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Geht es nach dem Willen der Hersteller, haben herkömmliche Schlüssel bald ausgedient. Smartphones und Fingerabdrucksensoren sollen künftig das Sperren und Entsperren der Wohnungstür übernehmen. Aber sollte man ausgerechnet die Sicherheit der Wohnungstür der moderne Elektronik anvertrauen?
Stiftung Warentest hat sich sieben smarte Türschlösser angesehen. Zwei Modelle waren mit einem integrierten Schließzylinder ausgestattet, bei den anderen fünf Modellen war ein neues Schloss überhaupt nicht notwendig, sagt Sandra Schwarz, Multimediaexpertin von Stiftung Warentest.
Montage mit wenigen Handgriffen zu bewerkstelligen
Die Montage sei bei allen getesteten Geräten verhältnismäßig einfach gewesen, sagt Schwarz. Der Schlüssel werde an der Innenseite der Türe ins Schloss gesteckt, das Smartgerät werde ebenfalls an der Innenseite über das Schloss montiert. Dabei handle es sich im Prinzip lediglich um einen kleinen Motor, der dann den Schlüssel dreht. An der Außenseite der Türe ist von der technischen Aufsperrhilfe nichts zu sehen.
Ausgelöst werde der Schließmechanismus über eine App am Smartphone, einen Fingerabdrucksensor oder eine Funkfernbedienung. Den Schlüssel kann man fortan zu Hause lassen, wodurch dieser natürlich auch nicht mehr verloren gehen kann.
Der Wohnungsschlüssel darf zu Hause bleiben
Über das Eingabegerät des smarten Türschlosses können Zugriffsberechtigungen erteilt und auch wieder entzogen werden. Dadurch sei sichergestellt, dass nur erwünschte Personen Zutritt zur Wohnung erhalten. Manche Modelle lassen sich auch mit dem Internet verbinden und dann aus der Ferne bedienen, was zusätzliche Vorteile biete.
So können etwa Handwerker oder Reinigungshilfen die Wohnung auch dann betreten, wenn man sich gerade im Büro befindet, ohne, dass diese über einen eigenen Wohnungsschlüssel verfügen müssen. Außerdem könne man auf diese Weise auch geladenen Gästen bereits Zugang zur Wohnung gewähren, während man selbst noch damit beschäftigt ist, im Supermarkt die für die Bewirtung notwendigen Speisen und Getränke zu organisieren, so die Stiftung Warentest-Expertin.
Stiftung Warentest: Hackerangriffe sind unwahrscheinlich
Um smarte Elektronik mit dem Internet zu Um smarte Elektronik mit dem Internet zu koppeln, ist in der Regel eine WLAN-Verbindung erforderlich. Das ist mit einem gewissen Sicherheitsrisiko verbunden, weil Kriminelle WLAN-Verbindungen hacken könnten. Die Experten von Stiftung Warentest stufen dieses Risiko aber als gering ein. Man habe gängige Hackerangriffe durchprobiert, die Geräte hätten diesen Versuchen jedoch standgehalten, so Schwarz. Außerdem würden Einbrecher wohl eher klassische Einbruchsmethoden bevorzugen und zu Bohrer und Stemmeisen greifen, als über einen langen Zeitraum zu versuchen, das elektronische Schloss zu knacken.
Testverlierer: Danalock macht es Einbrechern zu leicht
Sieben Geräte wurden überprüft, darunter Systeme der Hersteller Eqiva, Nuki und Hörmann. Fast alle haben die Note „gut“ erhalten. Testsieger ist der „Eqiva Bluetooth Smart Türschlossantrieb“ – mit 78 Euro für die Basisausstattung das günstigste Gerät im Test. Grundsätzlich konnten die Türschlösser sowohl bei Handhabung, Montage und Sicherheit überzeugen. Große Ausnahme ist ein Modell der Firma Danalock. Das Gerät war innerhalb weniger Minuten mit herkömmlichen Mitteln aufgebohrt, den Einbrechern werde es hier sehr leicht gemacht, sagt Schwarz. Das Modell von Danalock wurde mit „mangelhaft“ bewertet.
Sicheres Passwort wählen
Hinsichtlich der Sicherheit müssen smarte Türschlösser natürlich mit einem Passwort ausgestattet werden. Das getestete Modell von Nuki bietet hier auch eine optionale Zwei-Faktor-Authentifizierung an, mit der Nutzerinnen und Nutzer ihr Kundenkonto zusätzlich zum Passwort mit einem zweiten Code absichern können. Der Testverlierer konnte auch in diesem Punkt nicht überzeugen. Danalock akzeptiert Passwörter, die weniger als acht Zeichen haben, was Hackern eine gute Möglichkeit bieten könnte, das Schloss zu kontrollieren, sagt Schwarz. Die Expertin rät dringend dazu, ein langes und somit sicheres Passwort zu wählen oder anderenfalls auf die Nutzung der Internetfunktionen zu verzichten.
Smarte Türschlösser werden entweder mit Batterien oder Akkus betrieben. Wie lange diese halten, ist unterschiedlich. Manche Modelle kommen auf 1400 Schließvorgänge, andere schaffen bis zu 9000 Schließvorgänge, bevor die Batterien getauscht werden müssen.
Bei Balkenschlössern unbrauchbar
Leider sind nicht alle Schlösser für smarte Elektronik geeignet – ein Profilzylinder ist meist Grundvoraussetzung. Darunter versteht man jene Modelle, die selbst dann noch auf und zugesperrt werden können, wenn ein Schlüssel an der Innenseite der Tür im Schloss steckt.
Auch Balkenschlösser können mit dem smarten Gerät nicht gesperrt werden, in so einem Fall müsste man zusätzlich den Schlüssel mithaben. Für Personen, die ihre Wohnungstür mit einem Balkenschloss gesichert haben, dürfte das elektronische Schloss daher wohl weniger attraktiv sein. Natürlich kann man auch grundsätzlich den alten Wohnungsschlüssel verwenden, um die Tür zu sperren. Etwa wenn das Eingabegerät den Geist aufgibt oder das Smartphone mal verloren geht. In so einem Fall sollte man die Zugriffsberechtigungen schleunigst ändern, was aber bei den getesteten Modellen kein Problem dargestellt habe, sagt Multimediaexpertin Schwarz.