Mann hält FujiFilm X-T4 in der Hand
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Kameras für Ambitionierte: Wenn das Smartphone nicht mehr reicht

Die beste Kamera ist die, die man dabei hat, heißt es zwar, ambitionierte Hobbyfotografen werden dennoch eher zu einer eigenständigen Kamera greifen, als zur Handyknipse in der Hosentasche. Ob sich die Investition lohnt, hat die deutsche Stiftung Warentest in einem Test von Systemkameras und hochwertigen Kompaktkameras untersucht. ​

Getestet wurden 29 Systemkameras und fünf hochwertige Kompaktkameras im Preissegment zwischen 400 und 4.000 Euro. Aber lohnt sich die Investition eigentlich wirklich? Denn tatsächlich sei die Bildqualität moderner Smartphonekameras beeindruckend, sagt Foto-Experte Markus Bautsch von Stiftung Warentest. Luft nach oben gebe es dennoch reichlich.

Experte: Gute Kompaktkameras schlagen jedes Smartphone

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Bei komplizierten Lichtverhältnissen oder wenn man eine besonders hohe Bildauflösung erzielen möchte, sei man mit einer eigenständigen Kamera in jedem Fall besser bedient als mit einem Smartphone, sagt Bautsch. Man habe außerdem wesentlich bessere Möglichkeiten, das Bild künstlerisch kreativ zu gestalten. Bei Systemkameras kann man außerdem Objektive wechseln und daher in jeder Situation das optimale Objektiv frei wählen.

Günstige Kompaktkameras mit kleinem Zoombereich sind kaum noch erhältlich. Aktuelle Geräte seien heute wenigstens wasserdicht oder qualitativ so hochwertig, dass sie wesentlich bessere Bilder liefern, als das selbst mit einer fortschrittlichen Smartphonekamera möglich wäre, so der Experte. Dies habe auch seinen Preis, es sei durchaus möglich, für eine Kamera mit fix verbautem Objektiv 1.000 Euro oder mehr hinzublättern.

Canon G5 X II
Canon
Die Canon G5 X II ist Stiftung-Warentest-Testsieger im Bereich Kompaktkameras

Vollformatkameras liefern hervorragende Bildqualität

Lichtstarke Wechselobjektive können sehr teuer sein und kosten nicht selten mehr als das Kameragehäuse. Wer auf Objektivwechsel verzichten kann und trotzdem beeindruckende Schnappschüsse liefern möchte, könne mit einer Kompaktkamera durchaus glücklich werden, meint Bautsch. Testsieger in diesem Segment ist die „Canon PowerShot G5 X II“ um etwa 800 Euro.

Für ambitioniertere Fotografen aber auch Profis bieten Systemkameras eine Vielzahl von Möglichkeiten. Hier können Objektive getauscht werden, sie sind aufgrund ihrer Bauweise aber leichter und weniger massiv als klassische Spiegelreflexkameras. Letzter Schrei in diesem Bereich sind Vollformatkameras. Der Begriff Vollformat bezieht sich auf die Größe des Bildsensors, der in der Kamera eingebaut ist, erklärt der Fachmann. Dieser sei bei Vollformatkameras genauso groß wie der Kleinbildfilm, den man aus analogen Fotografie-Zeiten kennt.

Analoge Objektive können weiter verwendet werden

Vollformatkameras bieten eine hervorragende Bildqualität und zahlreiche kreative Möglichkeiten. Sie sind auch für Anwenderinnen und Anwender interessant, die noch Objektive aus der analogen Zeit besitzen. Diese kann man nämlich auch weiterhin nutzen, entsprechende Adapter gibt es für so gut wie jede Marke. Der Vollformatsensor sorgt dafür, dass auch in diesem Fall der Bildausschnitt nicht reduziert wird.

Nikon Z6
Nikon
Ein erstklassiges Weitwinkelobjektiv bietet laut Stiftung Warentest die Nikon Z6, der Testsieger im Bereich Vollformat

Dafür seien die Geräte aber etwas schwerer als Systemkameras mit kleinerem Bildsensor, so Bautsch. Aktueller Testsieger im Bereich Vollformat ist die „Nikon Z6“, die samt Objektiv ab etwa 2.600 Euro erhältlich ist und mit der Note „Sehr gut“ bewertet wurde.

Doppelte Bildstabilisatoren erleichtern das Belichten

Neben Typ und Format gibt es noch einiges zu überlegen, wenn man eine Kamera im oberen Preissegment erwerben möchte. Zum Standard gehören etwa Bildstabilisatoren, die es ermöglichen, länger zu belichten und sauberere Ergebnisse zu erzielen. Hier müsse man zwischen zwei Arten unterscheiden, so Bautsch. Auf der einen Seite gibt es Bildstabilisatoren im Objektiv. Diese funktionieren nur mit eben diesem einen Objektiv. Auf der anderen Seite gebe es Bildstabilisatoren, die direkt am Bildsensor, also im Kameragehäuse selbst verbaut sind. Diese Variante funktioniert mit allen Objektiven, die man an der Kamera anbringt. Besonders positiv im Hinblick auf die doppelte Bildstabilisierung fallen Geräte von Olympus und Panasonic auf, so der Experte.

Elektronische Sucher bieten zusätzliche Stabilität

Ein weiterer Aspekt, über den man sich Gedanken machen sollte, ist die Frage, ob die Kamera über einen elektronischen Sucher verfügen soll oder nicht. Elektronische Sucher sind erst bei Geräten ab etwa 1.000 Euro standardmäßig verbaut. Der Stiftung-Warentest-Experte sieht aber erhebliche Vorteile gegenüber Bildschirmen. Da die Kamera, wenn man durch den Sucher schaut, mit beiden Händen gehalten wird, erziele man eine zusätzliche Stabilisierung, so Bautsch. Außerdem könnten sämtliche Menüfunktionen über den Sucher gesteuert werden.

Kamera: Fujifilm X-T4
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Der Testsieger in der Profiklasse spielt auch im Automatikmodus seine Stärken aus

Dies biete vor allem für ältere Menschen, die bereits eine Lesebrille tragen, und auch für Brillenträger generell Vorteile, da man sich das fortwährende Auf- und Absetzen der Sehhilfe ersparen kann, was in der Regel notwendig sei, wenn man bei der Kamerabedienung häufig zwischen Sucher und Monitor hin und her wechseln müsse.

Auch Einsteiger können zu Profikameras greifen

Die Systemkameras im Test wurden in die Kategorien „Einsteiger“, „Mittelklasse“ und „Profigeräte“ unterteilt. Wenn Geld keine Rolle spielt, könne natürlich auch ein Einsteiger zu einem Profigerät greifen und im Automatikmodus oder unter Zuhilfenahme eines der zahlreichen Motivprogramme gute Aufnahmen erhalten, so Bautsch. Es könne aber sein, dass die Vielzahl der technischen Möglichkeiten einen Anfänger zunächst etwas überfordert.

Testsieger bei den Profigeräten ist übrigens ein für diese Klasse preisgünstiges Modell. Die „Fujifilm X-T4“ – mit Objektiv um rund 2.100 Euro erhältlich – ist keine Vollformat-Kamera, liefert aber extrem kontrastreiche Bilder, bietet doppelte Bildstabilisation, ist spritzwassergeschützt und bietet Platz für eine zweite Speicherkarte.

Nicht nur wegen des ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnisses könnte diese Kamera auch für Einsteiger eine Überlegung wert sein. Wer beispielsweise gerne Schnappschüsse im Vollbildmodus aufnehmen möchte, erhalte mit der „Fujifilm X-T4“ ein wirklich empfehlenswertes Modell, meint der Stiftung-Warentest-Experte.