Smartwatch liegt auf einem Sessel im Regen während eines Tests
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Fitnessarmbänder enttäuschen im Test

Fitnesstracker bieten sich dem Hobbysportler als elektronischer Trainer an. Vom Puls über die Herzfrequenz bis zu den marschierten Schritten und den gefahrenen Kilometern – alles kann bequem gemessen und dokumentiert werden. Die deutsche Stiftung Warentest hat Smartwatches und Fitnessarmbänder getestet und miteinander verglichen.

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Fitnessarmbänder und Smartwatches liegen im Trend. Während die Armbänder mehr oder weniger ausschließlich zur Erfassung von Fitnessdaten und dem Abspielen von Trainingsprogrammen dienen, bieten Smartwatches eine breite Palette an Funktionen und sind hinsichtlich ihrer Einsatzmöglichkeiten einem Smartphone nicht unähnlich.

„Fitnessarmbänder versagen im Test“

Stiftung Warentest und der Verein für Konsumenteninformation (VKI) haben in einem aktuellen Test sowohl acht Fitnessarmbänder als auch zwölf Smartwatches unter die Lupe genommen. Die Konsumentenschützer wollten in erster Linie herausfinden, wie geeignet die Geräte als „Fitnesstrainer“ sind und welche die zuverlässigeren Daten liefern. Die günstigeren Fitnessarmbänder im Test kosteten zwischen 30 und 100 Euro, die Smartwatches zwischen 85 und 466 Euro.

Die Ergebnisse bei den Fitnessarmbändern waren allesamt unbefriedigend. Vier Modelle wurden mit „durchschnittlich“ bewertet, vier weitere erreichten nur ein „weniger zufriedenstellend“. Selbst die drei Testsieger wurden von den Testern mit lediglich 44 von 100 möglichen Punkten bedacht. Auf dem dritten Platz landete das Samsung Galaxy Fit um 79,90 Euro. Der zweite Platz ging an das Honor Band 5 um 36,90 Euro. Testsieger bei den Fitnessarmbändern war das Fitbit Charge 3 um 99,99 Euro.

Fitnessarmbänder können Bewegung nicht wahrnehmen

Das größte Problem bei Fitnessarmbändern sei, dass die meisten kein GPS-Modul eingebaut hätten, sagt Gernot Schönfeldinger vom VKI. Ohne GPS können die Armbänder den Standort des Sportlers nicht eruieren. Das habe zur Folge, dass sie auch den Abstand zwischen zwei Standpunkten nicht messen können und daher Bewegungen des Nutzers eigentlich nicht registrieren können.

Um Bewegungen zu verarbeiten, seien die Geräte auf Schrittlängen angewiesen, die der Anwender vorher eingeben muss. Viele Fitnessarmbänder reagieren in Wahrheit nur auf Armbewegungen, die dann als Schritt interpretiert werden. Für Radfahrer seien diese Geräte daher völlig nutzlos, da Radler während des Fahrens ja kaum die Arme bewegen, so Schönfeldinger.

Zweite große Baustelle im Test war die Pulsmessung. Pulsmessungen am Handgelenk sind generell ungenau und de facto wertlos, wenn man sich während der Messung bewegt. Wer beim Sport auf die Pulsfrequenz achten muss, sollte den ermittelten Werten grundsätzlich nicht vertrauen.

Experte: Fitnessarmbänder eigentlich unbrauchbar

Die schlechteste Pulsmessung lieferte ein Fitnessarmband der Marke Xiaomi. Im Test habe das Gerät einen Puls von 104/min. angezeigt, als sich der Puls der Versuchsperson in Wahrheit bereits auf 181/min. beschleunigt hatte, sagt Schönfeldinger.

Aber ganz egal ob beim Puls, den Schritten oder der Streckenmessung: Die ermittelten Werte von Fitnessarmbändern seien bestenfalls grobe Schätzungen, sofern die Geräte nicht mit einem Smartphone, das über einen GPS-Sensor verfügt, gekoppelt werden. So eine Kombination wäre aber natürlich extrem unhandlich und während einer sportlichen Betätigung kaum praktikabel. Daher seien die ermittelten Messwerte von Fitnessarmbändern in Wahrheit eigentlich unbrauchbar, meint Schönfeldinger.

Smartwatch eindeutig der bessere Trainingspartner

Bei den errechneten Pulswerten sollte man übrigens auch der Smartwatch nicht unbedingt trauen, sagt der Experte. Einzig der Testsieger von Apple habe brauchbare Ergebnisse geliefert. Davon abgesehen mache die Smartwatch aber einiges besser als das Fitnessarmband. Die meisten Smartwatches haben GPS-Sensoren eingebaut, sie können also Standorte bestimmen und Strecken ziemlich genau messen, so Schönfeldinger. Auch in Punkto Vielseitigkeit habe die Smartwatch eindeutig die Nase vorn.

Immerhin könne man Nachrichten auf dem Smartphone empfangen oder den Music Player steuern. Darüber hinaus könne man auch Anrufe tätigen und entgegennehmen, insofern biete die Smartwatch bereits eine ähnliche Funktionalität wie das Smartphone, so Schönfeldinger.

Apple Watch Series 5 ist Testsieger

Wirklich berauschend waren die Ergebnisse dennoch nicht. Von zwölf getesteten Smartwatches konnten nur drei Geräte die Note „gut“ erreichen. Auf Platz drei und zwei landeten zwei Modelle der Firma Garmin. Die Garmin Vivoactive 4 kam mit 60 von 100 Punkten auf den dritten Rang. Die Uhr kostet 259 Euro. Den zweiten Platz belegte die Garmin 245 Music um 298 Euro. Sie erreichte 66 von 100 Punkten. Unangefochtener Testsieger war die Apple Watch Series 5 Aluminium 44mm. Sie erreichte 74 von 100 Punkten, ist mit einem Richtpreis von 450 Euro aber auch das teuerste Produkt im Test.

Baustelle Datenschutz

Auf den Schutz der eigenen Gesundheitsdaten sollten Anwender von Smartwatches aber keinen großen Wert legen. Nur acht der zwölf getesteten Geräte biete die Möglichkeit, die Daten mittels Passwort zu schützen, so der VKI-Experte. Wenn man die Uhr oder das Armband verliert, können Dritte umgehend uneingeschränkten Zugriff auf gespeicherte Daten erhalten. Über einen Passwortschutz verfügen unter anderem das Fitnessarmband von Xiaomi sowie die Smartwatches von Apple, Fitbit und Samsung.

Anbieter wie Apple Fitbit, Huawei und Samsung räumen sich außerdem weitgehende Rechte ein, wenn es darum geht, Gesundheitsdaten, die man in der Cloud gespeichert hat, zu speichern und nach Belieben weiterzugeben. Auf die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) würden die Anbieter keine Rücksicht nehmen, auch dann nicht, wenn sie eine Niederlassung in Europa haben. Als Smartphonebesitzer sollte einem aber ohnehin klar sein, dass Privatsphäre heutzutage eher etwas Theoretisches ist, sagt Schönfeldinger.