Insektenhotels: Hilfe für Wildbienen und andere Nützlinge

Wildbienen und anderen Nützlingen fehlt es an geeigneten Brutstätten, weil der Mensch den Lebensraum der Tiere zunehmend einschränkt. Insektenhotels können da Abhilfe schaffen. Fertige Nisthilfen aus dem Handel sind jedoch nur bedingt geeignet. Manche enthalten falsche Materialien, die von Wildbienen und Co. nicht angenommen werden. Ein Insektenhotel lässt sich auch leicht selber bauen.

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Insektenhotels ahmen den Lebensraum von Bienen und anderen Nützlingen nach und schaffen Rückzugsorte für bedrohte Arten. Bei richtiger Konstruktion und passender Platzierung erfreuen sich diese Nützlingshäuser großer Beliebtheit.

Wildbienen fliegen auf Nisthilfen

„Insektenhotel ist eigentlich der falsche Begriff, weil Insekten dort nicht wie Hotelgäste nur ab und zu vorbeikommen, sondern die angebotenen Hohlräume dauerhaft nutzen“, so Björn Schoas, Landschaftsplaner und Gartenexperte bei der Umweltberatung. Von der Eiablage bis zum fertigen Insekt dauert es mehrere Monate bis Jahre.

Biene auf Borretsch

APA/dpa/Silas Stein

Honigbienen leben in Bienenstöcken, Wildbienen als Einsiedler

Von den in Österreich leben 37.000 Insektenarten sind es vor allem die Wildbienen, die die künstlichen Unterkünfte besiedeln. Die rund 700 verschiedenen Wildbienenarten sind unerlässlich für die Bestäubung. Einige Arten bestäuben nur eine einzige Pflanzenart. Fehlt die Bestäubung, verschwinden diese Pflanzen.

Bambusröhrchen und Schilfhalme

Beim Bau einer Nisthilfe für Insekten kommt es auf geeignetes und artgerechtes Material an. Wildbienen etwa siedeln gerne in Pflanzenstängel von Bambus und Schilfrohr. Der Innendurchmesser dieser Stängel sollte zwei bis neun Millimeter betragen, die Länge ungefähr 15 bis 20 Zentimeter. Das hintere Ende der Röhren muss auf jeden Fall verschlossen sein. Bambusröhrchen sägt man am besten hinter den Knoten durch, damit ein natürlicher Abschluss entsteht. Schilfhalme können mit einer scharfen Rebschere abgeschnitten werden.

Pflanzenstängel in eine leeren Konservendose

umweltberatung.at

Wildbienen bewohnen gerne Hohlräume in Stängeln

Die gebündelten Halme werden in eine leere Konservendose gesteckt und fertig ist der Unterschlupf. Ein wenig Gips am Boden der Dose verhindert, dass Vögel einzelne Halme herauszupfen können, um die Larven zu fressen. Wichtig bei Schilf- und Bambusröhrchen ist, dass diese glatt abgeschnitten und nicht gequetscht werden und keine ausgefransten Enden haben. Daran würden sich die Wildbienen ihre empfindlichen Flügel verletzen.

Angebohrte Holzblöcke aus Esche, Buche und Eiche

Auch Holz bietet Insekten Unterschlupf. Für Nisthölzer eignet sich gut abgelagertes Hartholz ohne Rinde von Esche, Buche und Eiche. Nadelholz ist nicht geeignet, weil es zu stark fasert. Die Hartholzblöcke werden immer im Längsholz angebohrt, nicht im Stirnholz, also nicht auf der Seite der Jahresringe. Andernfalls entstehen Risse, in denen sich schädliche Pilze ansiedeln könnten.

Insektenhotel aus Holzblöcken und Halmen

Brigitte Passel/umweltberatung.at

Hartholzblöcke eignen sich gut für den Bau von Insektenhotels

Die Löcher sollten ebenfalls zwei bis neun Millimeter Durchmesser haben und fünf bis zehn Zentimeter tief sein. Der Mindestabstand der Löcher sollte zwei Zentimeter betragen und die Hinterseite immer verschlossen bleiben. Zusätzlich werden die Bohrlöcher mit Schmirgelpapier geglättet und das Sägemehl ausgeklopft. Ein engmaschiges Schutzgitter vor dem Holz im Abstand von zehn Zentimetern verhindert, dass Vögel die Insektenunterkunft plündern.

Wenn die Gäste ausbleiben

Bleiben die Nisthilfen leer, kann das mehrere Gründe haben. Bei Insektenhotels aus dem Handel sei oft der Durchmesser der Halme zu groß, so Björn Schoas. Die Lochgröße bestimmt, welche Insektenart sich ansiedelt. Die rostrote Mauerbiene etwa bevorzugt Lochgrößen von fünf bis sieben Millimeter. Andere Wildbienenarten brauchen noch engere Halme, damit sie dort ihre Brutgänge anlegen können. Passt die Größe nicht, wird die Nisthilfe gemieden.

Halme werden abgeschnitten

umweltberatung.at

Halme und Röhrchen sollen keine ausgefransten Enden haben

Auch schlechte Verarbeitung und scharfkantige Eingänge schrecken Wildbienen ab. Gänzlich ungeeignet seien fertige Insektenhotels, die sowohl Wildbienen als auch räuberischen Insekten Unterschlupf bieten, so Schoas. Dabei werde oft billiges Füllmaterial wie Kiefernzapfen, Holzspäne und Stroh verwendet, das Käfer und Spinnen anlockt. Diese räuberischen Insekten machen sich dann über die Wildbienen her.

Ein Topf für Ohrwürmer

Auch die Ansiedlung andere Nützlinge kann mit der geeigneten Unterkunft gefördert werden. Ohrwürmer zum Beispiel siedeln sich gerne in umgedrehten, mit Holzwolle oder Stroh gefüllten Blumentöpfen an, die an einem Baumstamm aufgehängt oder im Beet auf einem Stock aufgespießt werden. Die Ohrwürmer jagen nachts Blattläuse und Spinnmilben und fressen Insekteneier. Sie sollten deshalb nicht gemeinsam mit Wildbienen in einem Insektenhotel wohnen.

Für blattlausfressenden Florfliegen gibt es eigene, mit Stroh gefüllte Quartiere zur Überwinterung. Bei den im Handel angebotenen Florfliegenkästen sollte man darauf achten, dass die jalusieartigen Einflugsrippen mindestens 30 Zentimeter lang sind, so Gartenexperte Schoas.

Südseitige Lage bevorzugt

Nisthilfen werden am besten an einer regengeschützten und sonnenexponierten Stelle aufgestellt. Ideal ist süd- und südostseitig an einer Hausmauer mit mindestens einem Meter Abstand zum Boden. Auch auf dem Balkon werden diese Nisthilfen gerne besiedelt. Sind die Öffnungen des Insektenhotels verschlossen, bedeutet das, dass es bewohnt ist.

Eine Mauerbiene vor einer Nisthilfe

Monika Kupka/umweltberatung.at

Mauerbienen sind eine einzeln lebende Wildbienenart

Die passenden Nisthilfe allein sei jedoch nicht genug, um Wildbienen und anderen Insekten das Überleben zu sichern, so Björn Schoas von der Umweltberatung. Sie brauchen auch geeignete Blütenpflanzen. Wichtig seien daher vielfältige Strukturen wie Blumenwiesen, Wildobsthecken, Obstbäume und Totholz, die den Insekten sowohl Unterkunft als auch Nahrung bieten.

Karin Fischer, help.ORF.at

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