Onlineabos: Stolperfallen im Internet

Kostenlosen Testzugängen zu Onlinediensten sollte man mit Vorsicht begegnen. Viele führen nach Ablauf der Probezeit automatisch in einen kostenpflichtigen Vertrag. Eine Wienerin buchte bei Sofatutor - einer Plattform für Lerninhalte - ein Abo, das mit 18 Euro im Monat angepriesen wurde. Nach dreißig Tagen wurden 430 Euro von ihrem Konto abgebucht.

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Die deutsche Onlineplattform Sofatutor bietet Lernvideos und Übungsmaterialien für Schüler an. Dreißig Tage lang kann man das Service kostenlos testen, danach wird aus dem Probeabo ein bindender und kostenpflichtiger Vertrag. Eine Lehrerin aus Wien wollte ihren Schülern ein Tiervideo vorführen und buchte dafür den Premiumzugang, der mit 17,95 Euro im Monat angepriesen wurde. Nach Ablauf des Probezeitraums förderte ein Blick auf ihr Konto eine unangenehme Überraschung zu Tage.

Kundin: Habe wohl das Kleingedruckte nicht gelesen

In einer Mail an help.ORF.at schreibt die betroffene Konsumentin: „Nach schriftlichem Kontakt mit dem Kundenservice von Sofatutor sieht es so aus, als hätte ich einfach das Kleingedruckte nicht gelesen. Sofatutor hat sofort den gesamten Betrag für das 24-Monat-Abo abgebucht. Eine Abbuchung von € 17,95 pro Monat, mit der Möglichkeit jedes Monat zu kündigen, hätte ich noch nachvollziehen können.“

Preisliste bei Sofatutor

Screenshot: Sofatutor

Die Monatskosten springen sofort ins Auge, die Gesamtkosten muss man suchen

Die monatlichen Kosten von 17,95 Euro für das 24-Monate-Premium-Paket sind deutlich sichtbar auf der Webseite des Unternehmens zu sehen. Den Betrag für den gesamten Vertragszeitraum von immerhin 430,92 Euro sieht man nur im Kleingedruckten, kritisiert der Leiter der Watchlist Internet Thorsten Behrens. Grundsätzlich wäre es zu begrüßen, wenn die Gesamtkosten, die ja letztlich vom Konto abgebucht werden, in der gleichen Schriftgröße angegeben wären, um einen genauen Überblick über die Bestellung zu haben.

Sofatutor: Unübersichtlich, aber nicht rechtswidrig

Von einer Abofalle, die darauf abzielt, Verbraucherinnen und Verbraucher in hohe Unkosten zu locken, könne bei Sofatutor dennoch keine Rede sein, so Behrens. Die gesetzlichen Bestimmungen für den Abschluss von Onlineverträgen würden eingehalten. Man erhalte zahlreiche Auswahlmöglichkeiten. Hinsichtlich der Zahlungsvarianten können potentielle Kundinnen und Kunden beispielsweise zwischen einem sechsmonatigem Abo und dem Zweijahresvertrag wählen. Durch den kostenlosen Testzugang würde auch ein einmonatiges Kündigungsrecht eingeräumt. Wer aber vergesse, das Abo rechtzeitig zu stornieren, sei einen gültigen Vertrag eingegangen und dementsprechend auch zahlungspflichtig, so Behrens.

Bestellmaske auf Sofatutor

Screenshot: Sofatutor

In zwei Minuten zu einem Gratiszugang, der bald kostenpflichtig wird

Der Wienerin waren die Gesamtkosten jedenfalls nicht bewusst, als sie auf den Button mit der Aufschrift „Jetzt kaufen“ geklickt hat. Der Fehler der Kundin habe durchaus auch mit dem Aufbau der Webseite zu tun, so der Watchlist-Internet-Chef. Man erhalte während eines kurzen Zeitraums eine Fülle an Auswahlmöglichkeiten und Informationen, die Konsumentinnen und Konsumenten häufig überfordern. Eine Taktik, die viele Onlineanbieter ganz bewusst anwenden würden, um ihre zukünftigen Kundinnen und Kunden dazu zu bewegen, letztlich die teuerste Vertragsvariante abzuschließen.

Experte: Klage wäre wahrscheinlich erfolgreich

In einer Stellungnahme gegenüber help.ORF.at hält Sofatutor fest, dass an mehreren Stellen darauf hingewiesen werde, dass das Testabo nach dreißig Tagen in einen kostenpflichtigen Vertrag übergeht. Außerdem heißt es: „Die Angabe aller drei Preise in Monatspreisen dient der besseren Vergleichbarkeit. Des Weiteren bieten wir Kunden innerhalb der Testphase und selbst nach der Testphase noch die Möglichkeit an, die Zahlungsweise zu ändern.“

Das Vorgehen von Sofatutor ist per se nicht rechtswidrig. Watchlist-Internet-Leiter Behrens geht dennoch davon aus, dass das Unternehmen angewiesen würde, den Aufbau der Webseite übersichtlicher zu gestalte, falls es etwa im Rahmen eines Musterprozesses vor einem Richter landen würde.

Vor Onlineverträgen ist Vorsicht geboten

Das Unternehmen Sofatutor ist nicht die einzige Onlineplattform, die bei Vertragsabschlüssen gerne etwas forsch vorgeht. Etwa indem man intensiv mit Testzeiträumen wirbt, die dann in kostenpflichtige Verträge übergehen. Anbieter wie Dropbox und Datingplattformen, wie Parship und Elite Partner agieren ähnlich. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das, immer konzentriert und aufmerksam zu bleiben, wenn man im Internet ein Abo abschließen möchte.

Sobald Geld im Spiel ist werde die Sache generell etwas unübersichtlich, so Behrens. Ab dem Moment gelte es intensiv darauf zu achten, welche Kosten unter Berücksichtigung aller Steuern und Abgaben tatsächlich auf einen zukommen. Auch sollte man sich genau über die Kündigungsbedingungen informieren und darüber, unter welchen Bedingungen sich das Abo verlängern kann. All diese Informationen müssen im Rahmen des Bestellprozesses an irgendeinem Punkt vermerkt sein und sollten in Augenschein genommen werden, bevor man einen Bestellbutton drückt, so Behrens.

Paul Urban Blaha, help.ORF.at

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