Masken, Seife, Kekse auf einem Tisch
APA/AFP/Oli SCARFF
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Schoko, Masken, Klopapier: Was man für eine Quarantäne braucht

Die steigenden Coronavirus-Zahlen lassen bei vielen Menschen den Wunsch aufkommen, für einen Notfall wie Quarantäne besser gerüstet zu sein. Aber was braucht man wirklich, wenn man zehn Tage oder länger nicht hinausdarf? Welche Vorräte an Lebensmitteln, Masken und Desinfektionsmitteln sind sinnvoll? Wie sich der Alltag daheim organisieren lässt, damit weder Langeweile noch Frust entstehen.

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Ein Blick in die Einkaufswägen zeigt: Es wird wieder mehr für den Haushalt eingekauft. Vor dem Hintergrund steigender Coronavirus-Neuinfektionen geht in Deutschland die Nachfrage nach Klopapier bereits wieder nach oben.

Einlagern, was man gerne isst

Krisen sind nicht die Zeit für Experimente. Da braucht es Vertrautes und Dinge, die gut tun. Das gelte auch für Lebensmittelvorräte, so Wolfgang Kastel, vom Zivilschutzverband „Die Helfer Wiens“. „Bevorraten wir uns mit jenen Dingen, die wir auch unter dem Jahr essen würden, wenn wir zum Beispiel spät nach Hause kommen und keine Möglichkeit hatten, einzukaufen“, so Kastel. Auf diese Produkte könne man dann auch für den Fall einer plötzlich verhängten Quarantäne zurückgreifen.

Fertiggerichte wie Dosenravioli, Gemüse- und Fischkonserven, Tiefkühlkost, Marmelade und Honig sind lange lagerfähig. Wer diese Vorräte rechtzeitig anlegt, kann unter Umständen Aktionsangebote nutzen. Spezielle, energiereiche Notnahrung für den Krisenfall wie sie in „Prepper“-Shops verkauft wird, sei hingegen kein Muss. „Ich würde auch gerne wissen wie sie schmeckt. Nachdem die Produkte aber nicht ganz billig sind, ist man nicht so geneigt, sie vorher zu kosten“, so Kastel.

Den eigenen Verbrauch ermitteln

Im Internet zirkulieren Listen, wie viel Kilogramm Mehl, Zucker, Öl, Getreideprodukte, Gemüse und Obst für eine Person pro Woche empfohlen werden. „Ich glaube, das ist weltfremd und bringt nichts“, so Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant beim Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK). Das Wichtigste sei, die eigenen Bedürfnisse, Vorlieben und Gewohnheiten zu kennen und dementsprechend vorzusorgen.

Ein voller Einkaufswagen mit diversen Lebensmitteln
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Steigen die Coronavirus-Zahlen, wird wieder gehamstert

Den Eigenbedarf kann man ermitteln, indem man ein paar Wochen lang darauf achtet, wie oft welcher Nachschub gekauft wird. Das gilt auch für Waschmittel und Hygieneprodukte wie Seife und Zahnpasta. Wem es Sicherheit gibt, genügend Klopapier daheim zu haben, der kann den eigenen Bedarf anhand eines „Blitzrechners“ ermitteln. Je nach den persönlichen Lebensumständen sollte auch ein gewisser Vorrat an Babynahrung und Tierfutter im Haus sein.

Desinfektionsmittel und Medikamente

Eine Grundausstattung an Medikamenten wie Schmerzmittel, Hustensaft und fiebersenkende Mittel sowie ein Fieberthermometer sind ebenfalls ratsam. Eine detaillierte Checkliste gibt es beim Roten Kreuz. Braucht man eine Dauermedikation sollte man sich einen Vorrat für zwei Wochen zur Seite legen.

FFP2- bzw.N95-Masken
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FFP2-Masken schützen besser als einfache Vlies- und Stoffmasken

30 bis 40 Masken als Vorrat

Die Experten empfehlen für den Notfall auch mindestens einen halben Liter Desinfektionsmittel und genügend Masken anzuschaffen. Denn im schlimmsten Fall wird ein Familienmitglied tatsächlich krank und muss versorgt werden. Dann sollte nur eine Person die Betreuung übernehmen, die wegen der Ansteckungsgefahr einen Mund-Nasen-Schutz tragen sollte. Besser noch wäre eine FFP2-Maske, so Foitik.

Geht man von einer Krankheitsdauer von zehn Tagen aus werden entsprechend viele Masken verbraucht, selbst wenn es nur drei, vier mal am Tag Kontakt mit dem erkrankten Familienmitglied gibt, etwa um Essen zu bringen und das Zimmer zu lüften. „Ein Vorrat von 30 bis 40 Vlies- oder besser noch FFP2-Masken ist hier schon zu empfehlen. Und Masken wird man jetzt ohnedies viel brauchen in den nächsten Monaten“, so Foitik. Einwegmasken gehören nach ihrer Nutzung in den Restmüll, zum Reinigen von Stoffmasken wird die 60-Grad-Wäsche empfohlen.

Team Österreich hilft bei Besorgungen

Produkte, die während der Quarantänezeit ausgehen, können meist über das Internet nachbestellt werden. Lieferdienste bringen das Essen bis vor für die Türe. Familie, Freunde und Nachbarn springen eventuell ein und übernehmen Besorgungen. Für alleinstehende Personen macht es das Team Österreich, eine Initiative von Rotem Kreuz und Ö3. Auch die sozialen Dienste der jeweiligen Gemeindeämter und Bezirkshauptmannschaften helfen bei Besorgungen.

Hundebesitzerinnen und -besitzer sollten rechtzeitig überlegen, wer das Tier im Notfall Gassi führen kann. Denn bei Quarantäne darf man auch mit Hund nur in den eigenen Garten. Kann niemand einspringen gibt es Hilfe über den Österreichischen Tierschutzverein, der zu diesem Zweck die Facebookgruppe „Notfall Tierbetreuung Österreich“ ins Leben gerufen hat. Freiwillige in der Nähe übernehmen dann die Betreuung.

Schokolade, alkoholfreies Bier, Brettspiele

„Wichtig ist, dass man bei den Vorbereitungen auf den Ernstfall nicht auf jene Dinge vergisst, die Freude machen“, so Rot-Kreuz-Kommandant Foitik. Wer gerne Schokolade isst oder alkoholfreies Bier trinkt, sollte genügend davon für den Krisenfall zuhaus haben.

Diverse Schokoladetafeln
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Eine Extraportion Süßes kann helfen, Krisen leichter zu überstehen

„Planen Sie nicht nur das, was Sie unbedingt ‚zum Überleben‘ brauchen, sondern schauen Sie, dass Sie sich gerade in so einer schwierigen Situation wie einer Quarantäne auch selbst etwas Gutes tun können.“ Dazu gehöre auch, dafür zu sorgen, dass den Kindern nicht langweilig wird und das eine oder andere Brettspiel wieder hervorzuholen.

Über Videotelefonie Kontakt halten

Auch der Kontakt zur Außenwelt sollte nicht abreißen. Man ist zwar physisch distanziert von der Umwelt, das lässt sich aber durch elektronische Kontakte kompensieren. „Schauen Sie, dass Sie Ihre Freundinnen und Freunde, Ihre Verwandten anrufen oder über Videotelefonie Kontakt halten. Dass Sie das Gefühl haben, dass Sie noch dazugehören“, so Foitik.

Das wirke auch einer Stigmatisierung entgegen, wenn jemand in Quarantäne muss. Eine Covid-19-Erkrankung habe meist nichts mit Fahrlässigkeit oder dem Missachten von Regeln zu tun. „Sondern man hat meistens einfach Pech, dass man zur falschen Zeit, am falschen Ort mit der falschen Person zusammen war“, so der Rot-Kreuz-Kommandant. Der Stigmatisierung könne man entgegenwirken, indem man sich nicht abkapselt.