Ein junges Paar beim Wandern in den Bergen
Getty Images/Westend61/Uwe Umstätter
Getty Images/Westend61/Uwe Umstätter

Test: Wanderschuhe oft nicht wasserdicht

Ob eine Wanderung zu einem gelungenen Erlebnis wird, hängt auch von der Wahl des passenden Schuhs ab. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat 14 halbhohe Wanderschuhe für leichte Touren getestet. Die meisten Schuhe bestanden zwar den Praxistest, bei Nässe gab es bei fast jedem zweiten Modell jedoch feuchte Füße.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Wanderschuhe sollen guten Halt bieten, genug Platz für die Zehen lassen und keine Blasen verursachen. Sie sollen außerdem leicht und rutschfest sein und die Füße bei Nässe trocken halten. Der VKI unterzog 14 halbhohe Modelle einem Praxistest und überprüft die Materialeigenschaften im Labor.

Gewicht als subjektiver Eindruck

„Für uns überraschend war, dass schlechtere Laborergebnisse von den Testpersonen in der Praxis oft gar nicht als solche empfunden wurden“, so Christian Undeutsch, Projektleiter beim VKI. Das betraf sowohl die Rutschfestigkeit als auch das Gewicht.

Beispielsweise fanden die Testpersonen den Wanderschuh Renegade GTX Mid von Lowa (200 Euro) als einzigen eher schwer. Tatsächlich war er aber leichter als das Modell Litepeak GTX von Meindl (240 Euro), dessen Gewicht hingegen als „sehr gut“ empfunden wurde. Es hängt also offenbar nicht nur vom Gewicht ab, ob sich ein Schuh schwer anfühlt.

Außen nass, innen nass

Das Innenfutter war bei allen Modellen recht haltbar. Nur der Wanderschuh Magma 2.0 AQX von McKinley (100 Euro) war beim Labortest innen rasch durchgescheuert. Auch dessen Sohle nützte sich früh ab.

Nässe führte bei einigen Wanderschuhen zu unangenehmen Überraschungen. „Der größte Schwachpunkt war bei vielen Modellen die Wasserfestigkeit, obgleich alle Schuhe über eine wasserdichte und atmungsaktive Membran verfügen, wie zum Beispiel Gore-Tex“, so Undeutsch. Sechs der 14 Modelle fielen bei der Wasserfestigkeit durch. Nur zwei Produkte erzielten hier Bestnoten.

Nähte lassen oft Feuchtigkeit durch

Die Schuhe von Lowa (Renegade GTX Mid, 200 Euro) und The North Face (Vectiv Exploris Mid Futurelight, 170 Euro) hielten die Füße auch bei Nässe angenehm trocken. Bei anderen Modellen drang die Feuchtigkeit mitunter auch bei den Nähten ein, was wohl an der Verarbeitung liegen dürfte.

Wanderschuh von Lowa und The North Face
ICRT
Beste Noten bei der Wasserfestigkeit: Renegade GTX Mid (Lowa) und Vectiv Exploris Mid Futurelight (The Nort Face)

Testsieger: Litepeak GTX von Meindl

Das Gesamturteil des Tests fiel dennoch positiv aus. „Obwohl es im einen oder anderen Labortest Ausreißer gab, haben sich fast alle Schuhe in der Praxis bewährt“, so Undeutsch. Elf Modelle wurden schließlich mit Gut beurteilt, drei mit Durchschnittlich. Schlechtere Noten gab es nicht.

Die Schuhe kosteten zwischen 70 und 240 Euro. Auch das günstigste Modell im Test, jenes des Sportdiskonters Decathlon (MH 500, 70 Euro), war „gut“, zumindest bei trockenem Wetter. Am besten schnitt das teuerste Modell im Test ab, der Wanderschuh von Meindl. Sein einziges Manko war, dass er auf nassem Untergrund nur mittelmäßige rutschfest war. Die Testpersonen störte das aber nicht weiter.

Wanderschuh von Meindl und Decathlon
ICRT
Testsieger Litepeak GTX (Meindl) und günstigster mit der Note „Gut“: MH500 (Decathlon)

Lowa-Schuh wegen Schadstoffen abgewertet

Der Wanderschuh von Lowa erwies sich nicht nur als besonders wasserfest, er konnte auch in fast allen anderen Punkten überzeugen. Den Testsieg verpasste er dennoch. Schuld waren leicht erhöhte Werte von Chrom VI im Leder, einem Schadstoff, der bei Hautkontakt allergische Reaktionen auslösen kann. Deswegen erreichte der Lowa am Ende doch nur Platz sieben.

Schlusslicht im Test war der Wanderschuh von McKinley, der aber immerhin noch ein Befriedigend bekam. Neben den Mängeln bei Innenfutter und Sohle ließ auch die Wasserfestigkeit bei diesem relativ günstigen Modell zu wünschen übrig.

Viele „gute“ Modelle für Schönwetter

Wer nur bei Schönwetter wandern geht, kann getrost eines der elf „guten“ Modelle im Test wählen, auch wenn es nicht zu 100 Prozent wasserdicht ist. Die fehlende Wasserfestigkeit lässt sich verbessern, wenn der Schuh imprägniert wird. Tragbar sind fast alle Modelle. Wichtig ist nur, dass der Schuh zum Fuß passt.

Tipps zum Kauf

Grundsätzlich sollte man einen Wanderschuh nie blind kaufen, sondern vorher immer anprobieren. Am besten macht man das am Nachmittag oder Abend, da sind die Füße etwas angeschwollen und dicker. Die richtige Schuhgröße hat man gefunden, wenn zwischen den Zehen und der Schuhspitze etwa ein Finger breit Platz ist. Zum Anprobieren sollte man Wandersocken mitnehme, die an empfindlichen Stellen des Fußes gepolstert sind.

Manche Fachgeschäfte bieten die Möglichkeit, den Schuh auf einer schiefen Ebene auszuprobieren. Da kann man einen ersten Eindruck bekommen, wie sich der Schuh beim Aufstieg und Abstieg anfühlt. „Auf jeden Fall sollte man aber eine längere Zeit im Schuh gehen, bevor man sich für das Modell entscheidet“, so Undeutsch.