Viel Zeit für den Frühjahrsputz

Restaurants und Kinos zu, keine Verabredungen und viel Zeit zu Hause: In Coronavirus-Zeiten bleibt reichlich Gelegenheit für den Frühjahrsputz. Die Umweltberatung rät dabei von allzu viel Chemie ab. Denn ein übertriebener Feldzug gegen Schmutz und Keime gefährde die eigene Gesundheit und belaste die Umwelt.

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Fällt wegen der Ausgangsbeschränkungen die Decke auf dem Kopf, kann man die Zeit für einen ausgiebigen Frühjahrsputz nutzen. Auch Ungeübte greifen nun zu Staubsauger, Wischtuch und Besen.

Drei Putzmittel genügen

Zur Säuberung der eigenen vier Wände reichen wenige Mittel völlig aus. „Die Grundausstattung besteht aus einem Essig- oder Zitronensäurereiniger gegen Kalkflecken in Küche und Sanitärbereich, einem fettlösenden Küchenreiniger oder Geschirrspülmittel gegen fettigen Schmutz in der Küche und einem neutralen Allzweckreiniger für alle übrigen Wohnbereiche“, so Harald Brugger, Chemiker und Ökotoxikologe bei der Umweltberatung.

verschieden färbige Putztücher

APA/zb/Ralf Hirschberger

Mikrofasertücher in verschiedenen Farben: rot in der Küche, gelb für Bad

Spezielle Textilien aus Mikrofaser wirken wie eine feine Bürste und unterstützen die Reinigung. Grundsätzlich gilt: Kräftiges Scheuern kann einiges an Chemie einsparen. Die Putztücher sollten häufig gewechselt oder ausgekocht werden.

Reiniger nicht überdosieren

„Ökologische Mittel sind die beste Wahl für Umwelt und Gesundheit“, so Brugger. Denn viel Chemie heißt nicht automatisch mehr Hygiene. „Kraftvolle“ und damit vergleichsweise aggressive Reiniger wie stark saure oder alkalische Produkte können die Haut und empfindliche Oberflächen schädigen. Sie dürfen deshalb nur im gewerblichen Bereich verwendet werden. Oft tragen sie das Zeichen „ätzend“ oder „reizend“.

Auch bei ökologischen Putzmitteln ist es wichtig, die Dosierangaben auf der Verpackung zu beachten. Denn Überdosierung bringt nicht mehr Sauberkeit, sondern belastet die Umwelt unnötig. Und oft bewirkt ein Zuviel an Putzmitteln das Gegenteil: Wenn ein Putzmittelfilm an der Oberfläche klebt, bleiben Schmutzpartikel daran haften.

Fensternputzen bei bedecktem Himmel

Für leichte Verschmutzungen reicht oft Wasser, ganz ohne Putzmittel. Mit einem feuchten Mikrofasertuch lassen sich Armaturen und Glasflächen rasch und wirkungsvoll reinigen. Auch beim Fensterputzen genügen Wasser und ein Mikrofasertuch.

Fensterabzieher und Mikrofasertuch

umweltberatung.at

Der meiste Schmutz lässt sich mit Mikrofasertüchern und Wasser entfernen

Für gröbere Verschmutzungen bei Fenstern empfiehlt die Umweltberatung einen Spritzer Geschirrspülmittel oder einen ökologischen Fensterreiniger. Diese Fensterreiniger kommen ohne giftiges Ammoniak aus. Wenn es sehr sonnig ist und die Scheibe deshalb schnell abtrocknet, können sich jedoch Schlieren bilden. Am besten wischt man gleich mit einem trockenen Tuch nach.

Was gegen Kalkflecken hilft

Verkalkte Fliesen und Armaturen im Bad lassen sich ebenfalls mit Wasser und Mikrofasertüchern reinigen. Eventuell hilft auch ein Schuss Essigessenz im Wasser im Verhältnis von eins zu zwei oder Zitronensäure - bis zu zwei Teelöffel auf einen Liter Wasser. Sehr stark saure Reiniger können jedoch die Fugenmasse rissig werden lassen. Schmutz setzt sich noch leichter darin ab. Auch Schimmel in der Dusche lässt sich mit Essig entfernen.

Backofenreiniger unnötig

Starker, fettiger Schmutz wie zum Beispiel im Backrohr brauche keine Spezialmittel, sondern Zeit, so Brugger. Am besten entfernt man Verschmutzungen im noch warmen, aber nicht heißen Backrohr und am Herd sofort. Wer Geschirrspülmittel oder Neutralreiniger über Nacht einwirken lässt, kann den Schmutz am nächsten Tag leichter wegreiben. Bei starken Verkrustungen fettlösenden Küchenreiniger oder ein mildes Scheuermittel dünn auftragen und über Nacht einwirken lassen.

Vorsicht bei Desinfektionsreiniger

Desinfektionsreiniger sind nach Ansicht der Umweltberatung trotz Coronavirus-Krise für den Frühjahrsputz nicht nötig. „Für gesunde Personen sind die herkömmlichen Reinigungsmittel zum Putzen völlig ausreichend. Das empfiehlt auch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)“, so Chemiker Brugger. Desinfektionsmittel sollten nur dort verwendet werden, wo es aus medizinischenh Gründen notwendig ist.

Außerdem könnten Desinfektionreiniger die Atemwege schädigen und Allergien auslösen. Für die Umwelt können Desinfektionsmittel schädlich sein, weil sie Wasserorganismen abtöten und die Funktion von Kläranlagen stören können.

Auf Labels achten

Ökologische Hinweise wie „natürlich“, „schonend“ und „umweltfreundlich“ auf der Packung sagen noch nichts über die tatsächlichen Umweltstandards des Produkts aus. Wirklich umweltfreundliche Produkte tragen Gütezeichen, die nach bestimmten Kriterien zertifiziert sind.

Eine Frau reinigt eine Toilette

dpa - Bildfunk

Abflussreiniger sollten nicht mit säurehaltigen Reinigern gemischt werden

Seriöse Gütezeichen, die für Reinigungsmittel in Österreich verwendet werden, sind das „Österreichische Umweltzeichen“, das „EU-Ecolabel“ und der „Blaue Engel“. Diese drei Labels stellen höchste Anforderungen an die Gesundheits- und Umweltverträglichkeit der verwendeten Inhaltsstoffe und das Verpackungsmaterial. Wasch- und Reinigungsmittel mit diesen Labels enthalten kein Mikroplastik.

Tipps für Einsteiger

Wer Zimmer für Zimmer reinigt, anstatt an allen Ecken und Enden etwas anzufangen, hat rasch Erfolgserlebnisse. „Von innen nach außen und von oben nach unten“, lautet die Devise. Kästen und Laden zuerst innen putzen. Dann von oben nach unten putzen, zuerst die Regale, dann den Boden, weil der Staub beim Abstauben zu Boden sinkt.

Mikrofasertücher eigenen sich zwar für glatte Oberflächen bestens, aber nicht für geölte Holzböden, Möbel aus Vollholz, Plexiglas und glänzende Kunststoffoberflächen. Holzoberflächen sollten nicht zu nass, sondern nur nebelfeucht gewischt werden.

Reinigungsmittel selbst herstellen

Die Umweltberatung betrachtet DIY-Reinigungsmittel wegen der Verwechslungsgefahr von chemischen Stoffen als eher kritisch. Für ganz einfache Mittel gibt es aber zwei Rezepte.

Ein DIY-Entkalker mit Zitronensäure eignet sich für für Kaffeemaschinen, Wasserkocher und Teekessel. Dafür zwei Esslöffel Zitronensäure in einem Liter Wasser auflösen, die Mischung in den Wassertank füllen und halb durchlaufen lassen, abschalten. Nach frühestens einer Stunde wieder einschalten, gründlich mit Wasser nachspülen. Diese Mischung kann auch zur Kalkentfernung auf Glasflächen verwendet werden. Alternative kann man auch Wasser und Haushaltsessig im Verhältnis 1:1 mischen. Nur bei einer Wasserhärte deutlich über 10° dH muss von Zeit zu Zeit entkalkt werden.

Fürs das Fensterputzen eignet sich eine Mischung aus ¾ Liter Wasser, ¼ Essig und 1 Spritzer Geschirrspülmittel. Zitronensäure, Essig und Geschirrspülmittel bekommt man im Supermarkt.

Frühjahrsputz als Fitnessprogramm

Putzen kann auch ganz schön anstrengend sein, vor allem das Fensterputzen. Auch beim Bad- und Fliesenschrubben werden Arm- und Bauchmuskulatur kräftig beansprucht. Zwei Stunden Frühjahrsputz verbrauchen je nach Berechnung zwischen 300 und 600 Kilokalorien. Das entspricht ungefähr einer Stunde Training im Fitnessstudio.

Karin Fischer, help.ORF.at

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