ABD0017_20171115 – ARCHIV – Ein Medizinstudent misst am 29.06.2009 in Hannover (Niedersachsen) den Blutdruck einer Patientin. (zu dpa: ÇNeue Bluthochdruck-Richtlinien in den USA – mehr Menschen betroffenÈ vom 15.11.2017) Foto: Jochen LŸbke/dpa +++(c) dpa – Bildfunk+++
APA/dpa/Jochen Lübke
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Viele Blutdruckmessgeräte schwächeln im Test

Bluthochdruck gilt als Volkskrankheit Nummer eins. Betroffene sollten ihre Werte regelmäßig kontrollieren. Im Handel werden zahlreiche Messgeräte für den Heimgebrauch angeboten – die deutsche Stiftung Warentest hat 17 Modelle getestet. Nur sieben konnten die Tester halbwegs überzeugen.

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140 zu 90: Ab diesem Wert hat man per Definition einen hohen Blutdruck. Für die Blutdruckmessung stehen Hochdruckpatienten grundsätzlich zwei Gerätetypen zur Verfügung: Blutdruckmessgeräte für den Oberarm und solche für das Handgelenk. Die Stiftung Warentest nahm zehn Oberarmgeräte und sieben Handgelenkgeräte unter die Lupe.

Oberarmmessgeräte messen genauer

Sechs Oberarm-, aber nur ein einziges Handgelenkgerät konnten die Tester hierbei überzeugen. Hinsichtlich der Messgenauigkeit haben Modelle mit Oberarmmanschette eindeutig die Nase vorn, sagt Jenny Braune, sie ist Projektleiterin bei der Stiftung Warentest. Das Oberarmgerät biete aufgrund der größeren Manschette eine größere Auflagefläche, wodurch man genauere Messwerte erzielen könne, so Braune.

Das Anlegen eines Oberarmgeräts mag zunächst etwas komplizierter sein als der Umgang mit der Handgelenkvariante, dafür muss der Anwender in der Folge weniger beachten, um ein brauchbares Messergebnis zu erzielen. Wenn die Manschette korrekt sitzt, misst ein Oberarmgerät automatisch auf Herzhöhe. Wenn die Blutdruckwerte hingegen vom Handgelenk abgenommen werden, muss der Nutzer den Apparat selbstständig auf Herzhöhe bringen, wodurch es leichter zu Fehlmessungen kommen könne, so die Expertin.

Boso Medicus X ist Testsieger bei Stiftung Warentest

Bei der Handhabung konnten eigentlich alle im Test vertretenen Modelle punkten. Testsieger bei den Oberarmgeräten war das Gerät „Boso Medicus X“, das ab etwa 50 Euro zu haben ist, knapp gefolgt vom „Medisana BU 535“ um rund 32 Euro und dem „Omron X3 Comfort“ um knapp 60 Euro. Die genannten Geräte wurden mit „Gut“ bewertet.

ABD0003_20161212 – ARCHIV – Ein Hausarzt misst am 18.09.2013 in seiner Praxis in Stuttgart Bad Cannstatt einer Patientin den Blutdruck.  Foto: Bernd Wei§brod/dpa (zu dpa ǀrztemangel auf dem LandÈ vom 12.12.2016) +++(c) dpa – Bildfunk+++
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Am genauesten lässt sich der Blutdruck beim Arztbesuch messen

Bei der Messgenauigkeit schnitten alle Geräte – egal ob für das Handgelenk oder den Oberarm – nur mit „befriedigend“ ab. Eine präzise Blutdruckmessung, wie sie der Arzt mit Stethoskop und Quecksilbersäule ermitteln kann, gibt es für den Heimanwender also nicht. Die insgesamt sieben von Stiftung Warentest empfohlenen Modelle zeichneten sich dadurch aus, dass die Ergebnisse auch bei mehrmaligen Messungen stabil waren und keine starken Schwankungen aufwiesen, so Braune. Das bedeutet: Die Messergebnisse können von denen eines professionellen Geräts zwar abweichen, die Höhe der Abweichung nach oben oder unten bleibt aber immer die Gleiche.

Omron RS7: einziges „gutes“ Messgerät für das Handgelenk

Die empfohlenen Heimgeräte können also sehr wohl die Tendenz des Blutdrucks aufzeigen und dokumentieren. Steigen die Blutdruckwerte bei der Messung zu Hause an, bedeutet das, dass es an der Zeit ist, einen Fachmann zu konsultieren, um die präzisen Werte festzustellen und eventuell die Behandlung entsprechend anzupassen.

Bei den Handgelenkgeräten konnte nur ein Modell die Prüfer von Stiftung Warentest überzeugen, nämlich das „Omron RS7 Intelli IT“ um etwa 70 Euro. Es erreichte als einziges die Note „gut“ und bietet sich beispielsweise als sinnvolle Ergänzung zum Oberarmgerät an. Vor allem dann, wenn der Arzt möchte, dass der Blutdruck mehrmals über den Tag verteilt aufgezeichnet werden soll. In so einer Situation sei ein Handgelenkgerät durchaus sinnvoll, da es auch mobil einfach in der Anwendung sei, so Braune.

Immer mit der Ruhe

Blutdruckmessungen sollten regelmäßig und immer zur gleichen Zeit erfolgen, so Stiftung-Warentest-Projektleiterin Braune. Etwa morgens vor dem ersten Kaffee, bevor blutdrucksenkende Mittel eingenommen werden. Man sollte stets am gleichen Arm messen und vor allem vorher zur Ruhe kommen. Vor der Messung sollte man mindestens fünf Minuten entspannen. Auch während der Messung gilt es ruhig zu bleiben und auch nicht zu sprechen. Außerdem sei es wichtig, die Werte zu dokumentieren, um dem behandelnden Arzt bei Bedarf einen Überblick geben zu können.

Zwei Handgelenkgeräte, darunter auch der Testsieger von Omron, bieten die Möglichkeit, die Messwerte mittels App auf das Smartphone zu übertragen und zu speichern. Einerseits erspart das eine übermäßige Zettelwirtschaft, auf der anderen Seite können in der App auch mehrere Profile angelegt werden, um die Daten mehrerer Personen zu verarbeiten. Stiftung Warentest achtete hier auch auf den Schutz der Privatsphäre und untersuchte, welche Daten an die Hersteller übertragen werden. Das Ergebnis: Die Daten wurden allesamt verschlüsselt – die entsprechenden Messgeräte seien hinsichtlich des Datenschutzes unbedenklich, so Stiftung Warentest.