Wohnungsschlüssel, Mietvertrag, Geld
APA/BARBARA GINDL
APA/BARBARA GINDL

Wohnungssuche: Betrüger locken mit persönlichen Emails

Manche Wohnungsinserate sind zu schön, um wahr zu sein. Hinter solchen fiktiven Anzeigen für besonders attraktive und günstige Wohnungen stehen oft internationale Betrügerbanden. Sie versuchen, sich das Vertrauen der Wohnungssuchenden zu erschleichen und in Folge einiges an Geld.

Eine 59 Quadratmeter große Altbauwohnung im 17. Bezirk in Wien, ein unbefristeter Vertrag, Nebenkosten wie Heizung und Strom sind im Mietpreis enthalten und als Draufgabe gibt es noch WLAN, einen Abstellraum und einen Parkplatz. Dafür würden laut Anzeige nur 500 Euro im Monat fällig. Solche Angebote tauchen immer wieder auf, vor allem auf Immobiliensuchmaschine für provisionsfreie Inserate. Selbst mit Mietpreisbindung müsste allein diese Wohnung in Wien knapp 600 Euro im Monat kosten, von den Extras einmal abgesehen.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Auch als Podcast.

Zu schön, um wahr zu sein

Hier müssten Wohnungssuchende unbedingt stutzig werden, sagt Thorsten Behrens von Watchlist Internet. „Da wird wirklich gelockt, dass möglichst viele auf diese Betrugsmasche reinfallen und die möglichst viel Geld abkassieren können“, so Behrens gegenüber help.ORF.at. Oft seien die Wohnungssuchenden dann aber doch zu neugierig, um die Urheber der Anzeigen nicht zu kontaktieren.

Die weitere Kommunikation erfolgt via Mail und startet sehr persönlich: Es wird über familiäre Details berichtet, man lebe im Ausland mit Mann, Kind und Hund, Haustiere seien dementsprechend kein Problem in der Wohnung. Ein solches Email schließt mit dem Satz: „Die einzige Unannehmlichkeit ist, dass mein Job es mir nicht erlaubt, Madrid in diesen schweren Zeiten mit diesem neuen Coronavirus zu verlassen.“

Persönliche Kommunikation ist typische Masche

Die Betrüger gingen sehr geschickt vor, sagt Behrens. Die persönlichen Informationen weckten das Vertrauen der Wohnungssuchenden. Dann werde die Kommunikation meist auf Englisch umgestellt. Im Fall eines Help-Hörers wurde gleich darum gebeten, die erste Miete und zwei Monate Kaution über ein vermeintliches Airbnb-Konto zu überweisen. Ein Vertreter von Airbnb würde dem Mieter nach Erhalt der 1.500 Euro dann Vertrag und Schlüssel aushändigen.

Über die Plattform Airbnb hätten Mieter und Vermieter einhundertprozentigen Schutz, hieß in der Nachricht, ein entsprechender Link zu einer angeblichen Airbnb-Seite folgte prompt. Dass der Link gefälscht war, konnte man jedoch nicht auf den ersten Blick erkennen, sagt Behrens. Es handelte sich um einen bitly-Link, also einen abgekürzten Link, der nicht die komplette Domain zeigt. Auch hier müsse man vorsichtig sein, sagt Behrens. Denn Plattformen wie Airbnb haben ohnehin eine kurze Domain, hier nochmal abzukürzen sei also nicht notwendig, meint Behrens.

Überweisung selten nachverfolgbar

Wohnungssuchenden empfiehlt Behrens bei Mieten unter dem marktüblichen Preis vorsichtig zu sein: Entweder handle es sich um Betrug oder um Wohnungen, die schwerwiegende Mängel haben. Die Kommunikation mit den Immobilienanbietern sollte außerdem immer über die Plattform erfolgen. „Sobald man rausgelockt werden soll aus der Kommunikation auf einer Plattform, sollte man sich lieber zurückziehen, als das weiterzuverfolgen“, so Behrens.

Sollte es zu einer Überweisung kommen, haben Betrugsopfer nur sehr wenig Zeit. Denn man könne weder den Ursprung solcher Inserate noch die Banküberweisungen rückverfolgen, sagt Behrens. Es handle sich um internationale Betrügernetzwerke, die schnell arbeiten. „Das Geld geht erstmal auf ein gekapertes Konto meistens irgendwo in Europa, aber wird dann sehr schnell von dort abgegriffen und über zahlreiche Konten in verschiedenen Ländern weitergeleitet, bis es nicht mehr nachverfolgbar ist“, erläutert Behrens.

Wer überweist, muss sich so schnell wie möglich an die eigene Bank wenden und versuchen, die Überweisung zu stoppen bzw. jene Bank kontaktieren, an die die Überweisung erfolgt ist. Das funktioniere ab und zu, meint Behrens, eine Garantie habe man allerdings nicht darauf, das Geld zurückzubekommen.