Pakete werden gescannt
Getty Images/simonkr
Getty Images/simonkr

22-Euro-Freigrenze fällt: China-Shopping wird teurer

Handyhüllen, Sommerkleider und aufblasbare Schwimmtiere – viele Österreicher bestellen Billigprodukte aller Art über das Internet direkt in Fernost. Mit 1. Juli wird das China-Shopping spürbar teurer. Für Pakete aus Nicht-EU-Ländern müssen dann 20 Prozent Einfuhrumsatzsteuer bezahlt werden. Auch die Post verdient mit: Für die Abwicklung verrechnet sie eine Importgebühr von fünf bis zehn Euro pro Packerl.

Die Österreicherinnen und Österreicher kauften von Mai 2020 bis April 2021 für 10,4 Mrd. Euro online ein. Ein kleiner Teil davon entfällt auf Bestellungen aus Nicht-EU-Ländern. „Vor allem wenn es günstig sein soll, wird gern in Asien, vor allem in China, eingekauft,“ so Thorsten Behrens, Leiter der Watchlist Internet.

Nicht nur über bekannte Plattformen wie Wish, Aliexpress und Shein wird direkt in Fernost geshoppt. Auch auf Amazon Marketplace finden sich inzwischen viele asiatische Händler, die von Handyhüllen über Sommerkleider bis zu aufblasbaren Schwimmtieren alles Mögliche feilbieten.

Warenhaus in China
AP/Imaginechina/Wang Chun
Sieben Millionen Pakete aus Nicht-EU-Ländern werden 2021 in Österreich erwartet

20 Prozent Einfuhrumsatzsteuer auf Nicht-EU-Bestellungen

Der Wert der China-Packerl ist meist gering, oft beläuft sich die Rechnung samt Versandkosten gerade mal auf ein paar Euro. Das wird sich nun ändern. Für die Konsumenten wird es spürbar teurer. Denn mit 1. Juli treten neue Steuerregeln für Bestellungen bei Online-Händlern außerhalb der EU in Kraft.

Die momentane Steuerfreigrenze von 22 Euro fällt, ab 1. Juli muss auch für importierte Waren, deren Wert darunter liegt, 20 Prozent Einfuhrumsatzsteuer bezahlt werden. Das Einkassieren dieser Einfuhrumsatzsteuer erfolgt über die Paketdienste, die den Konsumentinnen und Konsumenten dafür wiederum Extrakosten in Rechnung stellen dürfen.

Plus: Post verlangt fünf Euro pro China-Packerl

Die heimische Post verlangt hier je nach Wert der Sendung fünf bis zehn Euro pro Packerl (fünf Euro bis zu einem Warenwert inkl. Versandkosten von 150 Euro, zehn Euro bis 1.000 Euro).

„Nehmen wir an, man bestellt Kopfhörer um 20 Euro in China. Da fällt eine Einfuhrumsatzsteuer von 20 Prozent an, das sind vier Euro, die dazu kommen. Da ist man schon mal bei 24 Euro. Dazu kommen noch fünf Euro pauschale Bearbeitungsgebühren der Post. Dann kostet das Produkt insgesamt 29 Euro, statt ursprünglich 20 Euro im Online-Shop“, so Behrens.

Gerade Kleinstbestellungen zahlen sich für Konsumenten dann wohl nicht mehr aus: Eine Handyhülle für sechs Euro kommt dann auf insgesamt 12,20 Euro.

Postler soll Abgaben an Haustür kassieren

Insgesamt rechnet die heimische Post mit bis zu sieben Mio. Paketen, die in diesem Jahr aus Nicht-EU-Ländern nach Österreich geliefert werden. Das beschert allein der Post Mehreinnahmen von mindestens 35 Millionen Euro.

Laut Post werden die Gebühren vom Zusteller bei der Übergabe an der Haustür kassiert. Marktbeobachter bezweifeln das. Schon jetzt seien viele Paketzusteller am Limit. Konsumenten müssen demnach vielmehr damit rechnen, künftig noch öfter nur einen Benachrichtigungszettel im Postkastel vorzufinden.

Zoll ab Warenwert von 150 Euro

Noch teurer wird es, wenn der der Kunde von der Post kontaktiert werden und Unterlagen nachreichen muss, weil etwa der Wert der Sendung nicht korrekt am Packerl angegeben ist. Dann liegt ein so genanntes Zollhindernis vor, die Post verrechnet in diesem Fall nochmal eine Extragebühr in Höhe von 24 Euro.

Die jetzigen Änderungen betreffen nur die Einfuhrumsatzsteuer – Bei den Zollgrenzen ändert sich nichts. Zoll wird weiterhin ab einem Warenwert von 150 Euro fällig.