Dampf strömt aus einem Luftreiniger
Getty Images/Qwart
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Luftreiniger gegen Coronaviren im Test

Viele Hersteller von Luftreinigern werben damit, ihre Geräte könnten den Innenraum von Coronaviren befreien. Die deutsche Stiftung Warentest hat das nun überprüft und drei handelsübliche Luftfilter getestet. Das Fazit: Mit jedem Luftreiniger bleibt ein Restrisiko.

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Luftreiniger seien in der Lage, Bakterien und Viren aus der Innenraumluft herauszufiltern, heißt es der Werbung mancher Hersteller. Ein starkes Versprechen, meint Physiker Reiner Metzger, Redakteur bei Stiftung Warentest. Immerhin seien viele Viren nur 0,1 Mikrometer groß, also weniger als ein Millionstel Meter. Erst 500 Viren nebeneinander würden der Dicke eines menschlichen Haares entsprechen.

90 Prozent der Partikel herausgefiltert

Bereits im Vorjahr untersuchte die Stiftung Warentest eine Reihe handelsüblicher Luftreiniger. Die besten drei wurden nun auf ihre Wirksamkeit gegen Coronavirus-Aerosole nachgetestet: Der Philips PAC2889/10 um 400 Euro, der Rowenta Intense Pure Air Connect PU6080 um 340 Euro und der Soehnle Airfresh Clean Connect 500 um 250 Euro. Diese drei Luftreiniger sind einen halben Meter hoch.

Für den Test wurden in eine Prüfkammer von 16 Quadratmetern winzigen Teilchen in der Größe von Coronavirus-Aerosolen eingebracht. Innerhalb von einer Viertelstunde waren die Luftreiniger tatsächlich in der Lage, 90 Prozent aller Partikeln aus der Luft hinaus zu filtern.

Einsatz in Büros und Schulen

Der Hauptrisikofaktor für eine Ansteckung kann mit Luftreinigern aber nicht bekämpft werden, warnt Reiner Metzger: Größere Tröpfchen, die direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Dagegen helfe nur ausreichend Abstand und Mund-Nasen-Schutz. Dennoch nennt Metzger zwei Anwendungsgebiete, bei denen er Luftreiniger für eine sinnvolle Ergänzung hält.

Wenn man etwa zuhause Besuch bekommt, der möglicherweise infiziert ist, könne dieser Aerosole in die Raumluft bringen, die dann zu einem bestimmten Teil herausgefiltert werden könnten. Das Infektionsrisiko wäre damit gesenkt. Ebenso könnte ein solches Gerät in Büros zum Einsatz kommen, die Kundenkontakt haben.

Infektionsrisiko nicht ausgeschaltet

Je nachdem, wie viele Leute sich im Raum aufhalten, steige allerdings das Infektionsrisiko, so Metzger. Jeder Einzelne erhöhe die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung. „Da wird es auch mit so einem Luftfilter kritisch. Der kann dann zwar das Risiko minimieren, aber beileibe nicht ausschalten“, so der Konsumentenschützer.

Sitzt etwa in einem Klassenzimmer mit dreißig Personen ein Infizierter und es gibt einen Luftreiniger, würde dieser Mensch garantiert einen oder mehrere weitere Personen anstecken. Ohne Luftreiniger im Raum würden er vielleicht zehn Personen mehr infiziert, so Metzger. Ab einer Größe von 20 Quadratmetern sei ein zweites Gerät erforderlich. Für eine Schulklasse benötige man vier Luftreiniger.

Auf die richtige Platzierung kommt es an

Die Stiftung Warentest untersuchte auch die Haltbarkeit der Filter, indem diese starkem Zigarettenrauch ausgesetzt wurden. In einem Ausmaß, das einer normalen Nutzung von mehreren Stunden pro Tag über Monate entspricht. Der Luftreiniger von Philips filterte auch danach noch 90 Prozent der Aerosole aus der Luft, das Gerät von Rowenta immerhin noch 80 Prozent, der Luftfilter von Soehnle aber nur noch die Hälfte. Für dieses Gerät empfiehlt Metzger deshalb, alle sechs Monate einen neuen Filter einzusetzen. Üblich sei einmal im Jahr.

Wichtig sei außerdem, dass der Luftreiniger in keiner Nische stehe, sondern mindestens einen Meter von der Wand entfernt, damit er die Luft ungehindert hinein- und hinauslassen kann. Wer sein Gerät gegen Coronaviren einsetzt, sollte zudem darauf achten, keinesfalls die Automatikstufe zu verwenden. Die winzigen Tröpfchen könne das Gerät nicht erkennen.

Rascher Luftaustausch durch Querlüften

Für den schnellsten und effektivsten Weg, einen Raum von potenziellen Coronaviren zu befreien brauche man allerdings keinen Luftfilter. „Wenn Sie einen gut durchlüftbaren Raum haben, können Sie gegenüberliegende Fenster aufmachen. Innerhalb von wenigen Minuten ist fast die komplette Innenluft ausgetauscht und damit alle potenziellen Viren wieder draußen“, so Metzger.