Ein medizinischer Mitarbeiter bereitet einen Cov-Test vor
APA/AFP/Tobias Schwarz
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Private CoV-Tests: Kosten, Nutzen, Risiken

Die Nachfrage nach privaten Coronavirus-Tests steigt. Reisende wollen nach der Rückkehr Gewissheit haben, dass sie sich nicht angesteckt haben. Firmen lassen ihre Belegschaft vorsorglich testen. Labors, Apotheken, Drogerien und der Onlinehandel bieten inzwischen private CoV-Tests an. Doch nicht jeder Test wird von Behörden anerkannt. Wo man den passenden Coronavirus-Test findet, was er kostet und was es zu beachten gilt.

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Wer sich – aus welchen Gründen auch immer – zu einem privaten Coronavirus-Test entschließt, hat die Qual der Wahl. Soll es ein Schnelltest sein, ein PCR-Test mit dem eher unangenehmen Nasen-Rachen-Abstrich, ein Gurgel- oder ein Spucktest, den man selbst durchführt oder doch ein Antiköpertest. So schnell, wie sich das Virus anfangs verbreitet hat, sind auch neue Produkte für dessen Nachweis auf den Markt gekommen. Und das Angebot erweitert sich ständig.

PCR-Tests und Antikörpertests

„Es gibt nur zwei Sorten von Tests: Den Antikörpertest und den RNA-Nachweis mittels PCR“, so Georg Mustafa, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC). PCR steht für Polymerase-Kettenreaktion (engl. polymerase chain reaction).

Egal, ob ein Gurgel-, Spuck- oder Abstreiftest gemacht wird, bei allen diesen Verfahren handle es sich um PCR-Tests. Unterschiedlich seien nur das verwendete Transportmedium und die Art und Weise der Probengewinnung, so der Mediziner.

eingesammelte Teströhrchen
APA/AFP/Ina FASSBENDER
PCR-Tests gelten als „Goldstandard“ der labormedizinischen Covid-19-Diagnostik

Tests sind nur eine Momentaufnahme

„Für eine wirkliche Aussage, ob jemand das Virus gerade in sich trägt gibt es eigentlich nur den PCR-Test“, so Monika Redlberger-Fritz, Virologin an der MedUni Wien. Das könne ein Nasen-Rachen-Abstrich oder eine Rachenspülflüssigkeit sein, die anschließend mittels einer PCR-Methode untersucht wird.

Das Ergebnis sei aber immer nur eine Momentaufnahme. Viele würden als Reiserückkehrer am Tag zwei den Test machen und glauben, dass sie mit Sicherheit nicht infiziert sind. „Sie haben aber vergessen, dass man an Tag fünf, sechs, sieben oder acht immer noch positiv werden kann, weil die Inkubationszeit zwischen ein und 14 Tagen liegt“, warnt Redlberger-Fritz.

Je schneller, desto teurer

PCR-Tests werden im Ausland mitunter günstiger angeboten als in Österreich. In Kroatien etwa gibt es PCR-Tests bereits ab rund 90 Euro, dazu kommen aber noch Kosten für die Übersetzung. Bei uns liegen die Preise meist zwischen 115 und 170 Euro. Wird die Probe vom Hausarzt abgenommen, ist diese Leistung extra zu bezahlen. Es ist also ratsam nachzufragen, welche Leistungen im Preis inbegriffen sind.

„Alles, was wesentlich teurer ist, muss mit einem besonderen Serviceaufwand begründet sein“, so Mustafa. Das Ergebnis liegt meist nach 24 bis 48 Stunden vor. Möchte jemand das Testergebnis besonders rasch innerhalb von sechs Stunden haben, kostet das auch mehr.

Welche Labors Cov-Tests durchführen

Doch wo findet man ein Labor, das rasch private Tests durchführt, eventuell sogar am Wochenende? Das Gesundheitsministerium hat eine Liste (PDF) von mehr als 80 größeren und kleineren Labors zusammengestellt. Diese Aufstellung stammt jedoch von Ende Mai. Bei der Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin sind ebenfalls österreichische ärztliche Labors auf einer Liste angeführt, die Tests für Covid-19 anbieten.

Am aktuellsten dürfte eine Liste (PDF) der Wirtschaftskammer (WKO) sein, bei der auch gleich die Preise angegeben sind und, wie lange man auf das Ergebnis wartet.

Selbsttests zum Gurgeln und Spucken

Apotheken und Drogeriemärkte verkaufen Selbsttests verschiedener Anbieter. Hier wird nicht der Test selbst durchgeführt, sondern nur die Probe selbst genommen. Entweder, indem man mit einer Flüssigkeit gurgelt oder, indem man hustet und in ein Röhrchen spuckt. Die Probe wird eingeschickt und im Labor mittels eines PCR-Tests untersucht.

Kroatien-Reise-Rückkehrer macht einen Gurgeltest
APA/HERBERT P. OCZERET
Heimkehrer aus Kroatien konnten einen kostenlosen Gurgeltest machen

„Wer gesund ist und es nur so wissen möchte, für den ist auch ein Selbsttest ausreichend aussagekräftig – vorausgesetzt, er wurde gut und gründlich durchgeführt“, so Redlberger-Fritz. Dazu hustet man am besten vor dem Gurgeln ein Mal kräftig und gurgelt nachher lange. Dann habe man auch eine ausreichende Aussagekraft über den Test. „Der Test ist nicht ausreichend aussagekräftig, wenn bereits Symptome vorliegen. Symptomatischen Personen sollten immer 1450 anrufen und sich über 1450 abklären lassen“, so die Virologin.

Hersteller: Mängel bei Selbsttests behoben

Die bei den Drogeriemärkten dm und Bipa angebotenen Selbsttests hatten zu Beginn Mängel bei der Kennzeichnung. Nach Angaben der Hersteller sind diese längst behoben. Dm will den Tests des Herstellers Novogenia trotzdem erst dann wieder verkaufen, wenn das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) bestätigt, dass er allen gesetzlichen Anforderungen entspricht.

Help.ORF.at fragte bei BASG und dem zuständigen Gesundheitsministerium mehrmals nach, ob es hier noch etwa zu beanstanden gibt – eine Auskunft dazu gab es vorerst nicht. Bei Bipa kann man den Gurgeltest des Herstellers LEAD Horizon jedenfalls weiterhin kaufen, er kostet derzeit knapp 100 Euro.

Anerkennung von Tests durch Behörden

Selbsttests haben einen Nachteil: Sie werden von österreichischen Behörden offiziell nicht als Nachweis beim Grenzübertritt anerkannt. Man kann sich damit auch nicht aus der Quarantäne „frei testen“. Denn schließlich könnte auch jemand anderer gegurgelt haben. Der Selbsttest von Novogenia diene deshalb auch nur der persönlichen Information, so der Hersteller.

LEAD Horizon will die Einschränkung für seinen Gurgeltest nicht gelten lassen und verweist auf sein Identifikationsverfahren per Handy, das Tricksereien verhindern soll. Alle Anforderungen der Reiseverordnung des Gesundheitsministeriums (PDF) vom 24.7.2020 seien damit erfüllt. Der Gurgeltest eigne sich als molekularbiologischer Test auf SARS-CoV-2 somit für Heimkehrende aus dem Ausland.

Ob das so stimmt, konnten weder das BASG noch das Gesundheitsminsterium auf Anfrage von help.ORF.at beantworten. Das Gesundheitsministerium wollte auch keine Angaben dazu machen, welche privaten Cov-Tests nun offiziell empfohlen werden, welche als Nachweis bei Behörden dienen und von welchen man die Finger lassen sollte.

Keine Empfehlung für Antikörpertests

Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien rät von Schnelltests, die auch in Apotheken erhältlich sind, derzeit ab. Diese Antikörpertests versprechen zwar anhand eines Bluttropfens innerhalb von 15 Minuten ein Ergebnis, dieses sei aber nicht wirklich aussagekräftig.

Außerdem geben positive Schnelltests laut Informationen auf der Website des Gesundheitsministerium keinerlei Auskunft über die Immunitätslage der Person; also ob die getestet Person vor einer neuerlichen Infektion geschützt ist. „Ich würde auch keine Tests im Internet kaufen, die nicht zertifiziert sind“, so Redlberger-Fritz.

Genügend Laborkapazitäten in Österreich

Wie sinnvoll es ist, sich privat auf Covid-19 testen zu lassen, müsse jede Person selbst entscheiden, so Mustafa. Dabei gelte es, das eigene Risiko für eine Infektion abzuschätzen. Sich nur „aus Neugierde“ testen zu lassen, sei nicht sinnvoll.

Obwohl die Nachfrage nach privaten Coronavirus-Tests kontinuierlich steigt, sieht der Präsident der ÖGLMKC derzeit keine Engpässe bei den Laborkapazitäten. Der Ansturm durch Kroatien-Urlauber sei bereits vorüber. „Sollte es aber – wie ich vermute – ein heißer Herbst und Winter werden, wird man überlegen müssen, ob man Prioritäten setzt“, so Mustafa.