Vorsicht beim Goldkauf im Internet

Gold gilt seit jeher als Krisenwährung. Aber ist der Ruf auch heute noch berechtigt? Im Internet kursieren verstärkt Angebote, die die momentane Krisenstimmung ausnutzen, um angeblich „glänzende“ Anlageprodukte an Käuferinnen und Käufer zu bringen. Wer in der augenblicklichen Situation in Gold investieren will, sollte dabei einiges beachten.

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Gold wirft keine Zinsen ab, ist aber weitgehend wertstabil. Dass Gold als Krisenwährung einen guten Ruf besitzt, habe wohl historische Gründe, meint Bernd Lausecker, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Ein guter Ruf, der bis heute anhält. Es sei eine Art selbsterfüllende Prophezeiung, meint Lausecker, da in Krisenzeiten das Thema Gold als Krisenanlage hochgespielt werde. Dieser Umstand werde natürlich auch von Goldhändlern zu Marketingzwecken bespielt, und die Leute springen darauf an, so Lausecker.

Experte: Gold derzeit so teuer wie nie

Ein Selbstläufer ist eine Kapitalanlage in Gold aber keineswegs. Vor allem zum Beginn einer Krise geben Börsen- und Goldkurse oft zeitgleich nach. Das hat auch der Beginn der Coronavirus-Pandemie deutlich gemacht. Außerdem sinkt der Goldkurs in der Regel wieder, wenn sich Börsenkurse erholen. Dennoch spreche nichts dagegen, ab einer gewissen Portfoliogröße Gold beizumischen. Je nach Vermögenslage rät der VKI-Finanzexperte zu 10 bis 15 Prozent. Keinesfalls aber solle man nun alle Anlagen verkaufen, um ausschließlich auf das begehrte Edelmetall zu setzen.

Wer angesichts der Coronavirus-Krise überlegt, Wertpapiere zu verkaufen und stattdessen in Gold zu investieren, sollte außerdem bedenken, dass Gold derzeit über dem historischen Höchststand notiert, sagt Lausecker: „So teuer war es eigentlich noch nie.“

Münzen und Barren oder Wertpapiere?

Wie lange die Wirtschaft darniederliegt und Börsenkurse eventuell weiter fallen, lässt sich im Moment allerdings schwer abschätzen. Wer also überlegt, Goldbarren oder Münzen zu kaufen, sollte sich an die Münze Österreich, an eine Bank, an die ÖGUSSA oder an einen seriösen Goldhändler wenden, so Lausecker. Zumindest wenn man daran denkt, tatsächlich in physisches Gold, also in Goldmünzen oder Goldbarren zu investieren.

Goldbarren im Goldtresorraum der Nationalbank

APA/Keystone/Martin Ruetschi

Von Goldbarren in dieser Größe können Internetkäufer bestenfalls träumen

Wer eine größere Summe in physische Goldanlagen investieren möchte, sollte aber bedenken, dass man sich dafür einen Tresor zulegen müsse, so der VKI-Experte. Außerdem müsse die Versicherung angepasst werden, um das Gold im Falle eines Einbruchs entsprechend abzusichern. Eine Alternative wäre es, in so genannte Gold-Exchange-Product-Funds (Gold-ETF) zu investieren. Dahinter verbergen sich Wertpapiere, die an der Börse gehandelt werden.

Gold-ETFs entwickeln sich analog zum Goldpreis. Dabei müsse man allerdings darauf achten, dass man Anlageprodukte erwirbt, die auch tatsächlich in physisches Gold investieren. Und das dürfte gerade in der momentanen Situation nicht ganz einfach sein. Aktuell sind viele Goldhändler leer gekauft, was auch zu den derzeit hohen Preisen führt. Manche Experten stehen dem „Papiergold“ daher eher skeptisch gegenüber, da ja auch ETF-Händler physisches Gold erst auf dem Markt beschaffen müssen.

Tagespreise immer im Auge behalten

Über den Goldpreis sollten sich potentielle Käuferinnen und Käufer selbst auf dem Laufenden halten. Denn Goldhändler wollen verdienen und verrechnen natürlich einen mehr oder weniger großen Aufschlag. Die Preise seien außerdem tagesaktuell, und man könne nicht garantieren, dass ein günstiges Angebot eines Händlers am darauffolgenden Tag nicht schon unterboten wurde, so Lausecker. Man müsse also die Preise über einen längeren Zeitraum vergleichen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Angebote günstig sind und welche nicht.

Foto eines Werbeschreibens der Firma Münzkontor

help.ORF.at

Vor Anbietern wie IMM oder dem Münzkontor sollte man auf der Hut sein

In Krisenzeiten sollte man besonders Acht geben, meint der Finanzexperte. Es sei zu befürchten, dass manche Goldhändler die augenblickliche Lage ausnützen und ihre Aufschläge nun etwas ausweiten. Besonders gefährlich seien momentan Angebote, die über das Internet kommen. Die Firma Münz-Institut (IMM) wird in diesem Zusammenhang besonders häufig kritisiert. Auch das Österreichische Münzkontor gehört zu den Anbietern, bei denen man auf der Hut sein sollte. Das Unternehmen wurde bereits wegen irreführender Werbung verurteilt. Bernd Lausecker warnt explizit vor vorschnellen Internetkäufen.

Stark überhöhte Preise für „Sonderprägungen“

Auf solchen Internetplattformen werden in der Regel keine Anlagemünzen gehandelt. Meist erhalte man so genannte Sonderprägungen, die angeblich einen hohen Sammlerwert erzielen sollen. Wenn man den realen Wert errechnet, werde man feststellen, dass diese Produkte in etwa den vier- bis fünffachen Preis des eigentlichen Goldwerts kosten. Die Webseiten dieser Internetanbieter seien meist professionell gestaltet und vermitteln Seriosität. Wirklich professionell sei hier aber nur das Marketing.

So werden etwa Goldbarren auf solchen Seiten meist in einer Größe von fünf bis sechs Zentimeter abgebildet. In Wahrheit sei deren Größe im Millimeterbereich angesiedelt, so Lausecker: „Wenn sie sich so etwas bestellen, ordern sie am Besten auch gleich eine gute Lupe mit.“

Generell rät der VKI-Finanzexperte aber dazu, wegen der momentanen Börsenkrise nicht sofort in Panik auszubrechen. Man habe in den letzten Jahren schon einige schwarze Börsentage erlebt, so Lausecker. Wer es sich leisten könne, sollte momentan davon absehen, seine Anlagen zu realisieren. In den meisten Fällen hätten sich die Kurse in absehbarer Zeit wieder erholt.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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