1-Euro-Münzen
dpa/Boris Roessler
dpa/Boris Roessler

Versteckte Kosten bei „Gratis-Konten“ für Jugendliche

Seit Jahrzehnten werben Banken mit vermeintlichen Gratis-Konten um Jugendliche und junge Erwachsene. Die Arbeiterkammer Wien (AK) hat 15 Studentenkonten untersucht, von denen alle bei genauerem Hinsehen versteckte Spesen aufweisen. So verlangt etwa die Direktbank DADAT drei Euro pro Überweisung am Schalter. Bei der Kontoüberziehung sind die Tiroler Sparkasse und die Erste Bank besonders teuer.

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Auch als Podcast.

Seit den 1980er-Jahren locken österreichische Banken junge Menschen mit vermeintlichen Gratis-Konten. Sie werden als Lehrlings-, Jugend- und Studentenkonten zu besonders günstigen Konditionen angepriesen.

Studierende als Zielgruppe der Zukunft

„Ein essentielles Geschäftsmodell für Banken, die damit ihre zukünftige Kunden binden wollen“, so Ökonom Christian Prantner, Finanzexperte bei der AK Wien. Studierende seien eine potenziell zahlungskräftige Zielgruppe der Zukunft. Verschiedene Untersuchungen hätten gezeigt, „wer einmal Kunde bei einer Bank ist, bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch dort“, so Prantner. Er untersucht bereits seit 25 Jahren Studentenkonten.

Für das heurige Jahr nahm der Ökonom die Konditionen von 15 „Gratis-Konten“ genau unter die Lupe. Das Ergebnis: Nur sieben Konten waren bei einer normalen Jahresnutzung tatsächlich kostenlos, darunter das Studentenkonto der oberösterreichischen Volkskreditbank, sowie die Konten der Direktbanken DADAT und ING-DiBa. Bei den Letztgenannten ist die Kontoführung allerdings nur dann gratis, wenn monatlich mindestens 300 Euro auf das Konto eingehen. Sonst fallen 4,20 Euro Kontoführungsgebühr an.

Bis zu acht Euro „Informationsgebühr“

Bei allen 15 Studentenkonten fand der AK-Finanzexperte versteckte Gebühren. „Es gibt einen breiten Blumenstrauß an möglichen Spesen für Transaktionen aller Art“, so Prantner. Vorsicht wäre etwa bei Überweisungen am Schalter angebracht. So verlangt die Direktbank DADAT pro Bargeldeinzahlung am Schalter drei Euro, bei der Tiroler Sparkasse kostet jede Überweisung am Schalter 1,68 Euro.

Der teuerste Spesenposten wird übrigens laut Prantner von allen 15 Banken verrechnet: Eine Art Informationsgebühr für den Fall, dass ein Abbuchungsauftrag oder ein Dauerauftrag nicht durchgeführt werden kann. Für die einmalige Weitergabe dieser Nachricht werden durchschnittlich zwischen sieben und acht Euro in Rechnung gestellt. „Das sind im Grunde nichts anderes als Spesen für die Nicht-Durchführung eines Dauer- oder Lastschriftauftrages“, so der Ökonom.

Teure Kontoüberziehungen

Zu besonderer Vorsicht rät der AK-Finanzexperte bei Kontoüberziehungen. Manche Banken würden hier hohe Zinssätze verrechnen. Die Tiroler Sparkasse verlangt für die Kontoüberziehung 11,25 Prozent, was weit über dem Durchschnitt liege; die Erste Bank 9,5 Prozent.

Generell stellt der Ökonom den Studentenkonten aber ein positives Zeugnis aus. Im Vergleich zu den normalen Girokonten derselben Bank, würden sie stets bessere Konditionen aufweisen.

AK-Bankenrechner bietet Vergleich

Bei der Wahl des richtigen Kontos empfiehlt Christian Prantner Studierenden, sich nicht von Werbeversprechen locken zu lassen. Stattdessen solle man sich von den Banken das gesetzlich vorgeschriebene Entgeltinformationsblatt aushändigen lassen. Es findet sich auch auf den Internetseiten der Banken.

Einen detaillierter Vergleich aller Studentenkonten in Österreich bietet der AK-Bankenrechner. Studierenden, die zeitweise Geld auf Pump benötigen, rät der Finanzexperte, genau auf die Zinsen für die Kontoüberziehung zu achten. Umgekehrt sollte jemand, der Guthaben am Konto hat und nicht ins Minus geht, auf die Habenzinsen schauen. Diese liegen derzeit je nach Bank zwischen Null und 0,125 Prozent, so Prantner.