auch das Angebot an zertifizierten Fisch-Produkten wächst: Mittlerweile tragen 65 bis 90 Prozent der Tiefkühl-Fischprodukte in den heimischen Supermärkten das MSC- oder ebenfalls mit Rot bewertete ASC-Zeichen.

Gute Bewertungen für regionale Kennzeichnungen

Regionale Kennzeichnungen, darunter Bio Austria und AMA Bio, stuft Greenpeace hingegen tendenziell als vertrauenswürdig ein. Alle 14 untersuchten Bio-Marken bestanden die Prüfung, indem sie die Mindestanforderungen der EU-Bio-Verordnung erfüllen. Neun Bio-Marken gehen sogar deutlich über diese Anforderungen hinaus und wurden als sehr vertrauenswürdig bewertet.

Bioprodukte mit empfehlenswerten Gütesiegeln
Greenpeace/Mitja Kobal
Regionale und Bio-Gütesiegel bewertet Greenpeace als vertrauenswürdig

Seit der Einführung des ersten Nachhaltigkeitsgütesiegels (Blauer Engel) Ende der 1970er Jahre in Deutschland ist die Zahl von Kennzeichnungen weltweit rasant gestiegen. Greenpeace geht von mehr als 460 internationalen Gütesiegeln aus die in rund 200 Ländern verwendet werden. Allein in Österreich seien rund 200 Gütezeichen in Verwendung, die scheinbar nachhaltige Lebensmittel kennzeichnen. Welche davon ihre Versprechen tatsächlich halten, sie laut Greenpeace immer schwieriger zu erkennen. Die Organisation fordert klare Regeln für Gütezeichen und EU-Gesetzgebung für globalen Waldschutz.