Screenshot Palmers-Website
Screenshot palmers-shop.com
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China-Masken: Palmers verweigert Rücknahme

Die Tatsache, dass der Maskenhersteller Hygiene Austria teilweise in China produzieren ließ, sorgt für große Verärgerung bei den Kunden. Auch bei der Ö1-Help-Redaktion haben sich zahlreiche Hörerinnen und Hörer gemeldet, die ihre FFP2-Masken nun nicht mehr verwenden, sondern ihr Geld zurück haben wollen. Während der Handel hier sehr kulant agiert, verweigern ausgerechnet die beteiligten Unternehmen Palmers und Hygiene Austria die Rücknahme der Masken.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Auch als Podcast.

Um ein Produkt umzutauschen oder das Geld zurück zu bekommen, müssen sich Konsumentinnen und Konsumenten immer an den jeweiligen Händler wenden. Hat man seine FFP2-Masken bei einem Supermarkt oder einer Drogeriekette gekauft, ist die Rückgabe kein Problem. Die Handelsketten haben hier kulante Regelungen – mehr dazu in Supermärkte nehmen Masken zurück.

Hat man seine FFP2-Masken hingegen zum deutlich höheren Preis von bis zu 4,99 Euro pro Stück direkt bei Palmers in der Filiale oder im Palmers-Onlineshop gekauft (die Palmers Textil AG hält 49,9 Prozent an Hygiene Austria), hat man derzeit das Nachsehen.

Screenshot des Palmers-Webshops
Screenshot palmers-shop.com
Im Dezember kosteten die Masken noch 4,99 Euro pro Stück

Filialen verweigern Rücknahme

In den Palmers-Filialen wird die Rückgabe verweigert, mit der Begründung das 30-tägige Umtauschrecht sei bereits abgelaufen. Es gelten die gleichen Regeln wie immer, so der Textilkonzern auch gegenüber Help.ORF.at. Ein Umtausch sei nur binnen 30 Tagen bei originalverpackter Ware möglich.

Mit dem Umtauschrecht habe das aber gar nichts zu tun, stellt Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenschutz der Arbeiterkammer (AK) Wien, klar.

Nicht kundenfreundlich, nicht gesetzmäßig

„Diese Vorgehensweise ist nicht in Ordnung. Sie ist weder kundenfreundlich noch entspricht sie der gesetzlichen Lage. Denn der Konsument hat Gewährleistungsrechte“, so Zgubic gegenüber help.ORF.at.

Die Gewährleistung ist ein gesetzlich garantiertes Konsumentenrecht. Sie regelt die Haftung des Händlers für etwaige Produktmängel, die beim Kauf bereits vorhanden waren.

Wesentliche Produkteigenschaft nicht erfüllt

„Die Konsumentinnen und Konsumenten haben ja extra diese Masken gekauft, weil sie als österreichisches Produkt beworben wurden. Das war ihnen wichtig“, so Zgubic. Damit sei die Herkunftskennzeichnung „Made in Austria“ zum Zeitpunkt des Kaufes eine wesentliche Produkteigenschaft und wenn diese wesentliche Produkteigenschaft nicht erfüllt werde bzw. man darüber getäuscht werde, liege ein Mangel vor.

Der Händler ist gesetzlich dazu verpflichtet, ein mangelhaftes Produkt zu reparieren oder umzutauschen bzw. wenn weder Reparatur noch Austausch möglich sind, das Produkt zurückzunehmen und den Kaufpreis zu erstatten.

Verschiedene Varianten der FFP2-Masken der Hygiene Austria
ORF.at/Karin Fischer
Mit CE-Zeichen, ohne CE-Zeichen, mit verschiedenen roten Aufdrucken – welche Maske kommt woher?

Weiter unklar woran man Masken aus China erkennt

Eine Reparatur sei hier nicht möglich und auch ein Austausch kommt wohl eher nicht in Frage. Zum einen hat Palmers gar keine FFP2-Masken anderer Hersteller im Sortiment, zum anderen ist das Kundenvertrauen und die Glaubwürdigkeit von Palmers stark beschädigt. „Wie sollen sich Kunden sicher sein, dass sie nicht wieder chinesische Masken untergejubelt bekommen,“ so Zgubic.

Die Arbeiterkammer ist gerade dabei herauszufinden, woran man erkennen kann, ob es sich um eine in China oder in Österreich hergestellte Maske handelt. „Das ist auch für uns nach wie vor nicht klar. Das Unternehmen müsste hier endlich Transparenz reinbringen, damit man die Masken unterscheiden kann,“ so die AK-Juristin.

AK fordert: Geld retour für Kundinnen und Kunden

Auch Hygiene Austria selbst bietet die Masken über seine Website zum höheren Preis zum Verkauf an. Auf die Frage, ob Kunden nun ihre Ware retournieren können und ihr Geld zurückbekommen, erhielt Help.ORF.at auch nach mehrmaliger Nachfrage bisher keine konkrete Information. Es werde mit Hochdruck an allen offenen Fragen und entsprechenden Antworten und Lösungen gearbeitet, so die Pressestelle.

Screenshot des Hygiene-Austria-Webshops
Screenshot hygiene-austria.at

Laut Arbeiterkammer gilt für Kunden, die direkt über den Hygiene-Austria-Webshop Masken gekauft haben, dasselbe. Auch sie haben das Recht ihr Geld zurück zu bekommen, egal wie lange der Kauf zurückliegt.

Um die Gewährleistung geltend zu machen, wird die Rechnung benötigt, um nachweisen zu können, dass die Masken auch wirklich bei Palmers bzw. Hygiene Austria direkt gekauft wurden. Ob die Masken noch originalverpackt oder bereits geöffnet und verwendet worden sind, spielt keine Rolle, so Konsumentenschützerin Zgubic.

Sammelintervention soll Lösung bringen

Im Rahmen einer Sammelintervention will die Arbeiterkammer nun bei Palmers und Hygiene Austria eine Lösung für alle betroffenen Kunden erwirken. Konsumenten müssen hier also noch etwas Geduld haben, bis das Ergebnis bekannt ist und klar ist, wie sie ihr Geld zurück bekommen.

Sollte Palmers zu keiner außergerichtliche Einigung bereit sein und sich weiterhin weigern, die Masken zurückzunehmen, werde man den Fall weiter prüfen und gegebenenfalls den Klagsweg beschreiten und vor Gericht gehen, so die AK.