Günstiges Windows: Was man beim Kauf beachten sollte

Windows 10 Pro wird zu den unterschiedlichsten Preisen angeboten. Während Microsoft für sein Betriebssystem über 200 Euro verlangt, bieten andere Händler Aktivierungsschlüssel schon ab etwa vier Euro an. Kann man bei solchen Schnäppchen dennoch bedenkenlos zuschlagen?

Sendungshinweis

„Help“, das Ö1-Konsumentenmagazin, jeden Samstag um 11.40 Uhr in Radio Ö1.

Jetzt auch als Podcast.

Wer das Betriebssystem Windows 10 Pro kaufen möchte, findet im Internet eine Vielzahl unterschiedlichster Angebote. In Onlineshops werden Aktivierungsschlüssel schon ab etwa vier Euro angeboten. Andere Anbieter verlangen 70 Euro oder mehr.

Experte: Finger weg vom Vier-Euro-Windows

Allesamt beachtliche Schnäppchenpreise. Wirft man nämlich einen Blick in den offiziellen Microsoft-Store, so kostet Windows Pro dort satte 259 Euro. Was also tun? Von besonders günstigen Aktivierungsschlüsseln, die auch in seriösen Onlinemarktplätzen wie Amazon angeboten werden, sollte man in jedem Fall die Finger lassen, sagt Axel Vahldiek, Redakteur beim deutschen Computermagazin „c’t“. Wenn ein Programm, das üblicherweise knapp 300 Euro kostet, um vier Euro angeboten wird, dann könne sich jeder vernünftige Verbraucher selbst ausrechnen, wie seriös das Ganze ist, so Vahldiek.

Üblicherweise werde in solchen Fällen keine Lizenz angeboten, so Vahldiek. Diese ist aber notwendig, um das Programm legal nutzen zu können. Anwenderinnen und Anwender erhalten lediglich einen Installationsschlüssel. Damit könne man das Programm zwar installieren, wie legal das Ganze sei, stehe aber auf einem ganz anderen Blatt. Bei extrem niedrigen Preisen können Konsumentinnen und Konsumenten davon ausgehen, dass es rechtswidrig ist, das erworbene Produkt zu nutzen, so der „c’t“ Fachredakteur.

Gebrauchte Software darf man weiterverkaufen

In solchen Fällen sei es auch gleichgültig, ob für die Windows-Version, die man erwerben möchte, nun vier Euro oder 80 Euro verlangt wird. Der Preis sage über die Seriosität des Angebots gar nichts aus, so Vahldiek. Viele Anbieter würden bewusst höhere Preise ansetzen, um damit den Anschein der Seriosität zu erwecken. Letztlich sei ein Kauf rechtlich aber ebenso bedenklich wie bei anderen Billiganbietern.

Screenshot der Accessibility-Website von Microsoft

Microsoft

Gratis-Update auf Windows 10 ist weiterhin möglich

Eine Möglichkeit, zu einer günstigen Windows-Version zu kommen, sei der Griff zu gebrauchter Software. Microsoft und andere Softwarehersteller weisen zwar gerne darauf hin, dass man ihre Produkte nicht weiterverkaufen dürfe. Man habe nur die Nutzungsrechte erworben, der Datenträger selbst bleibe aber im Besitz des Unternehmens, heißt es dann meist. Dies sei jedoch reine Panikmache, sagt Vahldiek. Wer einen gebrauchten Windows-Datenträger besitzt, kann diesen sehr wohl legal weiterverkaufen. Man müsse sich aber im Klaren sein, dass man damit auch die Nutzungsrechte abgibt, das Programm also selbst nicht mehr verwenden darf.

Ein Aktivierungsschlüssel ist keine Lizenz

Greift man bei einem Händler zu gebrauchter Software, rät der „c’t“-Experte allerdings zur Vorsicht. Es stelle sich in solchen Fällen nämlich die Frage, ob der Händler den Datenträger überhaupt herstellen durfte. Professionelle Händler benötigen dafür ein Vervielfältigungsrecht von Microsoft. Dieses stelle der Computerkonzern aber nur ausgesuchten Partnerhändlern zur Verfügung, so Vahldiek. Diese Partnerhändler würden ihrerseits das Betriebssystem nicht zum Diskontpreis anbieten. Wer bei einem beliebigen Händler kauft, läuft also Gefahr, zwar einen funktionstüchtigen Datenträger zu erhalten, aber dennoch keine Nutzungsrechte für das Programm zu besitzen, so der Experte.

Windows 10 Startbildschirm

Microsoft

Ohne gültige Lizenz darf man Microsofts Betriebssystem eigentlich nicht nutzen

Wer Windows 10 verwenden möchte, benötigt eine gültige Softwarelizenz. Aktiviert wird das Programm über einen Microsoft-Server. Während der Aktivierung wird die Gültigkeit der Lizenz überprüft. Bei dieser Überprüfung sei Microsoft zunächst durchaus großzügig und lässt in der Regel auch Lizenznummern zu, die bereits vergeben wurden. Dies liege daran, dass Microsoft nicht ausschließen kann, dass ein berechtigter Nutzer beispielsweise seinen Rechner neu aufsetzen möchte oder das Programm auf einem neu erworbenen PC installiert, so Vahldiek. Daher könne es natürlich passieren, dass der Server die Lizenz nicht mehr akzeptiert, wenn man das Programm zu einem späteren Zeitpunkt neu installieren möchte.

Gefälschte Lizenzen gäbe es erfahrungsgemäß zwar nicht, sagt Vahldiek. Bei gebrauchter Software könne es aber natürlich vorkommen, dass die Lizenz mehrmals im Einsatz sei, weil das Programm auf mehreren Rechnern unter derselben Lizenz läuft. Als Käufer von gebrauchten Windows-Versionen habe man keine Möglichkeit, vor dem Kauf zu überprüfen, ob eine Lizenz mehrfach verwendet wird oder nicht.

Mit System-Builder-Lizenz rund 100 Euro sparen

Anwenderinnen und Anwender, die eine Windowsversion ohne gültige Lizenz betreiben, handeln in jedem Fall rechtswidrig. Bei einem einzelnen Lizenzverstoß werde dies in der Praxis zwar meist ohne Konsequenzen bleiben, wer jedoch mehrere Programme rechtswidrig betreibt, müsse durchaus mit juristischem Ärger rechnen, so Vahldiek. Auf diese Weise können durchaus auch Privatanwender Probleme bekommen, warnt der Fachredakteur. Etwa, wenn man mehrere ungültige Lizenzen für einen privaten Verein erworben hat.

Konsumentinnen und Konsumenten, die beim Windowskauf sparen möchten, empfiehlt der „c’t“-Experte zu so genannten System-Builder-Lizenzen zu greifen. Microsoft stellt diese Lizenzen Händlern zur Verfügung, die eigens konfigurierte PC-Systeme für ihre Kunden zusammenstellen. Die günstigeren System-Builder Lizenzen ermöglichen es dem Händler, das Betriebssystem auf mehreren PC-Systemen vorinstallieren zu können. Dank diverser europäischer Gerichtsentscheidungen dürfen System-Builder-Lizenzen von den Händlern auch separat angeboten werden. Den damit verbundenen Preisvorteil können die Händler somit auch an ihre Kunden weitergeben. Beim Kauf einer System-Builder-Lizenz kann man gut und gern 100 Euro sparen. Darüber hinaus könne man sicher sein, dass man rechtlich auf der sicheren Seite ist und kein juristischer Ärger droht, so „c’t“ Redakteur Vahldiek.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

Link