Wandernde Kinder
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser

Fünf Tipps für die Wandertourenplanung

Viele verbringen ihren Sommerurlaub dieses Jahr daheim in Österreich. Wandern gehört dabei zu den beliebtesten Aktivitäten. Damit eine Tour Spaß macht und niemanden unnötig in Gefahr bringt, sollte man im Vorfeld fünf Punkte abklären.

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Man sollte bei der Vorbereitung auf eine Tour fünf Aspekte beachten, rät Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport beim Österreichischen Alpenverein in Innsbruck: „Erstens die Tour, zweitens das Wetter, drittens die Gruppe, viertens aktuelle Verhältnisse und fünftens passende Ausrüstung“.

Tour muss zur Wandererfahrung passen

„Passt die Tour zu meinem Können?“ sei die erste Frage, die man sich bei der Planung stellen sollte, so der Bergführer. Es seit ratsam, das eigene Erfahrungs- und Fitnesslevel eher vorsichtig zu schätzen: „Man darf nicht vergessen: Wandern heißt natürlich auch Höhenmeter zurücklegen, das ist eine ganz andere Belastung wie in der Ebene“, betont Larcher.

Wanderer sollten sich im Vorfeld über genaue Distanz, zurückzulegende Höhenmeter und die Schwierigkeit eines Weges informieren. Letzteres lässt sich auch von Wegtafeln ablesen. Leichte Wanderwege sind mit einem blauen Punkt gekennzeichnet, mittelschwere Wege, für die oft schon Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig ist, mit einem roten Punkt. Ein schwarzer Punkt steht für schwierige Bergwege.

Ostalpen gut beschrieben und beschildert

Je mehr Informationen Wanderer vor ihrer Tour zusammentragen, desto besser, sagt der Bergführer. Das sei vor allem in Österreich nicht schwierig, da die gesamten Ostalpen in der Wanderliteratur gut beschrieben und beschildert sind.

Auch Online-Tourenplanungsportale und Apps seien in der Regel vertrauenswürdige Quellen, erklärt Larcher. Gratisversionen hätten allerdings oft nur einen eingeschränkten Funktionsumfang. Gerade Offline-Karten, die auch ohne Netzempfang in den Bergen nutzbar sind, sind oft kostenpflichtig. Außerdem sollte man bedenken, dass der Smartphoneakku versagen könnte. Besonders bei mehrtägigen Touren kann es deshalb sinnvoll sein, auch einen Wanderführer oder eine Karte auf Papier mitzunehmen.

Wanderinspiration auf Social-Media-Kanälen sollte man kritisch betrachten, rät der Bergführer: „Da ist Vorsicht geboten, weil hier oft auch Personen posten, denen viel an Selbstdarstellung liegt, die Schwiergkeiten übertreiben und Gefahren unterschätzen“.

Wetterlage im Blick behalten

Gerade im Sommer komme es häufig zu Gewittern, die in den Bergen schnell zur Gefahr werden, warnt Larcher. Bei mehrtägigen Touren sollte man die Wetterlage schon mindestens drei Tage vor Start beobachten. Auch direkt vor dem Loswandern sei es nötig, noch einmal den Wetterbericht zu konsultieren.

Wanderer in den Bergen
Getty Images/Westend61
So sonnig es auch ist — das Wetter kann am Berg sehr schnell umschlagen.

„Es ist auch ganz wichtig zu wissen, ob es unterwegs eine bewirtschaftete Alm oder eine Alpenvereinshütte gibt, wo ich mich bei Schlechtwettereinbruch in Schutz bringen kann“, so der Bergführer. Sich Alternativrouten zu überlegen, oder im Zweifel einfach umzukehren, sei ebenfalls ratsam.

Schwächsten Wanderer der Gruppe als Maßstab

Die geplante Tour sollte immer auf den schwächsten Wanderer in der Gruppe zugeschnitten sein. In der Regel könne man sich gut an der Wegdauer orientieren, die in Wanderführern oder auf Beschilderungen angegeben ist – sie sei meist eher „gemütlich“ angelegt, sagt Larcher.

Wer selbst nachrechnen will, könne sich an folgender Faustformel orientieren: „Man schafft etwa 300 Höhenmeter pro Stunde und vier Kilometer in der Horizontalen pro Stunde. Den kleineren Wert halbiert man dann und zählt ihn zum Größeren dazu“, erklärt der Bergführer. Bei einer Tour mit 900 Höhenmetern Differenz und acht Kilometern Länge in der Ebene ergibt das drei Stunden für die Höhenmeter (900:300=3) und zwei Stunden (8:4=2) für die Ebene. Wenn man Letzteres als den kleineren Wert halbiert und zum ersten Wert dazuzählt, ergeben sich vier Stunden reine Gehzeit (1+3=4).

Viele Pausen und viel Spaß beim Wandern mit Kindern

Wer vorhat, mit Kindern zu wandern, sollte die gesamte Tour danach ausrichten: „Je kleiner die Kinder, desto spielerischer und abwechslungsreicher müssen die Touren sein“, sagt der Bergführer. Am wichtigsten sei es, dass Kinder motiviert sind und bleiben – Gipfelziele und lang andauernde Touren seien da oft zu langweilig.

Wenn Kinder dabei sind, seien Pausen besonders wichtig, betont Larcher. Doch auch erwachsene Wanderer sollten etwa alle eineinhalb Stunden gut zehn Minuten rasten und dabei genügend trinken.

Aktuelle Verhältnisse vor Ort erfragen

Es sei gut, auch die gegenwärtige Situation auf der geplanten Strecke zu kennen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Informationen zu Öffnungszeiten von Almen und Seilbahnen entnehme man besser den entsprechenden Webseiten und Social-Media-Accounts als Wanderführern, empfiehlt Larcher.

Auskunft zu Behinderungen auf Wegen, z. B. durch Altschneefelder oder Unwetter, finde man ebenfalls oft in den Sozialen Medien. Alternativ könne man auch beim Bergführerbüro im Tal oder bei Hüttenwirten nachfragen. Wenn man bei einer mehrtägigen Tour auf einer Hütte übernachten will, sei es sowieso unbedingt notwendig, zu reservieren, sagt Larcher.

Nicht zu viel Gepäck mitnehmen

Für eine sichere Wanderung sei angemessene Ausrüstung unabdingbar, sagt Larcher: „Passt das Schuhwerk? Kleidung für Kälte, Wind und Nässe? Sonnenschutz?“. Zur Verpflegung empfiehlt er mit Wasser verdünnten Fruchtsaft und Snacks wie Müsliriegel oder Studentenfutter.

Ein Erste-Hilfe-Paket, ein Handy für den Notruf und gegebenenfalls ein Biwaksack gehören ebenfalls in den Rucksack, so der Bergführer. Wer auf einer Hütte übernachten will, müsse diesen Sommer als Corona-Vorsichtsmaßnahme zudem einen eigenen Schlafsack mitbringen.

„Aber Achtung: Der Rucksack darf auch bei Mehrtagestouren nicht zu schwer werden, maximal zwölf Kilo müssten ausreichen“, warnt Larcher. Ein leichterer Rucksack bedeute nicht nur weniger Anstrengung, sondern wegen höherer Trittsicherheit auch mehr Sicherheit.