Personen mit FFP2-Maske
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER

Ärger über fehlende Gratis-FFP2-Masken für Senioren

Bei der Versendung der Gratismasken für über 65-Jährige gibt es noch immer Probleme. Eigentlich hätten alle Pensionistinnen und Pensionisten im Jänner zehn kostenlose FFP2-Masken per Post bekommen sollen. Doch Ende März warteten manche älteren Menschen noch immer auf die Lieferung. Seniorenvertreter berichten von möglicherweise tausenden Betroffenen.

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Herr H. ist über 70 Jahre alt und bezieht eine Mindestpension. Wie 1,7 Millionen anderen Pensionistinnen und Pensionisten versprach ihm die Regierung vor Weihnachten zehn kostenlose FFP2-Masken. Sie sollten per Post verschickt werden, damit ältere Menschen ohne viel Kontakt zu dieser Schutzausrüstung kommen.

Mindestpensionist wartet seit Weihnachten

Bereits zu Beginn der Gratismaskenaktion gab es Verzögerungen. Spätestens mit der Einführung der FFP2-Masken-Pflicht beim Einkaufen am 25.Jänner sollten aber alle Pensionistinnen und Pensionisten versorgt sein. Doch Herr H. hatte auch Ende Jänner noch nichts erhalten. Und er war nicht der Einzige. Die Beschwerden häuften sich. Die Post richtete eine Hotline ein.

Älterer Mann mit Maske beim Einkaufen
APA/AFP/ALEX HALADA
In Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln sind FFP2-Masken Pflicht

Hotline für Reklamationen eingestellt

Herr H. fragte im Wochenabstand bei der Hotline nach und wurde stets vertröstet. Mitte März kam dann die böse Überraschung: Bei der Hotline lief nur noch ein Tonband, sie war eingestellt. Auf seine Beschwerden beim Bürgerservice des Gesundheitsministeriums erhielt der Wiener nicht einmal eine Antwort. Der erste Jahrestag der Pandemie kam und ging, Herr H. wartete weiter.

Auf Nachfrage von help.ORF.at Ende vergangener Woche schrieb das Gesundheitsministerium, die Aktion sei abgeschlossen, die letzten Reklamationen erledigt. „Wir bitten daher zu verstehen, dass wir nun keine Möglichkeit mehr haben, im Rahmen dieser Aktion weitere Masken zu versenden. Uns ist es aber ein großes Anliegen, dass all jene Menschen, die eine Maske benötigen und sie sich nicht leisten können, auch Zugang dazu haben.“

Ministerium: „Handel bietet günstige Masken an“

Armutsgefährdete Menschen hätten die Möglichkeit, kostenlose Masken bei Sozialmärkten oder über die Team-Österreich-Tafeln des Roten Kreuzes zu bekommen, so das Gesundheitsministerium. Wer in einem Sozialmarkt einkaufen will, braucht allerdings eine Berechtigungskarte. Dafür werden ein Einkommensnachweis aller im Haushalt lebenden Personen sowie eine behördliche Meldebestätigung, ein Lichtbildausweis und ein Foto benötigt.

„Darüber hinaus möchten wir darauf hinweisen, dass auch der Handel günstige Masken anbietet – zunächst wurden diese gratis ausgegeben, jetzt sind diese zum Selbstkostenpreis zu erwerben“, so das Gesundheitsministerium gegenüber help.ORF.at. Der über 70-jährige Herr H. kann also entweder die Masken selbst von seiner Mindestpension kaufen oder, er hat viele Rennereien, um sich Gratismasken zu besorgen.

Pensionistenverband rechnet mit tausenden Betroffenen

„Das ist nicht die feine englische Art“, so Ingrid Korosec, Präsidentin des ÖVP-Seniorenbunds. Sie verstehe den Ärger, dennoch sei die Aktion grundsätzlich ein guter Schritt, weil es wichtig sei, dass Seniorinnen und Senioren FFP2-Masken tragen. Der Seniorenbund sieht aber nur Einzelfälle, bei denen die Zusendung der Masken nicht geklappt habe.

Anders sind die Erfahrungen beim SPÖ-Pensionistenverband. „Wir gehen davon aus, dass einige tausend Menschen betroffen sind“, so Generalsekretär Andreas Wohlmuth. Beschwerden über fehlende Masken gebe es aus ganz Österreich, vor allem aus dem Großraum Graz.

„Senioren fühlen sich vergessen“

Das Gesundheitsministerium sollte diesen Seniorinnen und Senioren nun rasch und unbürokratisch Masken zuschicken, so Wohlmuth. Auch die Hotline sollte nochmals aufgedreht werden, damit sich dort jene Personen melden können, die noch immer nichts bekommen haben. „Die Idee war gut, die Umsetzung schlecht.“

Es gehe den meisten Betroffenen auch gar so sehr um das Materielle. „Die älteren Menschen fühlen sich benachteiligt und vergessen“, so Wohlmuth. Zum berechtigten Ärger käme die Sorge, möglicherweise auch beim Impfen vergessen zu werden.

Maskenversand kostete mehr als Masken selbst

Inzwischen wurde bekannt, dass der Versand der Seniorenmasken mehr gekostet hat als die Masken selbst. 18 Millionen Stück aus chinesischer Produktion wurden angeschafft, zum Preis von 6,5 Millionen Euro. Der Versand durch die Post kostete noch einmal 7,5 Millionen Euro an Steuergeld.

Auf die Anfrage von help.ORF.at, wie die Menschen doch noch zu ihren Seniorenmasken kommen, schrieb das Gesundheitsministerium: „Sämtliche eingelangten Reklamationen betreffend nicht erhaltener Masken wurden großzügig behandelt. Allen diesen Personen wurden zehn Stück Masken zugestellt“. Die Frist für Reklamationen sei zweimal verlängert worden. Die Post habe 2.742 Masken nachgeliefert, 1.900 davon Ende vergangener Woche.

Auch Herr H. sei beim letzten Versand mit dabei und werde seine Gratismasken bald erhalten. Tatsächlich trafen diese am Freitag endlich bei ihm ein.