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„Konsumentinnen und Konsumenten denken meist, mit dem Kauf von Zuchtfischen würden sie die Meere nicht belasten. Leider ist das Gegenteil der Fall“, sagt Johannes Heiml, Nachhaltigkeitsexperte bei der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich gegenüber help.ORF.at. Gemeinsam mit Changing Markets, einer niederländischen Stiftung für nachhaltige Marktstrategien, hat die AK in einer europaweiten Studie herausgefunden: Jeder sechste gefangene Wildfisch wird an Zuchtfische verfüttert, in Form von Fischmehl und Fischöl.
Aquakultur-Boom belastet wilde Fischbestände
Tendenz steigend: Aquakulturen zur Fischzucht sind weltweit der am schnellsten wachsende Sektor der tierischen Lebensmittelproduktion. Damit trägt auch die Fischzucht massiv zur weltweiten Überfischung bei, so Heiml. Und das, obwohl bereits jetzt ein Drittel der weltweiten Fischbestände als überfischt gilt. „Dass Fische mit Fischen gefüttert werden, ist per se schon absurd“, so der Konsumentenschützer. Dazu komme, dass für die Produktion von einem Kilo Fisch fast noch einmal so viel Fisch notwendig sei: „Die Dimension hat mich selbst erschreckt.“
AK fordert Kennzeichnungspflicht
Wer im Supermarkt Lachs und Garnelen aus Fischzucht kauft, kann nicht erkennen, ob die Tiere mit Wildfischen gefüttert wurden. Kennzeichnungs- oder Deklarationspflichten gibt es nicht. Auch Gütesiegel haben bei diesem Thema einen blinden Fleck, sagt Heiml. Kein einziges Siegel verbietet die Verwendung von Wildfang.
Auch Bio-Regeln zu ungenau
Die strengsten Kriterien für Futtermittel von Zuchtfischen hat noch der EU Bio-Standard, zu erkennen am grünen, blattförmigen Logo aus EU-Sternen. Das Gütesiegel verbietet Futtermittel aus der sogenannten Reproduktionsfischerei, bei der Fische ausschließlich als Futter gefangen werden. Fischfutter aus Abfallprodukten ist nach dem EU Bio-Standard allerdings erlaubt. „Das Problem dabei ist, dass die globalen Zahlen zeigen, dass ein Großteil davon Wildfisch, und nur ein verschwindend kleiner Teil Beifang ist“, so der Nachhaltigkeitsexperte.
Nachhaltigster Fisch: Karpfen aus der Region
Johannes Heiml fordert deshalb von den Handelsketten, Zuchtfische, die mit Wildfang gefüttert wurden, in den kommenden Jahren aus den Kühlregalen zu nehmen. Zudem sei es dringend notwendig, die Produkte zu kennzeichnen. „Nicht nur, aus welcher Aquakultur der Fisch kommt, sondern auch, welches Futter er bekommt, und woher dieses stammt“, so Heiml.
Wer Zuchtfisch kaufen möchte, der garantiert nicht mit Wildfang gefüttert wurde, muss genauer hinsehen. Fischarten aus nicht gefütterten Aquakulturen, die sich selbst ernähren, sind diesbezüglich unproblematisch. Ein besonders nachhaltiger Fisch ist dabei der Karpfen, sagt Johannes Heiml. Einige Züchter setzten aber auch bei Raubfischen bereits auf alternative Futtermittel aus Insekten, Kartoffeln, Soja und Algen. Grundsätzlich gilt: Je regionaler, desto besser.