Flip-Flops im Geschäft
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Mode

Sommer bringt ungesunde Schuhtrends

Flipflops, Schlapfen, Ballerinas – die Schuhmodelle, die diesen Sommer „in“ sind, scheinen auch bequem. Richtig gut für die Füße und den restlichen Bewegungsapparat sind sie allerdings nicht. Die Folge können schmerzhafte Erscheinungen wie Fersensporn und Spreizfuß sein. Und zu Hause viel barfuß zu sein schadet oft mehr, als es hilft.

In Brasilien heißen sie Havaianas und gehören zu den von der Regierung geschützten Produkten, deren Preis in Krisenzeiten staatlich kontrolliert werden kann. Hier kennt man sie lautmalerisch als Flipflops oder technischer als Zehentrenner: Viel mehr als eine dünne Sohle und zwei Riemen, die die großen Zehen von den anderen trennen, bekommt man nicht. Beim Gehen entstehen Geräusche, die irgendwo zwischen Schmatzen und Klatschen liegen – „flip flop“ eben.

Zehentrenner nur für kurze Strecken

Lange war dieses leichte Schuhwerk nur aus Plastik erhältlich und damit mehr Badelatsche als Sandale. Mittlerweile gibt es sie in unterschiedlichsten Varianten, von Stoff bis Leder und in jeder Preisklasse, vom günstigen Massenprodukt bis zum edlen Designerstück. Um richtig gesundes Schuhwerk handle es sich allerdings nicht, sagt Ulrike Mühlhofer, Fachärztin für Orthopädie und orthopädische Chirurgie in Wien.

„Flipflops haben definitiv ihre Berechtigung, wenn man am Strand ist und kurze Strecken geht“, so Mühlhofer. Aber die hätten meist kein eingearbeitetes Fußbett. „Das heißt, sie sind ganz flach und bieten selten eine Dämpfung, weil die Sohlen sehr dünn sind“, so die Orthopädin. Die Belastung beim Gehen gehe gänzlich auf das Fußgewölbe, das dadurch flachgedrückt wird.

Zu wenig Unterstützung durch Ballerinas

Auch das Längsgewölbe des Fußes erhalte durch solche Zehentrenner wenig bis keine Unterstützung und werde flachgetreten, sagt Mühlhofer. In der Folge kann es zu einem Fersensporn kommen. Beim Übergang der Sehnenplatte an der Fußsohle zum Fersenbein kommt es zu schmerzhaften Entzündungen und Verkalkungen.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1 und als Podcast.

Ähnliches gilt für Ballerinas. Die gehören, wenn man den Modemagazinen glauben schenkt, wie Flipflops zu den Sommerschuhtrends. Sie verleihen der Trägerin ein mädchenhaftes Aussehen, dem Gang allerdings einen eher watschelnden Charakter. „Das Problem bei Ballerinas ist, dass die meistens eine sehr dünne Sohle haben, die wenig Dämpfung bietet“, sagt Mühlhofer. Die Seitenränder des Schuhs sind niedrig, der Fuß nur wenig umschlossen und unterstützt. Ballerinas liefern also wenig Unterstützung für das Fußgewölbe.

Schlapfen mit Fußbett nur für kurze Strecken

Wollte man das Fußgewölbe entsprechend unterstützen, brauchten die Schuhe eine entsprechend höhere Fersenkappe. Unterstützende Einlagen sind bei Ballerinas folglich auch keine Option, dafür ist einfach zu wenig Schuh vorhanden. Schlapfen mit dickerer Sohle und unterstützendem Fußbett, wie jene der bekannten Marke Birkenstock, können eine sommerliche Alternative sein, doch auch hier gibt es Einschränkungen.

„Wenn ich längere Strecken gehe, und das gilt schon ab einer halben Stunde, dann sollte man das wenn möglich nicht mit Schlapfen machen, sondern mit gutem Schuhwerk“, so die Orthopädin. Denn trägt man Schlapfen, krallen sich die Zehen automatisch in den Schuh, um ihn nicht zu verlieren. Das kann zu Fußproblemen im vorderen Fußbereich wie einem Spreizfuß führen.

Fußprobleme durch schuhloses Homeoffice

Der Spreizfuß ist eine Fehlstellung des Fußes, bei der sich die Mittelfußknochen immer weiter auseinander bewegen. Das Fußgewölbe sinkt ein und der Fuß wird unterhalb der Zehen breiter. Die Folge kann ein Hallux valgus sein. Dabei wandert die Großzehe in Richtung der anderen Zehen, das Gelenk verschiebt sich nach außen und es kommt zu schmerzhaften Druckstellen.

Ist Barfußgehen also die „natürliche“ Alternative? Hier komme es auf den Untergrund an, sagt Mühlhofer. Parkett, Fließen oder Steinböden sind eben und bieten der Fußmuskulatur keinen Reiz. Ein Fersensporn kann die Folge sein, in jüngster Zeit immer öfter ausgelöst durch schuhloses Herumwandern im Homeoffice. „Länger barfuß gehen sollte man auf unebenen Gründen wie Wiese, Sand, Schotter, Waldboden, denn die kleinen Unebenheiten, an die sich der Fuß anpassen muss, trainieren die kleine Muskulatur, die im Fußgewölbe enthalten ist“, sagt Mühlhofer.

Gesunde Füße durch Training

Und man könne die Füße auch bewusst trainieren, gerade wenn man auf modisches Schuhwerk nicht verzichten will, sagt Mühlhofer: Die Zehen regelmäßig einkrallen, auf den Zehenspitzen oder den Fersen gehen, Stifte oder Socken mit den Zehen aufheben. „Man kann auch mit den Kindern gemeinsam trainieren, indem man beispielsweise die Wäsche mit den Zehen sortiert“, so Mühlhofer weiter.

Für den Schuhkauf gebe es keine Faustregel, nur Empfehlungen, so die Orthopädin. Wer dauerhaft Schuhe mit hohen Absätzen trägt, fünf Zentimeter und aufwärts, müsse ebenfalls mit Problemen im Vorderfuß rechnen. Die Dosis macht also das Gift, wie bei so vielen Dingen. Je länger ein Schuh getragen wird, je größer die Distanzen sind, die darin zurückgelegt werden sollen, desto besser sollte der Schuh passen und den Fuß unterstützen.