diverse Chilis in einer Steige
Michael Deutsch
Michael Deutsch

Mit Chilis am Fensterbrett ins neue Gartenjahr

Noch ist von Frühling keine Spur – Hobbygärtner können aber trotzdem schon mit dem Vorziehen von Pflanzen beginnen. Wärmeliebende Gewächse wie Chilis können bereits jetzt ausgesät und am Fensterbrett vorgezogen werden. Die Auswahl an Sorten ist groß. Chilisamen gibt es im Fachhandel, man kann sie aber auch bequem über das Internet bestellen.

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Chilis haben in den vergangenen Jahren viele Fans gefunden, mitunter begleitet von Wettkämpfen, wer die schärfste Frucht verträgt. Die Pflanzen gedeihen besonders gut im Topf und eignen sich auch für den Balkon.

Chilis mögen viel Licht und Wärme

Sogar auf der Fensterbank können Chilis gezogen werden, vorausgesetzt, die Bedingungen passen. „Man muss Sorten nehmen, die nicht so starkwüchsig sind und mit weniger Licht auskommen“, so Michael Deutsch. Denn auf dem Fensterbrett könnten die Wachstumsbedingungen „schon recht brutal“ sein. Der Landwirt hat sich auf das Kultivieren von Jungpflanzen, vor allem Chilis und Paprika spezialisiert.

Chilis „Aji White Fantasy“
Michael Deutsch
Die Chilisorte „Aji White Fantasy“ hat fast keine Schärfe

Die Pflanzen brauchen viel Licht, Wärme und nur mäßig Wasser. Wer sie selbst aus Samen ziehen will, kann jetzt schon loslegen. Ein Topf mit Löchern im Boden wird mit Anzuchterderde befüllt und diese gleichmäßig glattgestrichen, sodass eine ebene Fläche entsteht. Darauf streut man die Samen. Eine dünne, lockere Schicht Erde soll das Saatgut gerade bedecken.

Anschließend wird der Topf ins Wasser gestellt, damit sich die Erde vollsaugen kann. Über den Topf kommt eine durchlöcherte Klarsichtfolie, die mit einem Gummiringerl fixiert wird.

Keimen im Minigewächshaus

„Dann stellt man das Ganz an den wärmsten Platz, den man finden kann, zum Beispiel in einen Heizraum“, so Deutsch. In diesem kleinen Minigewächshaus keimen die Samen am schnellsten. Dort darf es ruhig dunkel sein, denn die Samen brauchen zum Keimen kein Licht. Erst, wenn sich die ersten Blätter zeigen, zieht der Topf auf einen möglichst hellen Platz um. Die Wärme ist jetzt nicht mehr so entscheidend, „zehn bis 15 Grad genügen“.

Hat man wenig Platz für Jungpflanzen, empfiehlt es sich, mit der Aussaat bis Ende Februar zu warten. Sonst schießen die Chilis zu rasch in die Höhe, statt kompakt zu wachsen. Ins Freie dürfen sie erst nach dem Frost Anfang Mai.

Keimblätter von Chilis
Michael Deutsch
Chilisamen keimen in Dunkeln, brauchen dann aber umso mehr Licht

Seltener gießen, dafür kräftig

Für kompakten Wuchs und Robustheit sorgt das Pikieren. Die Jungpflanzen werden mehrmals in etwas größere Töpfe umgesetzt. Zu Beginn reicht ein Joghurtbecher für cirka 20 Samen. Am Schluss braucht jede Pflanze einen Drei-Liter-Topf oder sie kommt direkt ins Freiland. Im Beet sind Chilis am pflegeleichtesten, vor allem zu Beginn benötigen sie nur wenig Wasser. Mehr gegossen wird erst, wenn sie Früchte angesetzt haben.

„Im Topf muss man schon aufpassen, dass man halbwegs regelmäßig gießt“, so Deutsch. Lassen die Pflanzen an einem heißen Julinachmittag einmal alles hängen, sei das aber kein Problem. War es zur Zeit der Vollblüte zu trocken, werfen sie allerdings die Blüten ab. Sie erholen sich aber rasch davon und blühen noch einmal.

Empfindlicher reagieren Chilis auf Staunässe. „Oft wird viel zu viel gegossen und die Pflanzen nahezu ertränkt“, so Deutsch. Das bekommt ihnen gar nicht. Am besten man gießt sie nur jeden dritten Tag, dann aber kräftig.

Ziegenhorn, Jalapeno, sibirischer Hauspaprika

Martin Deutsch vertreibt unter der Marke Biotiger dutzende Sorten von Chilis; von ganz milden bis zu höllisch scharfen. Für die Fensterbank eigne sich die Sorte „Sibirischer Hauspaprika“ mit kleinen, roten Früchten besonders gut. Sie kommt auch mit wenig Licht aus. Auf einer Skala von eins bis zehn liegt ihre Schärfe bei sechs.

Etwas milder ist die Sorte „Ziegenhorn Bello“, deren große, fleischige Früchte sich besonders gut weiterverarbeiten lassen. Die mittelscharfen „Jalapenos“ werden gerne frisch in der Küche verwendet, zum Einlegen sind sie weniger geeignet.

grüne und rote Jalapenos
Karin Fischer/help.ORF.at
Jalapenos gibt es in verschiedenen Farben und Schärfegraden

Von mild bis höllisch scharf

Liebhabern ausgefallener Sorten legt der Experte die Sorte „Fidalgo roxa“ ans Herz. Diese Pflanze ist violett mit violetten, eichelförmigen Früchten. Sie sind aromatisch, allerdings ziemlich scharf. Auf der zehnteiligen Skala liegen sie bei neun.

Eine Klasse für sich sind „Habaneros“. „Sie sind wunderschöne Pflanzen, wunderbar im Topf zu halten, ihre Aromen sind herrlich, aber sie sind halt brutal scharf“, so Deutsch. Um ihnen die extreme Schärfe zu nehmen, kann man sie in Honig einlegen. Das Ergebnis ist ein mäßig scharfer Honig, der das Aroma der Habaneros aufgenommen hat.

Füllen, einlegen, trocknen

Die Verwendung von Chilis in der Küche ist vielfältig. Man kann sie füllen, einlegen, zu Pasten und Chutneys verarbeiten oder an einem warmen Ort trocknen lassen und zu Pulver vermahlen. Dabei sollte man Handschuhe tragen und sich nicht in die Augen fahren. Chilis können auch grün geerntet werden, wenn sie noch unreif sind. Da haben sie aber noch nicht das volle Aroma.

Chilisorte „Habanero“
APA/AFP/David GANNON
Habaneros zählen zu den schärfsten Chilis

Anfängerinnen und Anfängern rät Michael Deutsch, die Samen zu Beginn nicht zu tief einzugraben. Pflanzen, die zu rasch in die Höhe geschossen sind, kann man beim Umsetzen hingegen bis zu den ersten Blättern in der Erde versenken. Sie treiben dann kompakter weiter.

Gelbe Blätter können durch Trockenheit, aber auch durch zu viel Gießen entstehen. Trockenheit überstehen die Chilis besser. Faulen die Wurzeln aber einmal, ist die Pflanze nicht mehr zu retten.