Schweine schauen durch einen Holzzaun
APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
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Greenpeace kritisiert: „Tiroler Speck“ mit Fleisch aus Spanien

Trotz europäischer Richtlinien ist die Herkunft von Lebensmitteln für Konsumenten oft unklar, kritisiert Greenpeace Österreich, vor allem bei verarbeiteten Lebensmitteln. So hätten selbst geschützte geographische Angaben wie beim Tiroler Speck mitunter wenig mit der Herkunft der Zutaten zu tun.

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Die europäische Kennzeichnungspflicht für die Herkunft von Lebensmitteln gilt nur für unverarbeitete Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Fleisch oder Eier. Hier können Konsumentinnen und Konsumenten nachvollziehen, aus welchem Land die Produkte stammen. Etwa bei Frischfleisch, wo auf der Verpackung angeführt werden muss, wo das Tier aufwuchs und wo es geschlachtet wurde.

Bei verarbeiteten Lebensmitteln sei das nicht der Fall, kritisiert Greenpeace. „Bei Frischfleisch greift die Herkunftsdeklaration also, bei Cevapcici nicht mehr“, beklagt Herwig Schuster, Leiter im Bereich Landwirtschaft und Konsum bei Greenpeace Österreich.

Rot-weiß-rote Etiketten können täuschen

Viele Hersteller erzeugten mit der Aufmachung ihrer Produkte den Eindruck, die Zutaten stammten aus Österreich, auch wenn das oft nicht der Fall sei.

Als Beispiel nennt Schuster das Maiskeimöl der Marke Mazola, auf dessen Etikett ein rot-weiß-rotes Band abgebildet ist. Drauf stand bis vor zwei Jahren: „Hergestellt in Österreich“. Tatsächlich sei das Maiskeimöl aus der Ukraine und anderen Ländern außerhalb Österreichs gekommen.

Nachdem Greenpeace diesen Umstand Mazola gegenüber beanstandete, steht jetzt „abgefüllt und geprüft in Österreich“ auf dem Etikett. Damit sei für aufmerksame Konsumenten klarer, dass der Inhalt der Flasche wahrscheinlich nicht aus Österreich kommt, so der Konsumentenschützer. Das rot-weiß-rote Band auf dem Etikett habe Mazola aber beibehalten.

Lediglich Verarbeitung in Österreich

Vor einem Jahr wurden die europäischen Kennzeichnungsbestimmungen im Lebensmittelbereich verbessert. Bei Produkten, die offensichtlich aus einem bestimmten Land kommen, muss seither die Herkunft der Hauptzutaten deklariert werden.

Dennoch wird weiterhin etwa „Tiroler Speck g.g.A.“ verkauft, also mit dem Siegel „geschützte geographische Angabe“. Damit sei allerdings nicht gewährleistet, dass für den „Tiroler Speck“ Fleisch aus Österreich verwendet wird, kritisiert Greenpeace. Das Siegel besage nur, dass der Speck in Tirol verarbeitet und geselcht wurde, nicht woher das Fleisch dazu stammt. Dieses könne auch aus Spanien, Dänemark oder Deutschland kommen, was immer wieder der Fall sei, so Schuster.

Gesetzlicher Nachholbedarf in Europa

Greenpeace Österreich sieht deshalb einen dringenden, gesetzlichen Nachholbedarf. Es brauche klarere Vorgabe im Lebensmittel-Kodex, der die Herstellung von Lebensmitteln in Österreich regelt. Greenpeace fordert, dass irreführende Aufschriften vom Markt verschwinden sollen.

Wenn ein Hersteller darauf hinweisen möchte, dass sein Produkt in Österreich abgefüllt wurde, sollte er auch dazuschreiben müssen, dass die Rohstoffe dafür nicht aus Österreich stammen. Dazu sei eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel notwendig, zumindest für die Hauptzutaten.

Die Aufschrift „Herkunft EU“ oder „nicht EU“, kritisiert Greenpeace als zu ungenau. „Beim Maiskeimöl etwa muss draufstehen, dass es aus Serbien, der Ukraine, Ungarn oder wo auch immer herkomme“, so Schuster. Nur so könnten die Konsumentinnen und Konsumenten etwaige Umweltfaktoren, wie Treibhausgasemissionen, die durch lange Transportwege zustande kommen, einschätzen.

Landwirtschaft fordert strengere Regelung

Das Gesundheitsministerium, das für die Kennzeichnung zuständig ist, zeigt sich in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber help.ORF.at mit den bestehenden Kennzeichnungsbestimmungen zufrieden. Man räumt aber ein, dass sich Mängel bei deren Umsetzung gezeigt hätten. Anders das Landwirtschaftsministerium, das sich für eine strengere Handhabung der Herkunftskennzeichnung verarbeiteter Produkte einsetzt.

„Abgefüllt in Österreich“ ist Alarmsignal

Wer bereits jetzt beim Einkaufen von Lebensmitteln sicher sein möchte, dass die Zutaten dafür tatsächlich aus Österreich stammen, dem rät Schuster, Aufschriften wie „Abgefüllt in Österreich“ als Alarmsignale zu betrachten. In so einem Fall könne man sicher sein, dass die Zutaten nicht aus Österreich stammten.

Ein gutes Siegel für die Herkunft der Rohstoffe sei das rot-weiß-rote AMA-Gütezeichen bzw. alle Biozeichen. Wer etwa Produkte mit dem AMA-Biozeichen oder dem Siegel von Bio Austria kauft, könne ganz sicher sein, dass darin überwiegend österreichische Rohstoffe verarbeitet werden, so Schusters Empfehlung.