zwei Alpinisten im Schnee
APA/JOHANNA KARNER
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Was eine gute Funktionsjacke ausmacht

Funktionsjacken sollen vor Wind, Regen und Kälte schützen, ohne völlig luftdicht zu sein und die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Neben Daune und Kunstfaser ist auch Wolle als Füllung wieder im Kommen. Damit die Suche nach der passenden Jacke – egal, ob für Outdoor-Sport oder Alltag – ein wenig einfacher wird, ein Überblick über die verschiedenen Varianten.

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Wer gerne in der Natur unterwegs ist, sollte mit der die richtigen Bekleidung ausgestattet sein. Sie entscheidet, ob die Wanderung auch bei kalten Temperaturen ein willkommenes Erlebnis wird oder ob man nass und durchgefroren am Ziel ankommt. Wetterfeste Funktionsjacken sind längst nicht nur Zubehör für Bergsteiger, sie werden auch gerne im Alltag getragen.

Daunenjacke isoliert vor Kälte

Superleicht und wohlig warm – in der kalten Jahreszeit ist wohl kein Kleidungsstück so hoch im Kurs wie die Daunenjacke. „Ihre Stärke spielt eine Daunenjacke vor allem bei trockener Kälte im Minusbereich aus. Der große Knackpunkt ist allerdings Feuchtigkeit“, so Christian Undeutsch, Projektleiter beim Verein für Konsumenteninformation (VKI).

Werden Daunen nass, verklumpen sie und verlieren dadurch einen Großteil ihrer Wärmewirkung. Viele Firmen stellen daher ihre Daunenjacken mit wasserabweisendem Außenmaterial her oder imprägnieren sie.

Tierschutz bei der Daunenproduktion

Je mehr hochwertige Daunen verwendet werden, umso besser wärmt die Jacke. Umso teurer ist sie aber auch. Wer sich für eine Daunenjacke entscheidet sollte auf Produkte achten, die ohne Lebendrupf hergestellt werden. Erkennen kann man das an Zertifikaten wie Responsible Down Standard (RDS), Traceable Down Standard und Downpass.

Umweltschutzorganisationen ist der bloße Verzicht auf Lebendrupf jedoch zu wenig. Sie verlangen auch, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. Möchte man sichergehen, dass kein Tier für das Kleidungsstück leiden musste, kann man eine Kunstfaserjacke wählen.

zwei Wanderer im Schnee
APA/BARBARA GINDL
Leichte Isolationsjacken überzeugen Alpinisten ebenso wie Wanderer und Stadtflanierer

Kunstfaser wärmt auch bei Nässe

„Im Handel findet man eine große Auswahl verschiedener Isolationsmaterialien aus Synthetikfasern mit zum Teil großen Unterschieden hinsichtlich Materialstärke, Materialbeschaffenheit und Qualität“, so Undeutsch. Als Beispiel nennt er „PrimaLoft“, ein hochwertiges synthetisches Material, bei dem versucht wurde, die isolierenden Eigenschaften der Daune zu imitieren.

Die sehr dünnen Fasern nehmen weniger Feuchtigkeit auf als herkömmliche Polyesterfasern und bieten einen besseren Wärmerückhalt, auch bei schweißtreibenden Freizeitaktivitäten. Die Vorteile von Kunstfasern: Sie wärmen auch noch, wenn sie nass sind und sie sind pflegeleichter als Daune. Diese Jacken sind meist aber etwas schwerer als Daunenjacken.

Wolle als umweltfreundliche Alternative

Ein Comeback feiert Wolle als Füllung für Outdoor-Jacken, vor allem Merinowolle. „Merinowolle isoliert gut vor Kälte und auch Hitze, transportiert Feuchtigkeit schnell ab und wärmt auch, wenn sie feucht ist“, so der VKI-Experte.

Diese Wolle ist von Natur aus wasser- und schmutzabweisend. Oft wird sie mit synthetischen Materialien kombiniert, um die Vorteile beider Fasern zu vereinen. Auch hier gilt es, auf Nachhaltigkeit und Herkunft zu achten. Zertifikate und Siegel wie der Responsible Wool Standard (RWS) oder der Global Organic Textile Standard (GOTS) geben darüber Auskunft, ob die Wolle ohne Tierleid hergestellt wurde.

Wasserdichte Hardshell-Jacken

Bei Outdoor-Aktivitäten ist man verschiedenen Witterungsverhältnissen ausgesetzt, vor denen man sich schützen möchte. Es kommt dabei auf den Einsatzzweck an, ob man eine isolierende Daunenjacke braucht, eine wasserdichte Hardshell-Jacke, oder eine Softshell-Jacke, die vor Wind schützt.

Unter einer Hardshell-Jacke versteht man meist die klassische Funktions- oder Regenjacke. Sie besteht aus drei Schichten oder Lagen: dem imprägnierten Oberstoff, einer wasserdichten, atmungsaktiven Membran sowie dem Innenfutter. Dieses Innenfutter soll die empfindliche Membran schützen und den flüssigen Schweiß verteilen.

Modelle mit zwei Lagen gibt es auch, sie sind günstiger, dafür aber etwas schwerer. Hardshell-Jacken sind sehr robust. Es sollte dem Stoff auch nichts ausmachen, wenn etwa die Träger des Rucksacks scheuern.

Funktionsjacken ohne schädliche Chemikalien

Softshell-Jacken sind Allrounder. Bei guten bis leicht wechselhaften Bedingungen sind sie als Wetterschutz oft ausreichend. Sie sind meist stark wasser- und windabweisend, jedoch nicht komplett dicht. Dafür schwitzt man weniger leicht als mit einer Hardshell-Jacke.

Kritik gibt es an der Verwendung schädlicher Chemikalien bei der Herstellung wetterfester Funktionsjacken. Diese Fluorverbindungen (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz „PFAS“), sorgen dafür, dass die Textilien wasser-, schmutz- und fettabweisend werden. Viele Hersteller verzichten inzwischen darauf und bieten auch umweltfreundliche Alternativen an.

Worauf achten beim Anprobieren

Beim Anprobieren sollte man auf gute Bewegungsfreiheit achten und daran denken, dass noch eine weitere Schicht, zum Beispiel eine Fleecejacke, darunter passen sollte. Ist die Jacke im Rücken länger geschnitten, rutscht sie beim Sport nicht nach oben. Belüftungsschlitze unter den Achseln sind praktisch bei schweißtreibenden Aktivitäten. Ob Kapuze ja oder nein, abzippbar oder nicht, ist Geschmacksfrage. Verstärktes Material an stark beanspruchten Stellen wie Armen, Schultern und Hüften sind ein Plus, ebenso Reflektoren.

„Wie gut eine Jacke in ihrer Funktion wirklich ist, wird man auf den ersten Blick nicht sofort erkennen können, sondern erst, wenn man mit ihr unterwegs ist“, so Undeutsch. Jede Outdoor-Jacke habe ihre Stärken und Schwächen. „Eine Jacke, die in allen Funktionen gut ist und dazu noch praktisch und bequem, gibt es nicht. Auch nicht für den höchsten Preis.“