Kind mit einem Smartphone
Getty Images/Westend61
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Mobilfunk-Kindertarif kann teuer kommen

Den passenden Handyvertrag für Kinder zu finden ist nicht einfach. Die Fülle an Angeboten überfordert Eltern schnell. Einige Mobilfunker bieten spezielle Kindertarife an, bei denen etwa teure Mehrwertdienste von Haus aus gesperrt sind. Aber Achtung: Wenn die inkludierten Freiminuten nicht mehr ausreichen, können auch Kindertarife teuer werden.

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Als eine Wienerin Anfang des Jahres beim Mobilfunkbetreiber Magenta Kindertarife für ihre zwei Söhne abschloss, ging sie davon aus, das Thema Handytarife für die nächste Zeit erst einmal abhaken zu können.

Zehn Euro pro Monat und Kind für vier Gigabyte Datenvolumen, 1.000 Freiminuten und 1.000 SMS und für die Mutter am wichtigsten: Teure Mehrwertnummern, Auslandsanrufe und das Bezahlen über die Handyrechnung sind im Kindertarif standardmäßig gesperrt.

200 Euro wegen Überschreitung der Freiminuten

Doch schon nach wenigen Wochen der Schreck: Statt zehn Euro machte die Telefonrechnung eines Sohnes plötzlich 200 Euro aus. Ein Blick auf den Einzelgesprächsnachweis zeigte, dass nicht etwa teure Spielekäufe oder Mehrwertnummern zu der hohen Rechnung führten – sondern die Freiminuten stark überschritten wurden. Offenbar hatten die Brüder stundenlang während des Computerspielens zu Hause miteinander telefoniert – nicht kostengünstig über Whatsapp oder andere Internettelefonie, sondern über ganz normale Telefonie.

Insgesamt 25 Stunden und 15 Minuten, also 8,5 Stunden länger als im Tarif inkludiert, telefonierten die beiden miteinander. Bei einem Preis von 35 Cent pro zusätzlicher Gesprächsminute summierte sich das schnell. „Ich habe gedacht, dass wir via SMS gewarnt werden, wenn das Freikontingent verbraucht ist,“ so die Mutter.

Verpflichtende Warnung nur bei Datenvolumen

Eine solche Warn-SMS haben die Wienerin und ihr Sohn aber nie bekommen. Müssen sie auch nicht, so Gregor Goldbacher von der Telekom-Regulierungsbehörde RTR. „Der Betreiber muss nur informieren, wenn sich das Datenvolumen dem Ende zuneigt. Für Sprache und SMS sind derartige Informationen nicht verpflichtend.“

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Keine Extra-Schutzbestimmungen für Kindertarife

Für Kindertarife, die sich in der Regel an Kinder im Volksschulalter richten, gibt es keine gesetzlichen Extraregeln, Informationspflichten oder festgesetzte Kostenlimits. Welche Leistungen die Mobilfunker als Kindertarif feilbieten, ist reines Marketing und ihnen selbst überlassen.

„Es gibt keine offizielle Definition, was ein Kindertarif ist oder wie er gstaltet sein muss. Meiner Erfahrung nach ist es so, dass beispielsweise standardmäßig gewisse Sperren gesetzt sind. Aber es gibt keine Definition“ so Goldbacher. „Eltern sollten immer genau hinterfragen, was unter dem Schlagwort Kindertarif tatsächlich bei dem konkreten Produkt gemeint ist.“

Auch normale Tarife lassen sich meist mit Sperren versehen

Eltern sollten sich außerdem nicht nur von der Bezeichnung „Kindertarif“ leiten lassen, sondern auch andere Tarifvarianten prüfen. Auch diese können meist mit Sperren versehen werden. Preisvergleichsseiten im Internet helfen beim Durchforsten des Tarifdschungels.

„Die sicherste Variante ist der Wertkarten Tarif. Hier habe ich meinen Guthaben, und das Guthaben kann verbraucht werden. Aber mehr kann nicht geschehen“, so Goldbacher von der Telekom-Regulierungsbehörde.

Hat man einen Tarif für sein Kind ins Auge gefasst, sollte man beim Betreiber nochmal konkret nachfragen und sichergehen, wie man Auslandstelefonate, Datendienste, das Bezahlen mit dem Handy, sowie Mehrwertdienste sperren kann. Meist kann man das über das Kundenportal oder die Telefonhotline veranlassen und ist so gegen ungewollte Mehrkosten geschützt.

Medienerziehung: Am Onlineleben teilhaben

Neben den richtigen Rahmenbedingungen für die Handynutzung, sollten Eltern ihre jüngeren Kinder vor allem anfangs im Umgang mit Smartphone und Internet mit Rat und Tat begleiten. Wer sich auskennt, tappt weniger leicht in etwaige Kostenfallen.

Wichtig ist außerdem, dass man sich dafür interessiert, was die Kinder am Handy so tun und sich zb Spiele oder andere Lieblingsapps auch erklären lässt und immer im Gespräch bleibt. Denn nur wer am Onlineleben der Kinder teilnimmt, kommt auch als fachkundige Ansprechperson infrage, falls es zu etwaigen Problemen kommt.