Screenshot einer Webseite mit Black-Friday-Werbung
oiat.at
oiat.at

Künstliche Intelligenz soll vor Fake-Shops warnen

Fake-Shop-Betreiber werden immer gerissener und nutzen etwa Werbung auf Sozialen Netzwerken und Angebote zu Sensationspreisen, um Konsumentinnen und Konsumenten in die Falle zu locken. Dem will ein neues Forschungsprojekt entgegenwirken. Mittels künstlicher Intelligenz sollen Fake-Shops automatisch erkannt und Käufer frühzeitig gewarnt werden.

Elektronikgeräte, Werkzeug, Möbel und Bekleidung – das Angebot von Fake-Shops ist breit und die Betrugsmaschen werden immer ausgeklügelter. Gerade jetzt, wo viele wieder mehr Zeit zu Hause verbringen und im Internet einkaufen, steigen die Beschwerden über betrügerische Onlinehops, die vermeintlich günstige Produkte anbieten. Bei der Bestellung wird das Geld rasch abgebucht, die Ware aber nie geliefert

Konsumenten frühzeitig warnen

„Durch Werbung auf Instagram, Facebook und Google, die Übernahme aufgelassener Domains und scheinbar günstige Angebote zu Trendprodukten locken Kriminelle ahnungslose Konsumentinnen und Konsumenten in die Falle“, so Louise Beltzung, Projektleiterin beim Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT). Die Coronavirus-Krise habe dazu beigetragen, dass Fake-Shops das Internet gleichsam überschwemmen. Der dadurch verursachte Schaden sei enorm.

Im Rahmen des Forschungsprojekts „SINBAD“ untersucht das Team des ÖIAT, wie betrügerische Onlineshops automatisch erkannt werden können. „Mittels Künstlicher Intelligenz werden Webseiten automatisiert auf einzelne bzw. kombinierte Merkmale, die Fake-Shops aufweisen, untersucht“, so Beltzung. Dank dieser Analyse könnten neue betrügerische Seiten und Web-Shops erkannt und die Besucher gewarnt werden, bevor es zu spät ist.

Fake-Shop-Werbung bei Facebook und Google unterbinden

Auf Sozialen Netzwerken war etwa nach Ausbruch der CoV-Pandemie folgende Werbung zu lesen, die direkt in eine Falle führte: „Es tut uns leid, dass unser Bekleidungsgeschäft diese Katastrophe nicht überstanden hat. Wir haben uns entschlossen, den größten Teil der restlichen Kleidung zu einem niedrigeren Preis zu verkaufen.“

Tatsächlich stecken hinter diesen Anzeigen jedoch Betrüger, die zwar günstige Kleidung bewerben, jedoch gar keine oder nur minderwertige Ware verschicken. Das Forschungsprojekt untersucht, wie Konsumenten zu diesen Fake-Shops kommen und wie Plattformen wie Facebook oder Google zur Verantwortung gezogen werden können.

Missbrauch gut gerankter Domains

Videofilm-reinhardt.de und tourismus-regional.de: Niemand würde unter diesen Domains Onlinehhops für Adidas- oder Puma-Schuhe vermuten, so Beltzung. Und dennoch wird auf diesen Webseiten genau das verkauft – zumindest vorgeblich. Betreiber von Fake-Shops registrieren nicht mehr verwendete Domains, die jedoch nach wie vor in den Suchergebnissen gut gereiht und damit leicht auffindbar sind, immer wieder neu. Ein Screening solcher neu übernommenen Domains wird im Rahmen des Forschungsprojektes erprobt.

Ähnlichkeiten in den Formulierungen der Werbeanzeigen sind keine Seltenheit. Manchmal sind auch der Aufbau der Webseiten, die angebotenen Produkte oder die verwendeten E-Mail-Adressen gleich. „All das lässt Netzwerke organisierter Kriminalität vermuten“, so Thorsten Behrens, Projektleiter der Watchlist Internet. Mit Hilfe einer Recherche im Dark Web will das Forschungsprojekt „SINBAD“ diese Cluster ausfindig machen und dokumentieren, wie sich Kriminelle im Bereich des E-Commerce organisieren.

Preis- und Produktkategorien systematisch erfassen

Im Frühjahr sind es E-Bikes, im Sommer Pools und derzeit die bereits ausverkaufte Playstation 5. All diese Produkte sind zu einer bestimmten Zeit im Handel kaum noch zu bekommen. Auch das wissen und nutzen Kriminelle. Es entstehen massenhaft Fake-Shops, die eben diese begehrten Produkte anbieten – und das zum richtigen Zeitpunkt. Hinzu kommt ein günstiger Preis, der zahlreiche Konsumentinnen und Konsumenten zuschlagen lässt.

Bisher gibt es keine Erhebung zu Preis- und Produktkategorien von Fake-Shops. Diese Lücke wollen die Forscherinnen und Forscher schließen. Sie erheben erstmals empirische Daten zu gelisteten Produkten und Preisen in betrügerischen Onlineshops. „Diese Erhebung gibt uns Aufschluss darüber, wie potenzielle Kunden angesprochen werden. Dadurch müssen wir nicht mehr warten, bis Konsumentinnen und Konsumenten geschädigt wurden, sondern können bereits im Vorfeld vor den Fake-Shops warnen“, so Beltzung.