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Besonders angesagte Hightech-Masken kann man nicht einfach kaufen, man muss sich zuerst in eine Warteliste eintragen, so groß ist die Nachfrage angeblich. Zum Beispiel jene Produkte von schwedischen, britischen und US-amerikanischen Herstellern, mit denen sich Influencer gerne auf Instagram zeigen.
Unübersichtlicher Markt
Diese Anti-CoV-Masken bestehen meist aus mehreren Lagen Stoff. Teils sind sie mit Nanosilber ausgestattet, teils verfügen sie über austauschbare Aktivkohlefilter. Manche Firmen werben damit, dass ihre Masken dank einer speziellen Oberflächenbehandlung mehr als 99 Prozent der Coronaviren abtöten und sich quasi selbst reinigen sollen. Damit das Atmen – etwa beim Sport – leichter fällt, sind einige Modelle mit einem oder zwei Ventilen ausgestattet. Die meisten Masken sind auch waschbar.
„Im Moment ist das ein Riesenmarkt, bei dem man praktisch die Übersicht verloren hat“, so Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der MedUni Wien. Jeden Tag kämen Anfrage zu neuen Masken und Schilden. Für Ärztinnen und Ärzte sei es praktisch nicht mehr möglich, im Detail etwas zur Qualität bestimmter Produkte zu sagen.
Masken mit desinifizierendem Nanosilber
So gänzlich neu, wie manche Produktwerbung nahelegt, ist die Technologie bei diesen Masken nicht. Nanosilber etwa wird wegen seiner desinfizierenden Wirkung schon lange in der Medizin verwendet. Im nichtmedizinischen Bereich gebe es aber keine Belege für einen gesundheitlichen Nutzen – ganz im Gegenteil, so Hutter.
Bei großflächigen Nanosilberanwendungen im Alltag handle es sich oft um sehr niedrige und schwach wirksame Konzentrationen. „Da gibt es Gefahrenpotentiale.“ So könnte dadurch die Ausbildung von silberresistenten Bakterienvarianten gefördert werden. Medizinische wichtige Silberanwendungen wie bei orthopädischen Implantaten könnten unwirksam werden.
Aktivkohlefilter und selbstreinigende Oberflächen
Masken mit Aktivkohlfilter hält der Mediziner für unproblematisch. Hier handle es sich um eine klassische Methode, um Partikel und schlechte Gerüche herauszufiltern.
Selbstreinigende Masken könnten nach ersten Studien vielversprechend sein, Experten fordern aber weitere, ausführlichere Tests. Einen hundertprozentigen Schutz dürfe man sich nicht erwarten, weil nur die Oberfläche der Maske weitgehend virenfrei sei, schreibt etwa die deutsche Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
Gefahr bei Masken mit Ventil
Vor allem für den Sport werden Masken mit Ventil angepriesen, die das Ausatmen erleichtern sollen. Doch gerade im Hinblick auf die Coronavirus-Pandemie sei da Vorsicht geboten, so Hutter. Der große Unterschied bestehe darin, dass partikelfilternde Masken ohne Ventil sowohl die eingeatmete als auch die ausgeatmete Luft filtern. „Dadurch gibt es sowohl einen Eigenschutz, als auch einen Fremdschutz.“
Masken mit Ventilfiltern würden hingegen nur einen Eigenschutz bieten, weil sie zwar die eingeatmete Luft filtern, nicht jedoch die ausgeatmete Luft, die unter Umständen virenbeladen ist. „Da gibt es nur einen Eigenschutz, aber keinen Fremdschutz“, so Hutter.
Wer mit einer solchen Ventilmaske etwa im Flugzeug unterwegs ist, gefährde seine Mitreisenden. Einzelne Fluglinien haben diese Modelle bereits verboten. Für manche Masken gibt es deshalb Verschlüsse, mit denen das Ventil bei Bedarf versiegelt werden kann.
Empfehlung für einfache MNS-Maske
Umweltmediziner Hutter ist der Ansicht, dass der einfache Mund-Nasen-Schutz, also die klassische chirurgische Maske, noch immer die beste Alternative ist. Auch gegen Stoffmasken sei nichts einzuwenden und modische Modelle würden von Jugendlichen vielleicht eher angenommen. Wichtig sei dabei nur, dass man sie so trägt, wie man sie tragen soll – nämlich auch über die Nase.
Forderung nach Gütesiegel für Anti-CoV-Masken
Konsumentinnen und Konsumenten, die sich in dem Wirrwarr verschiedene Produkte einen Überblick verschaffen wollen, sind dabei auf sich allein gestellt. Das Sozialministerium, zu dem sowohl die Bereiche Gesundheit als auch Konsumentenschutz gehören, sieht sich nicht zuständig. Tipps, Empfehlungen, Prüfberichte gibt es auch auf mehrmaliges Nachfragen von help.ORF.at nicht.
Stattdessen wird an das Arbeitsministerium verwiesen. Dieses prüft und zertifziert zwar Masken für Arbeitnehmer, wenn sie zum Beispiel mit gefährlichen Chemikalien arbeiten, aber nicht solche für den Schutz der Allgemeinheit vor Coronaviren.
Um Klarheit in das unübersichtliche Angebot zu bringen, regt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter die Schaffung einer Arbeitsgruppe beider Ministerien und externer Fachleute an, die diese neuen „Super“-Masken bewerten, eine Art „Gütesiegel“ verleihen und untaugliche Produkte aussortieren. Den Verbrauchern rät er, die Produktbeschreibungen kritisch zu lesen, nachzufragen, wo Prüfberichte gemacht wurden und sich nicht nur auf die Werbung zu verlassen.