Ribeysteak (roh) auf Teller
APA/dpa/Mohssen Assanimoghaddam
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Tierwohl und Umwelt

Woran man „gutes“ Fleisch erkennt

Wer sein Fleisch direkt am Bauernhof kauft, kann sich selbst ein Bild vom Wohlergehen der Tiere machen – diese Möglichkeit haben jedoch die Wenigsten. Im Supermarkt lohnt sich deswegen genaues Hinschauen, denn Verpackung und Werbung führen oft in die Irre: Längst nicht alle Gütesiegel und Kennzeichnungen garantieren eine möglichst nachhaltige Produktion.

Österreicherinnen und Österreicher essen durchschnittlich mehr als 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Der größte Teil davon stammt aus konventioneller Produktion, die in Sachen Tierwohl und Umweltschutz nicht gut abschneidet.

Tierwohl und Umwelt: Bio als „Mindestmaß“

„Alles unter ‚bio‘ ist überhaupt nicht diskutabel, wenn einem artgerechte Haltung wichtig ist“, sagt Dagmar Gordon von der Umweltschutzorganisation Global 2000. So garantiert das Biosiegel zum Beispiel, dass Jungtiere mit Milch gefüttert werden und ältere Tiere ausschließlich gentechnikfreies Bio-Futter erhalten. Vorbeugende Antibiotika und wachstumsfördernde Mittel sind in der biologischen Viehhaltung nicht erlaubt.

„Bio heißt aber noch nicht automatisch, dass es den Tieren super gut geht“, so Gordon. Schweine zum Beispiel sollten im Idealfall in Freilandhaltung aufwachsen, mit der Möglichkeit nach Futter zu wühlen und zu spielen. Am besten wäre es, Fleisch direkt beim Bauern zu kaufen und sich selbst ein Bild von den Haltungsbedingungen zu machen; diese Möglichkeit haben jedoch nur wenige.

Verpackungen und Siegel genau anschauen

Beim Einkauf im Supermarkt lohnt sich genaues hinschauen: Einige vermeintliche Qualitätssiegel – oft in den Landesfarben – sind vor allem Marketinginstrumente. Man könne schon annehmen, dass das Fleisch in so einem Fall aus Österreich stammt. „Was man aber auch annehmen kann, bei Schweinefleisch zum Beispiel, dass das Schwein auf Vollspaltenböden in einem Stall ohne nennenswertes Tageslicht gehalten wurde – rot, weiß, rot allein heißt gar nichts“, so Gordon.

Auf der sicheren Seite sei man zum Beispiel mit dem EU-Biosiegel, dem Bio-Austria-Siegel, dem Demeter-Siegel oder dem AMA-Bio-Zeichen. Das normale AMA-Gütesiegel sei in diesem Zusammenhang dagegen wenig aussagekräftig.

Fleischherkunft im Restaurant meist nicht nachvollziehbar

Bei frischem und gefrorenem Fleisch im Handel muss das Herkunftsland gemäß EU-Gesetzgebung angegeben werden. Anders ist das in der Gastronomie: „Beim Großteil weiß man gar nicht, ob das Wiener Schnitzel jetzt aus niederländischem Kalb geschnitten worden ist oder doch ein österreichisches war“, bedauert Gordon.

Bei zertifizierten Biobetrieben könne man sicher sein, dass man nur Bio-Fleisch serviert bekomme. Manche Restaurants nennen ihre Produzenten freiwillig, diese Angaben würden aber nicht überprüft, sagt die Global 2000-Sprecherin. Sie fordert deshalb eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Fleischprodukte, ähnlich wie bei Eiern. Nur so könnten Konsumentinnen und Konsumenten eine überlegte Kaufentscheidung treffen und Fleisch aus schlechten Produktionsbedingungen vermeiden.

Niedriger Preis kein gutes Zeichen

Egal ob im Handel oder in der Gastronomie – der Preis kann Konsumentinnen und Konsumenten bei der Orientierung helfen: „Wenn Fleisch extrem billig ist, dann ist es nicht gut. Es war nicht gut für die Tiere, es war auch nicht gut für die Bauern, weil die ganz schlecht daran verdient haben“, so Gordon. Auch Gesundheit und Klima tue man mit Billigfleisch nichts Gutes.

Fleisch, das unter verantwortungsvollen Bedingungen hergestellt wird, wirke oft sehr teuer. Gordon empfiehlt, sich genau zu überlegen, wann man Fleisch essen will, statt es einfach gedankenlos oder aus Gewohnheit zu kaufen. Wer Fleisch in sehr guter Qualität, aber geringerer Menge kauft, gibt am Ende auch nicht mehr Geld aus.

Rindfleisch hat den höchsten CO2-Fußabdruck

Für das Klima ist pflanzliche Ernährung am besten. Wer dennoch Fleisch essen will, kann auf die Unterschiede im CO2-Fußabdruck verschiedener tierischer Produkte achten: So sind Geflügel und Schweinefleisch weit weniger klimaschädlich als zum Beispiel Rindfleisch.

Fleisch in der Auslage
ORF.at/Lukas Krummholz
Geflügel hat einen geringeren CO2-Fußabdruck als Schweine- oder Rindfleisch.

„Wenn man vor einer Kühltruhe im Supermarkt steht und gedanklich versucht, ein Tier zusammenzusetzen – das geht sich nicht aus, da fehlen entscheidende Teile“, sagt Gordon. Oft genug würden Hühnerfüße oder Schweineinnereien in den globalen Süden exportiert, mit gravierenden Folgen für die lokale Wirtschaft. Diese „billigen“ Teile sollte man deshalb auch verwenden, wenn man nachhaltig mit Fleisch umgehen will, so die Global 2000-Sprecherin.