Ein Finger zeigt auf ein Smartphone mit den Icons von Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp, Skype, Messenger, Pinterest, Snapchat, tumblr, YouTube, Flickr und Facetime.
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER

Familienchat: Wechsel von WhatsApp zu Signal empfohlen

WhatsApp wertet seit jeher jede Menge Informationen über seine Nutzer aus. Nun ist für viele WhatsApp-User das Maß voll. Sie wollen zu einer Alternative wechseln. Vor allem der Messenger Signal erlebt derzeit großen Zulauf. Nach Ansicht von Sicherheitsexperten eine gute Wahl. Die Open-Source-Software ist kostenlos, bietet die gleichen Funktionen wie WhatsApp und gilt als sehr sicher.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Auch als Podcast.

Der Mitteilungsdienst WhatsApp stellt seine Nutzer derzeit vor ein Ultimatum. Entweder man stimmt neuen Nutzungs- und Datenschutzbedingungen zu, oder man kann die App nach dem 15. Mai nicht mehr verwenden. Ursprünglich war die Frist mit 8. Februar begrenzt, nach Kritik und der massenhaften Abwanderung von Nutzern hat WhatsApp diese nun um drei Monate verlängert.

Im Text der neuen Richtlinien ist von „wesentlichen Updates bei der Verwendung der Nutzerdaten“ die Rede. „Das bedeutet, dass ich zustimme, dass die Daten in Zukunft auch vom Mutterkonzern Facebook verarbeitet werden. Es ist wahrscheinlich als Vorbereitung auf eine Monetarisierung zu sehen“, so Matthias Jax, Datenschutzexperte bei Saferinternet.at, einer Initiative, die Kinder, Eltern und Lehrende beim kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien unterstützt.

Für Europäer ändert sich nichts

Europäische und somit auch heimische Nutzer sind von den aktuellen Ausweitungen der Datenweitergabe nicht betroffen, da die schärferen Datenschutzbestimmungen in Europa das verhindern. Doch bereits nach den alten Nutzungsbedingungen kann WhatsApp persönliche Daten seiner Nutzer auswerten.

„WhatsApp sammelt bisher schon ganz viele Daten, von denen viele Nutzer und Nutzerinnen vermutlich gar nicht wissen, dass sie gesammelt werden“, so Jax. Die Nachrichteninhalte seien zwar verschlüsselt und damit sicher, aber an wen Nachrichten gesendet werden, wann diese gesendet werden und wo der Versender gerade unterwegs ist, könne WhatsApp schon jetzt auslesen und speichern. Auch Profilfotos und Statusbilder zählen zu den Metainformationen, die WhatsApp seit jeher nutzt und auch weiter nutzen wird, um ein genaueres Bild über jeden einzelnen Nutzer zu erhalten.

Vorbereitung auf Werbung bei WhatsApp

Nun möchte der Facebook-Konzern, der WhatsApp im Jahr 2014 für 19 Milliarden Dollar (umgerechnet 14 Milliarden Euro) übernommen hat, mit der Nachrichtenapp also Geld verdienen. Ein Blick nach Asien zum chinesischen Messenger WeChat zeigt, wie es künftig auch bei WhatsApp kommen könnte. In Zukunft könnten etwa Unternehmen ihre Dienstleistungen über WhatsApp anbieten und der Nutzer bezahlt diese direkt über die App.

Auch Werbung wird wohl früher oder später in WhatsApp angezeigt werden. Und je mehr man über den einzelnen Nutzer weiß, desto gezielter können passende Werbeanzeigen eingeblendet und desto teurer können die Werbeflächen verkauft werden. Was wann genau kommen wird, ist nicht bekannt. Hier lässt sich der US-Konzern nicht in die Karten schauen.

Ärger über Intransparenz bei WhatsApp vertreibt Nutzer

Gerade diese Intransparenz bei der Vorgehensweise und dem Umgang mit den persönlichen Daten verärgert viele Nutzer zunehmend. Sie verlassen die Plattform des großen US-Konzerns und wechseln zu alternativen, kleineren und sichereren Messengern.

Für den typischen Familienchat, in dem alle Generationen miteinander tratschen und Fotos verschicken, empfiehlt Jax von Saferinternet.at den kostenlosen Mitteilungsdienst Signal. Er wird auch von dem Whistleblower und ehemaligen CIA-Mitarbeiter Edward Snowden aufgrund des Datenschutzes empfohlen.

Messenger Signal für Familienchat empfohlen

Signal gibt es bereits seit 2014, die App gilt als äußerst datensparsam. Nachrichten werden verschlüsselt versendet (Ende-zu-Ende-Verschlüsselung), sodass niemand die Kommunikation mitlesen kann. Neben den Chats werden auch die Kontakte und Profilinformationen verschlüsselt. Hinter dem Messenger steht kein Konzern, sondern eine spendenfinanzierte Stiftung. Die Software selbst ist Open-Source. „Jeder, der die Expertise hat, kann den Quellcode überprüfen und kontrollieren, ob wirklich alles sauber verschlüsselt ist“, so Jax.

Die Bedienung von Signal ähnelt der von WhatsApp. Videokonferenzen sind ebenso möglich wie Gruppenchats, neben Emojis können auch animierte Sticker versandt werden. „Die wichtigsten Funktionen, die WhatsApp bietet, werden auch bei Signal angeboten“, so Jax. Eine Zusatzfunktion ermöglicht zudem selbstzerstörende Nachrichten: Mittels Knopfdruck werden Nachrichten oder Bilder nach einer bestimmten Zeit oder nach dem einmaligen Ansehen wieder gelöscht.

Experte: Telegram nicht sicher

Von der App Telegram, entwickelt in Russland, rät der Saferinternet.at-Experte hingegen ab. Tests von Sicherheitsexperten des deutschen IT-Portals Heise.de hätten gezeigt, dass dort sehr viel unverschlüsselt gespeichert würde.

Den Nachrichtendienst Signal gibt es für Android und iOS, sowie Windows, macOS und Linux. Daten aus WhatsApp, wie Fotos, Nachrichten und einzelne Chatgruppen, können nicht mitgenommen werden, sondern müssen neu erstellt werden. Die Einrichtung selbst ist unkompliziert, die Eingabe von Name und Telefonnummer genügt und schon kann die App genutzt werden.

„Am einfachsten geht die Übersiedelung, wenn der Technikaffinste in der Verwandtschaft die Familiengruppe in Signal erstellt und alle anderen dann mittels Link dazu einlädt“, so Jax. „Dann kann jeder selbst ausprobieren, ob ihm die App gefällt oder nicht.“