Biene auf einem Thymian
APA/AFP/Eric Feferberg
APA/AFP/Eric Feferberg

Vertikales Gärtnern: Minigärten an der Hauswand

Vor allem in der Stadt ist der Raum für Pflanzen oft begrenzt. Doch auch auf kleinen Flächen, Terrassen und Balkonen lassen sich Blumen und Gemüse ziehen, wenn man dabei in die Höhe gärtnert. Die Auswahl von passender Erde und Pflanzen ist dabei besonders wichtig. Was es beim vertikalen Gärtnern zu beachten gilt.

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Für mehr Grün auf wenig Raum sorgt ein neuer Pflanzentrend: Vertikales Gärtnern. Damit lasse sich auch in der Stadt eine persönliche Grünoase schaffen, so Birgit Bermann, Referentin beim Verein Arche Noah.

Extreme Standorte für Pflanzen

Die Spielregeln für diese Art der Bepflanzung sind anders als beim Gärtnern im Beet. Balkone und Terrassen sind oft extreme Standorte. Auf südseitigen Flächen wird es schnell sehr heiß, nordseitige Flächen wiederum haben zu wenig Sonne. Umso wichtiger ist die richtige Planung und die beginnt bei der Frage: Was will man eigentlich? Viele bunte Blumen oder eine Begrünung für einen schattigen Sitzplatz? Wer wenig Arbeit investieren möchte, kann Stauden einsetzen. Diese mehrjährige Pflanzen kommen jedes Jahr wieder. Etwas arbeitsinensiver ist der Anbau von Gemüse.

Töpfe, Balkonkästen, Regenrinnen, Paletten

Dann geht es an das Einrichten der Minigärten. Es gibt Pflanzen, die von allein die Hauswand hochklettern. Efeu und Wilder Wein gehören dazu. Andere wie Blauregen, Geißblatt und Clematis brauchen dafür ein Rankgerüst. Weiters können diverse Pflanzgefäße an der Hauswand angebracht werden. Das geht von Blumenkisterln, die an die Wand montiert werden über Blumentöpfe an Schnüren, die von der Decke baumeln bis zu aufwändigeren Konstruktionen wie einem vertikalen Palettenbeet, das aus einer aufgestellten, umgebauten Euro-Palette besteht.

begrünte Fassade an einem Wiener Wohnhaus
APA/TATWORT/JULIA BECK
Kletterpflanzen sorgen für ein angenehmes Mikroklima

Do-it-Yourself-Enthusiasten können sich hier verwirklichen. Alte Regenrinnen zum Beispiel können an der Fassade befestigt und bepflanzt werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – doch zwei Dinge sollte man beachten, so Bermann. Die Konstruktion muss fest in der Wand verankert sein und die Pflanzgefäße müssen einen Wasserabzug haben. „Das Wasser muss immer durchfließen können.“

Sorgfältige Auswahl der Erde

Damit Pflanzen gut gedeihen brauchen sie auch das passende Substrat. Gartenexpertin Bemann empfiehlt gute Pflanzenerde aus einem Erdwerk vermischt mit Kompost. Dazu kommt noch als Wasserspeicher Agroperlite – ein vulkanisches Gestein – oder Schafwolle. Von fertig abgepackten Gartenerden rät sie ab.

Nicht „Kraut und Rüben“ pflanzen

Bei der Auswahl der Pflanzen gilt es typische Anfängerfehler zu vermeiden. Das bedeutet vor allem Pflanzen nicht wild durcheinander zu kombinieren, die unterschiedliche Ansprüche an Standort, Boden und Pflege haben. Für trockene, sonnige Plätze etwa eignen sich mediterrane Kräuter besonders gut: Rosmarin, Oregano, Majoran, Thymian und Currykraut. Sie sind ausdauern und vertragen viel Hitze bei relativ wenig Wasserzufuhr. „Man kann die Kräuter in der Küche nützen. Man kann sie aber auch blühen lassen und damit Insekten anlocken.“

Biene auf einem Thymian
APA/AFP/Eric Feferberg
Mediterrane Kräuter wie Thymian kommen gut mit Hitze zurecht

Auch Lavendel, Nelken, Katzenminze, Kamille und Cosmeen vertragen viel Sonne und Hitze. Im Halbschatten gedeihen hingegen Storchenschnabel, Taglilien, Hosta, Petersilie, Zitronenmelisse und Erdbeeren besonders gut.

Salat, Radieschen und Erbsen aus dem Vertikalbeet

Auch Gemüse lässt sich auf diese Weise ziehen. Pflücksalate, die laufend geerntet werden und andere Blattgemüse eignen sich ebenfalls für ein vertikales Beet. Ebenso Radieschen, Erbsen und Bohnen. Für sonnige Standorte empfiehlt Bermann kleinwüchsige Tomatensorten, Melanzani, Paprika und Chillies. Ungeeignet ist nur Gemüse, das lange Wurzeln oder sehr große Blätter bildet.

Gießen, gießen, gießen

Wer sich für einen vertikalen Garten entscheidet, muss fleißig gießen. Die Pflanzen brauchen mindestens einmal am Tag Wasser. Je kleiner die Pflanzengefäße sind, desto schneller trocknen sie aus. Bewässerungssysteme helfen dabei und sind auch praktisch, wenn man auf Urlaub fährt. Vielleicht springen auch Nachbarn beim Gießen ein.

Es ist auch ratsam, die Nachbarn mit einzubeziehen, bevor ein vertikaler Garten angelegt wird, der eventuell über den eigenen Balkon hinaus wächst. Mieter brauchen die Erlaubnis der Hausverwaltung, wenn Konstruktionen an der Fassade angebracht werden. Viele Städte begrünen inzwischen selbst ganze Hausfassaden, um das Mikroklima zu verbessern.

Anfängerinnen und Anfängern rät Birgit Bermann, diese Art des Gärtnerns auszuprobieren und sich von Fehlern nicht zurückwerfen zu lassen. „Nicht die Geduld verlieren. Im Gegenteil: Geduld lernen mit den Pflanzen und sich über jede einzelne Blüte, einzelne Biene freuen.“