Eine Hanfplantage in der Schweiz
AFP/FABRICE COFFRINI
PHILIPPE HUGUEN/AFP

CBD-Produkte: Nicht immer drin, was draufsteht

Produkte mit Cannabidiol, kurz CBD, sind seit einiger Zeit groß in Mode. In Apotheken und vielen kleinen Shops werden von getrockneten Hanfblüten, verschiedenen Ölen und Tees über Schokolade bis zu Kaugummis und Keksen allerlei Lifestyle-Produkte mit dem Hanf-Bestandteil angeboten. Die deutsche Stiftung Warentest hat einige Öle und Kapseln mit CBD genauer untersucht. Mit ernüchterndem Ergebnis.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Auch als Podcast.

Bei CBD handelt sich um einen von vielen pflanzlichen Inhaltsstoffen der Hanfpflanze. Im Gegensatz zu dem bekannten Tetrahydrocannabinol (THC) wirkt es aber nicht berauschend, sondern soll eine sanfte entspannende Wirkung im Körper entfalten. CBD soll gegen Schmerzen, Entzündungen, sowie bei Nervosität, Schlafproblemen und Depressionen helfen, so die Werbeversprechen.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist diese Wirkung der derzeit allerorts angebotenen Öle, Kapseln und anderen Lifestyle-Produkte allerdings bisher nicht. Es gäbe zwar Hinweise dafür, dass CBD bei Schlafstörungen und auch bei Angststörungen helfen könnte, so Nicole Merbach von der Stiftung Warentest. Es fehle aber an aussagekräftigen Studien.

CBD-Produkte auf einem Messestand präsentiert
Mladen ANTONOV/AFP
CBD-Öle zum Tropfen unter die Zunge liegen derzeit im Trend

Im Rahmen ihrer Untersuchung hat die Stiftung Warentest die Anbieter der verschiedenen Lifestyle-Mittelchen mit CBD um Studien zu ihren Produkten gebeten. „Da haben wir leider nichts bekommen,“ so Merbach. „Wir haben auch selber geschaut, was gibt es an wissenschaftlichen Studien, haben das ausgewertet und sind auch hier zu dem Schluss gekommen, dass es bisher an guten Belegen und Nachweisen fehlt.“

Erste Arzneimittel mit CBD

Zu diesem Schluss kommt auch Medizin-Transparent.at, ein Projekt von Cochrane Österreich an der Donau-Universität Krems. Die Plattform überprüft die wissenschaftlichen Belege für derartige Gesundheitsbehauptungen und veröffentlicht gesicherte (evidenzbasierte) Informationen.

Momentan ist nur ein einziges Arzneimittel auf Hanf-Basis, eingesetzt bei Patienten mit Multipler Sklerose, in Österreich erhältlich. Es enthält eine Mischung von CBD und THC. Zusätzlich können Ärzte THC in Reinform als sogenannte magistrale Verschreibung anordnen. In diesem Fall wird das Arzneimittel in der Apotheke individuell zubereitet und als Dronabinol bezeichnet. In den USA ist seit 2018 ein erstes Arzneimittel mit reinem CBD gegen die seltenen und schweren Epilepsieformen Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndrom zugelassen.

Rechtliche Grauzone

Neben fehlenden Studien zu Wirkungsweise und richtiger Dosierung fehlt es auch an gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Produkte bewegen sich derzeit rechtlich in einer Grauzone. Das soll sich aber bald ändern. Die EU-Kommission hat im Dezember angekündigt, CBD-Produkte als so genannte „neuartige Lebensmittel“ einstufen zu wollen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober erklärte, sich für eine rasche Zulassung solcher CBD-haltiger Lebensmittel einzusetzen, damit sich Konsumentinnen und Konsumenten auf die Sicherheit der Produkte verlassen können.

Auch wie sich eine dauerhafte Anwendung von CBD auf Organe wie die Leber auswirkt, ist unklar. Auch eventuelle Wechselwirkungen mit Medikamenten müssen erst geklärt werden. „Deswegen wird derzeit vor allem Personen, die Medikamente einnehmen, sowie schwangeren und stillende Frauen, davon abgeraten CBD-Produkte auszuprobieren“, so Merbach.

Gläser mit Hanfblüten in einem CBD-Shop
AFP/PHILIPPE HUGUEN
Cannabisblüten sieht man nicht an, wie viel CBD oder THC sie enthalten

Kein Verlass auf enthaltene CBD-Konzentration

Die Preise der CBD-Produkte hängen von der jeweiligen Konzentration des Hanf-Bestandteils ab. Im Test lag der Preis eines 10-Milliter-Fläschchens CBD-Öl zwischen 18 und 80 Euro – je nachdem ob die Konzentration sehr niedrig (unter drei Prozent) oder höher (zehn Prozent) liegt. Auch weitaus höher konzentrierte CBD-Öle mit bis zu 40 Prozent sind im Internet erhältlich, diese kosten entsprechend mehr.

Bei der Analyse zeigte sich, dass einige Produkte im Test nicht hielten, was sie versprechen. Bei zwei (Hempamed, Healthy Herbs) der insgesamt 17 Öle und Kapseln entsprach der CBD-Gehalt auf dem Etikett nicht dem Inhalt, sondern lag weit darunter. Bei fünf weiteren fehlte die Angabe des genauen CBD-Gehalts auf der Verpackung, sie konnten daher nicht bewertet werden.

Einige überschreiten THC-Grenzwert

Andere (Caobo, Duowell, Hempamed, Natcan) wiederum enthielten mehr THC als erlaubt. Zwar sind Spuren von THC ganz normal, da Nutzhanf bis zu 0,3 Prozent THC in der EU zugelassen ist, doch darf dieser Grenzwert auch bei CBD-Produkten nicht überschritten werden.

„Wer jetzt glaubt, dass er mit Hilfe dieser CBD-Produkte regelmäßig high werden kann, der liegt falsch. Von den THC-Mengen eines Joints sind selbst die CBD-Produkte mit erhöhtem THC-Wert im Test sehr weit entfernt“, so Merbach.

Bei Einnahme dieser Produkte sei allerdings nicht auszuschließen, dass es etwa zu einer verminderten Reaktionsfähigkeit komme. Und schon ein geringer THC-Gehalt kann bei Verkehrskontrollen zu Problemen führen. Denn in Österreich ist bisher behördlich kein Grenzwert für THC im Blut festgesetzt.