Unklare Herkunftsangaben bei Honig in der Kritik

Rund 29.000 Imkerinnen und Imker in Österreich produzieren pro Jahr rund 4.600 Tonnen Honig. Trotzdem werden 80 Prozent des in Österreich verkauften Honigs importiert. Aus welchen Ländern der Honig stammt, ist für Konsumenten oft nicht ersichtlich. Herkunftsangaben wie „Mischung von Honig aus EU und Nicht-EU-Ländern“ sagen nichts aus, kritisiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Greenpeace hat das Honigangebot in den größten heimischen Supermarktketten unter die Lupe genommen. Beurteilt wurden neben der Anzahl und dem Anteil von Biohonig im Sortiment auch die Herkunft und Kennzeichnung auf den Produkten. Und vor allem da hapert es: Bei der Hälfte des Honigs in den Supermärkten ist nicht nachvollziehbar, wo er produziert wurde.

Honiggläser aus verschiedenen Supermärkten

Greenpeace/Mitja Kobal

Verschiedene Honigprodukte aus den Supermärkten

Wissen nur, „dass Honig von diesem Planeten“

Üblich ist etwa die Formulierung „Mischung von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern“. Rein rechtlich ist den Herstellern dabei nichts vorzuwerfen, denn die EU-Honigverordnung sieht keine genauere Kennzeichnungspflicht vor. Doch die Idee einer transparenten Herkunftskennzeichnung werde hier ad Absurdum geführt, so Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftssprecher von Greenpeace Österreich. „Im Grunde wissen wir nur, dass der Honig von diesem Planeten kommt, mehr nicht.“

Der größte Honigproduzent der Welt ist China. Das Land zählt gemeinsam mit der Ukraine inzwischen zu den größten Honiglieferanten der EU.

Honigbienen sitzen auf Bienenwaben

APA/dpa/Cindy Riechau

Geometrie der Natur: Alle Winkel der Bienenwaben betragen 120 Grad, die Dicke der Zellwände liegt bei 0,07 Millimetern

Forderung nach mehr Transparenz

Solange die Honigverordnung dieses Schlupfloch zulasse, sollten die Hersteller hier mit gutem Beispiel voran gehen und selber für mehr Transparenz auf den Produkten sorgen, so die Forderung von Greenpeace Österreich. Und auch viele EU-Länder fordern inzwischen eine genauere Kennzeichnung für gemischten Honig, damit europäischer Honig und Billighonig aus Drittländern besser zu unterscheiden sind.

Positiv fiel im Rahmen der Greenpeace-Untersuchung auf, dass in fast allen Supermärkten auch heimischer Honig erhältlich ist (Ausnahme: Pennymarkt) und der Bioanteil inzwischen bei rund 17 Prozent des angebotenen Honigs liegt.

Rot-Weiß-Rote Fahne am Glas kann täuschen

Doch auch bei vermeintlich aus Österreich stammendem Honig ist Vorsicht geboten. Eine am Honigglas aufgedruckte Rot-Weiß-Rote Fahne heißt noch nicht, dass der Honig auch tatsächlich aus Österreich stammt. Manchmal wurde der Honig auch nur in Österreich abgefüllt. „Der Hinweis ‘abgefüllt in Österreich’ gaukelt Konsumentinnen und Konsumenten eine heimische Herkunft vor, sagt aber tatsächlich nichts über die Produktionsländer des Honigs aus“, so Theissing-Matei.

Blick ins Innere des Bienenstocks mit vielen Bienen

Greenpeace/Fred Dott

Für einen Kaffeelöffel Honig braucht es etwa 5.000 bis 7.000 Blütenbesuche

Billa und Merkur vorne

Den Greenpeace-Marktcheck haben Billa und Merkur ex aequo gewonnen, knapp dahinter rangieren Hofer und Spar. Die Handelsketten haben allesamt „gut“ abgeschnitten (der besten Note im Test), da sie ein gutes Angebot an heimischen und Biohonig haben und Aktionen für den Bienenschutz setzen, etwa indem sie Naturschutzprojekte unterstützen.

Bei der Greenpeace-Untersuchung wurden zudem stichprobenartig zehn Proben Honig bei der Lebensmittelversuchsanstalt auf über 200 Pestizide und Bienen-Arzneimittel getestet. Nur in einem der zehn Honigprodukte wurden Rückstandsspuren eines Pestizids gefunden und das weit unter dem Grenzwert.

Imker beim Auslösen der Wabe

Greenpeace/Silke Wernet

99 Prozent der heimischen Imker sind im Nebenerweb oder als Hobby tätig und betreuen im Schnitt 13 Bienenvölker

Bioanteil bei 17 Prozent

Der steigende Anteil an Biohonig sei sehr erfreulich, so Theissing-Matei von Greenpeace. Biohonig unterscheidet sich von normalen Honig dadurch, dass in der biologischen Bienenhaltung die Bienenweiden im Umkreis von drei Kilometern im Wesentlichen nur aus Pflanzen aus biologischem Anbau, Waldungen oder Flächen des österreichischen Agrarumweltprogramms bestehen dürfen. Auch dürfen bei der Produktion von Biohonig in der Pflege der Bienenstöcke und im Krankheitsfall ausschließlich für Bienen unbedenkliche Stoffe eingesetzt werden - mehr dazu in Was Honig zu Biohonig macht.

„Außerdem ist es in der Bioimkerei verboten, die Bienenkönigin zu verstümmeln. Das ist eine Praxis, die bei konventionellem Honig leider immer noch oft angewendet wird,“ so der Greenpeace-Landwirtschaftssprecher. Die Flügel der Königin würden verstümmelt, damit diese nicht wegfliegen könne. Er empfiehlt daher den Kauf von Biohonig aus der Region. Denn die biologische Landwirtschaft schütze Bienen und andere Bestäuber, die unersetzlich für eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln wie Obst und Gemüse seien.

Beate Macura, help.ORF.at

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