Viele Unklarheiten bei Maturareisen

Wegen der Coronavirus-Krise ist auch die Lage um die Maturareisen unsicher. Bei Schülerinnen und Schülern sowie Eltern herrscht Verwirrung, weil Veranstalter trotz der Unsicherheit auf Restzahlungen beharren. Konsumentenschützer appellieren an die Reiseveranstalter, Schülerinnen und Schülern flexible Lösungen anzubieten.

Bei den Konsumentenschützern der Arbeiterkammer (AK) Tirol informieren sich derzeit viele Jugendliche und deren Eltern wegen ihrer Maturareisen, die für das Ende des laufenden Sommersemesters im Juni und Juli 2020 geplant waren. Meist handelt es sich bei den Maturareisen um Pauschalreisebuchungen bei einem der am Markt etablierten Maturareiseveranstalter.

Veranstalter verlangen fällige Restzahlungen

Laut AK Tirol halten derzeit, Mitte April, soweit ersichtlich alle Veranstalter an den Buchungen fest und verrechnen auch die fälligen Restzahlungen. Ob die Reisen in zwei bis drei Monaten tatsächlich stattfinden können, sei aus heutiger Sicht aber fraglich.

Aufgrund der besonderen Art der Reisen, die sich an Maturantinnen und Maturanten richten, ergebe sich durch die Konsequenzen der Coronavirus-Krise eine spezielle Situation, so die AK Tirol. „Deshalb appellieren wir an die Maturareiseveranstalter, fair auf die Kunden zu zugehen und flexibler zu agieren als dies teilweise bisher geschieht.“

Stornieren, abwarten oder verhandeln

Die Konsumentenschützer weisen darauf hin, dass bei berechtigten Stornierungen aufgrund von konkreten Gefahren und Leistungseinschränkungen sowie bei Annullierung durch den Veranstalter selbst alle Zahlungen ohne Einschränkung an die Kunden zurückzuzahlen seien. Gutscheine müssten nicht akzeptiert werden. Das gelte auch für Maturareisen, sofern diese als Pauschalreise gebucht wurden.

Konkret gebe es bei Pauschalreisen drei Optionen: Sofort kostenpflichtig zu stornieren, die weitere Entwicklung abzuwarten und bei besserer Informationslage gegebenenfalls kostenlos zu stornieren oder sich mit dem Veranstalter einvernehmlich auf eine Umbuchung auf einen anderen Zeitpunkt zu einigen.

Partyangebot vermutlich eingeschränkt

Bei Matuareisen komme noch der Event-Charakter mit Partys und diversen Veranstaltungen dazu. Ob die Bereitstellung dieses Partyangebots in Zeiten des Coronavirus mit verbotenen oder eingeschränkten Veranstaltungsmöglichkeiten, Schutzmasken und Sicherheitsabstand möglich sein wird, sei heute fraglich. Ein solches explizit beworbenes Event-Angebot sei jedoch wesentlicher Vertragsbestandteil, der auch zu erfüllen sei.

Falls die Maturatermine zeitlich verschoben werden und mit den Reiseterminen kollidieren, kann dies nach Ansicht der Konsumentenschützer als Rechtfertigung für eine Verschiebung oder Stornierung der Reise argumentiert werden. Vorraussetzung ist aber, dass im Reisevertrag eine Bindung an der Maturatermin vorgesehen ist oder dieser Termin dem Vertrag ausdrücklich zugrunde gelegt wurde.

Umbuchungen für Schüler oft keine Option

Trotz der unsicheren Prognosen für die nächsten Monate würden Reiseveranstalter vielfach auf die vollständige Bezahlung des Reisepreises bestehen. Das sei rechtlich zulässig, solange der ursprünglich abgeschlossene Vertrag aufrecht ist und die Zahlungen so vereinbart wurden.

Trotzdem sollten die Veranstalter auf die – von keiner Seite verschuldeten – besonderen Umstände Rücksicht nehmen und auf Restzahlungen verzichten, solange die Reisedurchführung fraglich ist, fordert die AK Tirol. Maturareisen seien als zeitnaher Abschluss der Schulzeit konzipiert. Eine Umbuchung auf einen späteren Reisetermin sei daher für viele Schülerinnen und Schüler keine Option.

Allenfalls könne man der Zahlungsaufforderung auch eine „Unsicherheitseinrede“ entgegenhalten, wonach bei unsicherer Leistungserbringung Zahlungen zurückgehalten werden können. Das sei allerdings riskant, da die konkreten Gründe für die Unsicherheitseinrede bei Reisen im Juni und Juli schwer nachzuweisen wären.

Veranstalter für Verbot von Event-Maturareisen

Geht es nach dem Reiseveranstalter Splashline, sollten Event-Maturareisen im Ausland heuer wegen des hohen Ansteckungsrisikos generell verboten werden. Geschäftsführer Didi Tunkel fordert von der Bundesregierung eine rasche und verbindliche Entscheidung darüber sowie finanzielle Hilfen.

An die Branchenkollegen appelliert der Veranstalter, den Maturanten bzw. deren Eltern jetzt keine Rechnungen mehr zu schicken und im Falle einer Absage die Anzahlungen zurückzuzahlen sowie keine „kreativen Gutschein-Ideen“ zu erfinden.

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